Meade Glenn
erlitten. Murphy rechnete in dieser Nacht noch mit weiteren Ausfällen. Er stand selbst kurz vor dem Zusammenbruch. Seine Brust schmerzte, und die Beine fühlten sich an wie Gummi. Er fragte sich, wie er die nächsten neun Stunden überstehen sollte, ohne zusammenzubrechen. Vielleicht brauche ich mir darüber keine Gedanken zu machen, weil ich ohnehin bald krepiere, schoss es ihm durch den Kopf. Er dankte Gott, dass seine Exfrau und seine beiden Söhne in Annapolis lebten. Dort waren sie hoffentlich in Sicherheit. Er würde alles Menschenmögliche tun, um den Fall zu lösen. Es war zwecklos, mit Cage zu streiten. »Ja, Sir.«
Cage nahm sein Notizheft in die Hand und schaute sich die Notizen an, die er sich vor zehn Minuten während eines Telefonats gemacht hatte. »Jetzt müssen wir uns noch mit einem anderen Problem herumschlagen. Als hätten wir nicht genug am Hals.«
»Um was geht es diesmal?«
»Das Weiße Haus wird von Anrufen der Presse bombardiert.
Die Journalisten wollen wissen, warum die Truppen aus der Golfregion zurückgezogen werden. Bisher konnten sie noch vertröstet werden. Ihnen wurde mitgeteilt, es handele sich lediglich um jahreszeitlich bedingte Urlaube und der Präsident werde morgen eine Presseerklärung herausgeben. Jedoch…«
Cage schlug auf seine Notizen. »Eine Journalistin von der Post ist besonders hartnäckig. Sie ruft ständig im Büro des Bürgermeisters, beim Polizeipräsidenten und in der Pressestelle des Militärs an. Vor einer Stunde hat sie sogar versucht, mit unserem Direktor Kontakt aufzunehmen. Sie rief ein halbes Dutzend Mal bei ihm an und bat um dringenden Rückruf. Keine Ahnung, woher sie seine Privatnummer hat, aber die Journalisten haben sicher ihre Beziehungen. Wir glauben, sie könnte die Info von einem Freund, einem gewissen Brad Stelman, haben, der bei der Polizei arbeitet. Sie hat ihn wegen der Übungen der Polizei ausgequetscht. Der Polizeipräsident ließ diesen Stelman beschatten und drohte ihm heute Nacht mit fristloser Kündigung, falls er ihr noch einmal hilft. Wenn er noch ein Wort mit ihr spricht, fliegt er.«
»Warum hat sie den Bürgermeister und Polizeipräsidenten angerufen? Und den Direktor? Was haben die mit dem Rückzug der Truppen zu tun?«
»Danach hat sie nicht gefragt. Auf jeden Fall nicht sie persönlich, sondern Kollegen von ihr. Sie interessiert sich mehr für die Übungen des Militärs und der Polizei in der Hauptstadt, und sie ist sehr hartnäckig. Diese Journalistin soll angedeutet haben, den Bürgern würden Informationen vorenthalten und hinter den Übungen stecke viel mehr. Vielleicht weiß sie was, oder sie wird bald etwas wissen, wenn sie weiterhin so hartnäckig ihre Fragen stellt. Sie hat sich auch nach den Hintergründen des Bombenattentates erkundigt. Offenbar sieht sie Zusammenhänge zwischen dem Anschlag und den Übungen.
Wenn sie mit ihren Mutmaßungen an die Öffentlichkeit geht, werden die Menschen aus der Stadt fliehen, als ginge die Welt unter. Und das könnte hinhauen, wenn Mohamed Rashid und seine Kumpane nur noch verlassene Straßen sehe n. Wenn sie glauben, wir evakuieren die Stadt, könnten sie auf den Knopf drücken.«
»Und jetzt?«, fragte Murphy besorgt.
»Diese Typen von der Post lassen nicht locker, bis sie ihre Neugier befriedigt haben. Vor allem wenn sie glauben, es würde ihnen etwas vorenthalten. Das Weiße Haus hält diese Journalistin für ein großes Sicherheitsrisiko.«
»Was haben sie vor?«
»Der Geheimdienst hat ihre Adresse, ihr Autokennzeichen und ihre Handynummer. Irgendjemand soll sie aufspüren. Man hat mir nicht gesagt, wer das übernehmen soll, und ich habe nicht gefragt.«
»Und dann?«
»Der Geheimdienst vereinbart ein Treffen mit ihr, um ihr angeblich die gewünschten Informationen zu geben.«
»Und anschließend?«
»Dann wird sie aus Gründen der nationalen Sicherheit in Gewahrsam genommen, bis diese Sache auf die eine oder andere Weise ein Ende genommen hat.«
»Mein Gott, Cage, wir servieren der Post ja ihre Sensationsstory frei Haus, wenn wir eine ihrer Journalistinnen kidnappen. Sie werden das Weiße Haus in der Luft zerfetzen, wenn sie es herausbekommen.«
»Das ist nicht mein Problem, Murphy. Wir haben wahrlich andere Sorgen.«
»Wie heißt diese Journalistin eigentlich?«
»Nikki Dean.«
Washington, D. C.
3.55 Uhr
»Haben Sie mich verstanden?«
»Sie sind in Moskau bekannt wie ein bunter Hund.«
Razan wischte den Staub von einer der Holzkisten, setzte sich hin und
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