Meade Glenn
Sie einen Krankenwage n.«
Das gefiel Rotstein überhaupt nicht. Die Sanitäter würden die Polizei verständigen. »Das bringt nichts als Ärger, und außerdem will Mr. Visto nicht ins Krankenhaus…«
»Benny darf nicht sterben. Rufen Sie den Krankenwagen.«
»Wie wäre es denn, wenn Sie ihn selbst ins Krankenhaus bringen?«
»Machen Sie, was ich sage, Rotstein!« Frankie stieß den Arzt zur Tür und warf schnell einen Blick auf seinen Cousin. Benny lag mit zitternden Gliedern auf dem Tisch. »Eins verspreche ich dir, Benny. Ich werde den Kerl, der dir das angetan hat, zur Strecke bringen. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue.«
Washington. D. C.
3.10 Uhr
Der schwarze Chrysler bog von der Massachusetts Avenue ab und fuhr in den Süden zum Capitol Beltway. Als der Wagen durch ein Schlagloch fuhr und unsanft auf der Straße aufschlug, kam Kursk zu sich. Ihm war schwindelig, und sein Blick war verschwommen. »Wer… wer sind Sie?«, stammelte er. »Wo bringen Sie mich hin?«
»Schnauze!«, schrie ein Mann auf Russisch.
Einer der Männer lachte. »Keine Sorge, Major, Sie werden es bald erfahren.«
Kursk konnte die Gesichter der Männer in dem dunklen Wagen nicht erkennen, aber er kannte den Akzent. Es waren alles Männer aus der Moskauer Unterwelt. Ein beängstigender Gedanke schoss ihm durch den Kopf: Yudenichs Männer.
Der Wagen blieb vor einer Ampel stehen. Kursk versuchte verzweifelt zu fliehen. Ein Faustschlag traf ihn ins Gesicht, und dann krempelte jemand seinen Ärmel hoch. »Wehren Sie sich nicht, Major. Sie sind sowieso erledigt.«
Ein Mann stieß ihm eine Spritze in den Arm. Sekunden später rollten Kursks Augen nach oben, sein Körper erschlaffte, und er verlor abermals die Besinnung.
74
Chesapeake
3.50 Uhr
Mohamed Rashid fuhr die Zufahrtsstraße zum Strand hinunter.
Als er das Ende der Straße erreichte, hielt er an und schaltete den Motor aus. Es wehte eine kräftige Brise an der Chesapeake Bay, und die Sterne standen am Himmel. Rashid war vierund zwanzig Kilometer vom Cottage entfernt an Plum Point vorbei nach Süden gefahren. Er stieg aus und ließ seinen Blick über die Dünen gleiten.
Der dunkle Strand lag verlassen da. Nachdem das Geräusch des abkühlenden Motors verstummt war, drang nur noch das Rauschen des Wassers und des Windes an sein Ohr. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Rashid hatte diesen Ort schon vor Wochen ausgewählt und mehrmals überprüft, ob er für seine Operation geeignet war. Zu seiner Rechten waren die Lichter eines Hauses zu sehen, das mindestens vierhundert Meter entfernt war und keine Gefahr darstellte: Nach dem Vorfall im Wald hatte er sich geschworen, vorsichtiger zu sein.
Der Rucksack lag auf dem Beifahrersitz. Die Nachricht musste zwischen vier und fünf Uhr gesendet werden. Rashid zog den Laptop aus dem Rucksack, schloss die Satellitenschüssel an und stellte sie ein paar Meter neben dem Wagen auf die Erde.
Dann setzte er sich auf den Fahrersitz und schaltete den Laptop ein. Das Programm wurde geladen. Er musste die Satellitenschüssel ausrichten, ehe er seine Nachricht in den Computer eingab. Als er den Text noch einmal überprüft hatte, drückte er auf SENDEN. Die Übertragung dauerte keine zwei Sekunden. Den Anruf seines Kontaktmannes aus dem Weißen Haus hatte er vor über einer Stunde erhalten. Die Nachricht über den Truppentransfer nach Israel erschütterte ihn zutiefst. Kurz vor dem Ziel spielten die Amerikaner verrückt. Rashid schäumte vor Wut. Es war ein Spiel mit dem Feuer. Abu Hasim würde keine Gnade walten lassen.
Rashid rechnete um sieben Uhr mit der Antwort. Er musste den Laptop im Cottage einschalten und die Satellitenschüssel ausrichten. Die Antwort würde über alles entscheiden. Er schaltete den Computer aus, klappte die Satellitenschüssel zusammen und packte beides in den Rucksack. Bevor er losgefahren war, hatte er eine Crystal Meth in Kaffee aufgelöst.
Er war hellwach und sprühte vor Energie. Jetzt hatte er genug Kraft, um die nächsten vierundzwanzig Stunden zu überstehen.
Rashid musste wieder an die Schießerei denken, zu der es bei der Übergabe gekommen war. Was würde passieren, wenn Visto zur Polizei ging? Wenn er Angaben zu dem Transporter und den Uniformen machte? Vielleicht war es besser, den Plan zu ändern und auf den Gebrauch des Transporters zu verzichten, um auf der sicheren Seite zu sein. Darüber würde er später entscheiden.
Im Augenblick bereitete ihm der Truppentransfer nach
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