Meade Glenn
darauf aufmerksam machen.«
Der Präsident seufzte. Das bevorstehende Gespräch mit dem russischen Präsidenten lag ihm schwer im Magen. Er wollte ihn über das Bombenattentat auf der 10. Straße und Hasims neues Ultimatum informieren. Hauptsächlich würde es in dem Gespräch jedoch um die Freilassung der russischen Gefangenen gehen. Kuzmin würde es gar nicht gefallen, was er ihm zu sagen hatte. Der amerikanische Präsident hatte vor, Kuzmin stark unter Druck zu setzen, damit er die Gefangenen freiließ. »Okay, das ist ein ernstes Problem, aber es ist nicht unser Problem. Es ändert nichts an unserer Situation. Wir sitzen in der Klemme und haben noch immer keine Lösung gefunden. Hasim wird den Sprengsatz zünden, wenn wir seine Forderungen nicht erfüllen.«
»Ja, Sir, die Lage ist sehr ernst. Ich bitte Sie trotzdem noch um einen Augenblick Geduld.« Stevens ging zu dem Aufnahmegerät. »Hasim vermutete ganz richtig, dass Sie Zeit gewinnen wollen und wir die verbleibenden fünf Tage nutzen werden, um den Sprengsatz zu finden. Natürlich kann er sich das an fünf Fingern ausrechnen, aber für mich hörte es sich so an, als hätte er es genau gewusst. Außerdem bin ich ganz sicher, dass bereits alles für den Bombenanschlag vorbereitet war, ehe er Sie der Lüge bezichtigte. Es gehörte alles zu seinem Plan, den Druck auf uns zu verstärken. Kuzmin ist doch über unser Vorgehen nicht im Bilde, oder?«
Der Präsident schüttelte den Kopf. »Nein, darüber habe ich nicht mit ihm gesprochen.«
»Wie schon gesagt, könnte er vermutet haben, dass wir den Sprengsatz suchen, um den Anschlag zu vereiteln. Meines Erachtens hat er auch unseren Trick, Bob Rapp als Vermittler einzusetzen, zu schnell durchschaut.«
»Stevens, worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
»Ich komme nun zum dritten und letzten Punkt. Bitte hören Sie sich diese Sätze aufmerksam an, Sir. Es ist sehr wichtig. Es ging um die restlichen Gefangenen und Hasims Erwiderung.«
Stevens spulte das Band zurück und drückte auf Start. Der Dolmetscher übersetzte Hasims Worte:
»… Sie sagten, das Schicksal der anderen Häftlinge läge nicht in Ihrer Hand. Das stimmt nicht, Mr. President. Ihnen steht eine enorme militärische und finanzielle Macht zur Verfügung, die Sie nutzen können, um Ihren Einfluss auf diese Staaten geltend zu machen. Letztendlich wäre es für Sie kein Problem, sicherzustellen, dass alle Gefangenen freigelassen werden.«
Stevens drückte auf Stopp.
Der Präsident hob den Blick. »Spannen Sie mich nicht länger auf die Folter, Stevens.«
»Okay. Alle Gespräche im Krisenraum werden aufgezeichnet.
Nachdem ich mir diese Sätze zum dritten und vierten Mal angehört hatte, machte es in meinem Kopf klick. Die beiden letzten Sätze kamen mir bekannt vor. Daher hörte ich mir alle Bänder noch einmal an. Die Sätze, die ich Ihnen soeben vorgespielt habe, sind identisch mit den Sätzen, die Bob Rapp bei unserer ersten Sitzung im Krisenraum äußerte.
› Ihnen steht eine enorme militärische und finanzielle Macht zur Verfügung, die Sie nutzen können, um Ihren Einfluss auf diese Staaten geltend zu machen. Letztendlich wäre es für Sie kein Problem sicherzustellen, dass alle Gefangenen freigelassen werden.‹
Jedes Wort stimmt überein. Sogar die Betonung ist identisch.
Um ganz sicherzugehen, bat ich den Dolmetscher um eine erneute Übersetzung. Sie war mit der ersten identisch.«
Der Präsident richtete sich auf und warf Stevens einen fragenden Blick zu. »Kommen Sie auf den Punkt.«
»Es geht um Folgendes: Rapps Äußerung stimmt mit der von Abu Hasim exakt überein. Ein Zufall ist doch mehr als unwahrscheinlich, oder? Selbst wenn wir eine zufällige Übereinstimmung einräumen, hört es sich ga nz so an, als hätte einer die Worte des anderen gehört und wiederholt. Wenn wir nun die beiden anderen Auffälligkeiten hinzunehmen - Hasims Äußerung über die Bomber und die Gefangenen -, müssen wir uns eine äußerst alarmierende Frage stellen.« Stevens holte tief Luft. »Könnte Hasim seine Informationen möglicherweise aus dem Weißen Haus bezogen haben?«
57
New Jersey
13. November, 10.00 Uhr
Es war ein kalter sonniger Morgen. Ishim Razan und Nikolai Gorev spazierten über den Kiesweg, der sich durch den Garten der Villa schlängelte. Gorev zündete sich eine Zigarette an.
»Steckst du in argen Schwierigkeiten?«, fragte Ishim ihn.
Gorev zuckte mit den Schultern. »Es wäre besser, wenn du mir keine Fragen stellst,
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