Meade Glenn
Kopf, saß mit einem Bier in der Nähe des Wandtelefons. Als Rashid vor ihm stand, sagte er: »He, Bruder, wie geht’s?«
Er hatte glasige Augen, als hätte er zu viel der Ware, mit der er handelte, konsumiert.
»Ich brauche Pillen«, sagte Rashid leise.
»Brauchen wir alle, Bruder.« Der Mann musterte seinen neuen Kunden mit zusammengekniffenen Augen, die plötzlich ihren glasigen Schimmer verloren. Der Instinkt eines durchtriebenen Schurken sagte ihm in Sekundenschnelle, dass dieser Mann keine Bedrohung darstellte. »Was brauchst du?«
»Amphetamine.«
»Sind Crystal-Meth okay?«
Rashid nickte. Der dunkelhäutige Mann lächelte, aber der Deal mit dem Fremden war noch nicht perfekt. »Du kommst in zehn Minuten wieder hierher. Vielleicht weiß ich dann, wo du das Zeug kriegen kannst. Kapiert?«
Rashid, der wusste, wie es bei derartigen Geschäften zuging, nickte noch einmal. »Zehn Minuten. Dann komme ich zurück.«
»Mach das.«
Rashid ging zurück auf die Straße. Ohne die Tabletten würde er die Anspannung, den Stress und die Schlaflosigkeit der nächsten Tage nicht überstehen. Er würde in zehn Minuten in die Kneipe zurückkehren. Vorher hatte er noch etwas anderes zu erledigen. Einen Häuserblock weiter stand eine Telefonzelle, die er betrat. Diesmal benutzte er eine neue Telefonkarte und wählte eine Nummer in Paris.
12
Washington, D.C.
Sonntag, 11. November, 14.00 Uhr
Um kurz nach zwei wuchs die Panik im Krisenraum des Weißen Hauses. Der Präsident hatte den Raum genau drei Minuten vor zwei betreten. Die Mitglieder des Nationalen Sicherheitsrates erhoben sich sofort, als der Präsident erschien, doch er gebot ihnen, Platz zu behalten.
»Meine Damen und Herren, wir haben nun drei weitere Expertenmeinungen über den Inhalt der Phiole vorliegen. Sie bestätigen die Ergebnisse von Professor Fredericks und damit das entsetzliche Zerstörungspotenzial für uns Menschen. Es käme zu einer unvorstellbaren Katastrophe, wenn eine Sprengladung mit dieser Chemikalie in Washington detonieren würde.« Der Präsident sah Douglas Stevens an. »Stevens, würden Sie bitte die Kopien der Expertenanalysen verteilen.«
»Ja, Sir.« Stevens nahm einen Stapel kopierter Blätter aus seiner Aktentasche und verteilte sie an die Anwesenden.
»Unsere Experten vermuten, dass das Nervengas möglicherweise aus Russland stammen könnte. Dieses Land nimmt im Bereich chemischer Waffen eine führende Rolle ein.
Haben Sie noch Fragen?«
Alle Anwesenden lasen den Bericht aufmerksam durch, und nach ein paar Minuten schaute der Verteidigungsminister, John Feldmeyer, hoch. »Was werden wir tun, falls es aus Russland stammt, Mr. President?«
»Ich werde persönlich mit Präsident Kuzmin telefonieren.«
Mitch Gains, ein rundlicher, ehemaliger Bostoner Richter und einer der Ratgeber von Präsident Booth, ergriff das Wort.
»Werden Sie ihn über den drohenden Angriff auf Washington aufklären?«
»Ich. sehe keine andere Möglichkeit, Mr. Gains. Wir sind auf seine Kooperation angewiesen, um herauszufinden, woher al-Qaida das Nervengas hat. Sie alle haben von gewissenlosen russischen Wissenschaftlern gehört, die gegen gute Bezahlung für Terrororganisationen arbeiten. Aus dem gleichen Grunde beliefert die russische Mafia Terroristen mit Material für Massenvernichtungswaffen. Das könnte auch in unserem Fall zutreffen. Selbstverständlich werde ich von Kuzmin absolutes Stillschweigen fordern und ihn bitten, alle Ermittlungen streng geheim zu halten.«
»Wie sieht es mit der Freilassung der Häftlinge aus russischen Gefängnissen aus, Sir?«, fragte Bob Rapp. Er war ein bärtiger Kalifornier und ehemals ein sehr geachteter Journalist. Als Ratgeber des Präsidenten kam ihm eine Schlüsselstellung zu.
Der erfahrene Journalist Anfang fünfzig war ein Mann, der selten lächelte.
»Auch darüber werde ich mit Kuzmin sprechen. Wenn wir keinen anderen Ausweg mehr sehen, müssten wir möglicherweise unseren Einfluss geltend machen, um die Russen, Deutschen, Israelis und Briten zu überzeugen, uns zu helfen. Wie wir das machen, steht auf einem anderen Blatt.«
»Mit Verlaub, Mr. President«, erwiderte Rapp, »Ihnen steht eine enorme militärische und finanzielle Macht zur Verfügung, die Sie nutzen können, um Ihren Einfluss auf diese Staaten geltend zu machen. Letztendlich wäre es für Sie kein Problem, sicherzustellen, dass alle Gefangenen freigelassen werden, die auf der Liste stehen.«
»Mr. Rapp, hoffen wir, dass es nicht dazu
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