Meade Glenn
Rückzug vor der Öffentlichkeit rechtfertigen.«
Es herrschte eine Weile Schweigen, ehe Hasim antwortete. Er war merklich ungehalten. »Ihr Amerikaner hört einfach nicht richtig zu. Sie kennen meine Forderungen. Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich kein Gespräch mit Ihnen führen will.
Trotzdem bitten und betteln Sie unaufhörlich. Ihre hartnäckigen Versuche, mit mir zu verhandeln, verärgern mich maßlos, Mr.
President. Leider haben Sie einen noch gravierenderen Fehler begangen.«
»Welchen?«
»Sie haben mich belogen. Es scheint, als nähmen Sie meine Forderungen keineswegs ernst.«
Der Präsident schaute seine Berater fragend an, nachdem der Dolmetscher Hasims Antwort übersetzt hatte. Ehe sie etwas sagen konnten, fuhr Hasim fort. »Sie haben doch gar nicht vor, meine Forderungen zu erfüllen. Mit Ihrer Bitte um meine Hilfe wollen Sie lediglich Zeit gewinnen. Sie wollen die verbleibenden fünf Tage nutzen, um den Sprengsatz vor Ablauf des Ultimatums zu finden. Diese Hoffnung hegen Sie, Mr.
President. Sie ist vergebens, auch wenn das FBI Mitglieder einer meiner Zellen aufgespürt und angegriffen hat. Durch Allahs Gnade konnten sie entkommen. In den Vereinigten Staaten halten sich viele meine Anhänger versteckt. Sie können sie nicht alle aufspüren. Selbst wenn Sie alle meine Anhänger in Ihrem Land finden und töten, hindert es mich nicht daran, meine Drohung zu realisieren.«
Nach einer kurzen Pause fuhr Hasim fort: »Ein Rückzug von fünfzehn Prozent Ihrer Truppen reicht nicht aus. Nur wenn Sie jeden einzelnen amerikanischen Soldaten zurückziehen und alle meine Forderungen erfüllen, können Sie Ihre Hauptstadt und die Bürger Washingtons retten. Das scheinen Sie noch nicht verstanden zu haben. Offenbar bin ich gezwungen, Ihnen für meine Entschlossenheit und die meiner Anhänger Beweise zu liefern. Wir sind bereit zu sterben, um Amerika ins Verderben zu stürzen. Dies ist meine letzte Warnung. Sollten Sie ihr keine Beachtung schenken, folgt die Vernichtung Ihrer Hauptstadt.«
Als der Präsident die Übersetzung vernahm, geriet er in Panik und versuchte, Hasim zu unterbrechen. »Nein, bitte, hören Sie mir zu…«
Es folgte eine scharfe Erwiderung. »Wenn Sie mich noch einmal unterbrechen, beende ich augenblicklich das Gespräch.
Hören Sie mir nun gut zu, Mr. President. Die Verantwortung dafür tragen Sie und Ihre Berater. Durch Ihre Unnachgiebigkeit und Ihre sinnlose Hoffnung haben Sie unschuldige Menschen zum Tode verurteilt. Diese letzte Warnung gibt Ihnen Gelegenheit, Ihre Lage noch einmal gründlich zu überdenken.
Sie werden endlich einsehen, was Sie tun müssen. Die Zeit für Lügen und leere Versprechungen ist vorbei. In knapp vier Stunden also um Mitternacht - werden Sie einen erneuten Beweis für die Ernsthaftigkeit meiner Absichten erhalten. Dann sprechen wir uns wieder. Bis dahin, Mr. President, möge Gott den Seelen, die Sie zum Tode verurteilt haben, gnädig sein.«
50
Washington, D. C.
21.05 Uhr
»Ich bin müde, Mama.«
»Ich weiß, Liebling, aber es ist wichtig. Deine Mama muss mit Jack sprechen. Du bekommst eine Pizza und einen Erdbeermilchshake, einverstanden?«
Nikki strich ihrem quengeligen Sohn übers Haar und schob ihn in die Pizzeria an der Ecke der 10. und der E Street. Daniel hätte scho n längst im Bett liegen müssen. Nikki gefiel es nicht, ihn um diese Zeit mit ins Restaurant zu nehmen, doch leider blieb ihr keine andere Wahl. Sie hatte es nicht übers Herz gebracht, ihre Mutter zu bitten, auf Daniel aufzupassen, denn heute war ihr Bridgeabend. Vermutlich hätte sie ihn ausfallen lassen, aber Nikki wollte die Gutmütigkeit ihrer Mutter nicht ausnutzen. Daher hatte sie ihn abgeholt, ins Auto gepackt und war mit ihm hierher gefahren. Die Pizzeria war mit dem Wagen in zehn Minuten zu erreichen.
Sie setzten sich ans Fenster. Als die Kellnerin kam, bestellte sie für sich einen Kaffee und für Daniel eine kleine Pizza Margarita und einen Milchshake. Um ihn abzulenken, gab sie ihm die Stifte und das Malbuch aus seinem kleinen Barney-Ranzen.
»Zeig mir doch mal, wie schön du malen kannst.«
Während Daniel die Seiten des Malbuchs bekritzelte, schaute Nikki erwartungsvoll auf die FBI-Zentrale. In dem Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite brannten überall Lichter. In der Tiefgarage herrschte ungewöhnlich reger Betrieb, worüber sich Nikki wunderte. Immerhin war es schon kurz nach neun.
In dem Viertel rund um die FBI-Zentrale wurde es nach
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