Meade Glenn
Hausmeister der Wentworth-Wohnanlage erinnerte sich, sie vor sechs Wochen zum ersten Mal gesehen zu haben. Sie hatte ihren Sohn am 22. Juli im Gefängnis besucht, den Besuch am 21. Oktober hingegen versäumt. Möglicherweise war sie innerhalb dieses Zeitraumes in die USA eingereist. Unter welchem Namen sie eingereist war, das stand in den Sternen.
Murphy vermutete, dass sie einen gefälschten Reisepass benutzt und bei der Einwanderungsbehörde eine falsche Adresse angegeben ha tte. Er war nicht besonders optimistisch, aber er musste der Spur nachgehen.
»Alle Immigrationslisten zwischen dem 16. Juli und dem 17.
Oktober müssen gründlich gecheckt werden. Wir brauchen eine Aufstellung aller im Nahen Osten geborenen Frauen, die in diesem Zeitraum in unser Land eingereist sind. Beschränkt die Suche auf Frauen zwischen dreißig und fünfundvierzig. Nehmt euch zuerst die Ostküste vor und untergliedert sie in die einzelnen Nationalitäten. Mich interessieren in erster Linie Frauen aus dem Libanon, und vor allem aus Sur.«
Murphy nahm einen Stift und einen Block vom Schreibtisch.
»Besonderes Augenmerk gilt dieser hier.« Er schrieb die Daten auf einen Zettel: Karla Sharif, ihr Geburtsdatum, ihren Geburtsort und ihren Geburtsnamen, Karla Dousad. »Sie könnte einen dieser Namen benutzt haben. Versucht, alles über Karla Dousad herauszufinden. Ihre Eltern haben vor fünfundzwanzig Jahren als palästinensische Immigranten in New York, wo sie geboren wurde, gelebt. Ich will wissen, welche Schulen sie besuchte, wo die Familie lebte und ob es Verwandte hier gibt.
Die Sache eilt, Larry.«
Soames hob die Augenbrauen. »Eine heiße Spur?«
»Ja, könnte sein. Fangt sofort an.«
19.59 Uhr
»Die Leitung steht, Mr. President.«
Im Krisenraum kehrte Stille ein, als die Stimme des Technikers, der sich in der Kommunikationszentrale gleich nebenan aufhielt, durch die Lautsprecher dröhnte. »In zehn Sekunden steht die Satellitenfunkverbindung nach Afghanistan.«
Auf den Gesichtern des Präsidenten und seiner Berater spiegelte sich Erschöpfung. Alle waren sich darüber bewusst, gleich die Stimme des Mannes zu hören, der einer halben Million Amerikaner nach dem Leben trachtete. »Fünf Sekunden, Mr. President. Vier - drei - zwei - eins…«
Eine Sekunde später waren leise Funkgeräusche zu hören.
Bob Rapp warf Janet Stern einen unsicheren Blick zu, um eine letzte Bestätigung für seine Vermittlerrolle zu erhalten. Sie nickte ungeduldig.
»Mr. Hasim… sind Sie da?« Rapps Stimme bebte vor Nervosität. Einer der beiden Dolmetscher übersetzte seine Frage. Keine Sekunde später erfolgte die Antwort.
»Ja, ich bin da. Hier ist Abu Hasim.«
Seine Stimme, die über eine abhörsichere Leitung in den Krisenraum drang, hatte einen unwirklichen, blechernen Klang.
Sie hörte sich an, als käme sie von einem fernen Planeten.
»Mr. Hasim, hier spricht Bob Rapp, ein Berater des Präsidenten. Ein Dolmetscher des Außenministeriums steht neben mir, um unser Gespräch zu übersetzen.«
»Das ist liebenswürdig«, sagte Hasim, als der Dolmetscher verstummte. »Ich bin nun bereit, mit Ihrem Präsidenten zu sprechen.«
»Mr. Hasim«, erwiderte Rapp höflich. »Ich möchte Ihnen im Namen des Präsidenten zunächst einmal versichern, dass wir ernsthaft bemüht sind, Ihre Forderungen schnellstens zu erfüllen. In diesem Augenblick hält der Präsident mit seinen Ministern eine Sitzung ab, um über die notwendigen Schritte zu beraten. Daher hat er mich gebeten, als sein Vermittler aufzutreten und mit Ihnen ein paar wichtige Punkte zu klären.
Ein großes Problem stellt der Rückzug unserer Truppen aus der Golfregion innerhalb der verbleibenden fünf Tage dar. Der Rückzug der gesamten Truppen innerhalb einer so kurzen Frist würde zweifellos das Interesse der Öffentlichkeit und der Medien wecken. Sie verlangen jedoch, Ihre Forderungen vor der Öffentlichkeit geheim zu halten. Dieses Problem muss dringend gelöst werden, Mr. Hasim. Wir wären Ihnen für Ihre Ratschläge sehr dankbar.«
Während sich der Dolmetscher an die Arbeit machte, lehnte sich Rapp zurück und strich sich ängstlich mit der Zunge über die Lippen. Sein Blick wanderte zu den beiden Psychologen, die neben dem Präsidenten saßen. Sie schienen zufrieden zu sein.
Young lächelte ihn sogar an. Rapp hatte sich schnell in seine Vermittlerrolle eingefunden. Der Präsident hob den Daumen.
Rapp seufzte erleichtert.
Nachdem der Dolmetscher Rapps Worte übersetzt hatte,
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