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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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Stadt, war groß und hatte zwei Stockwerke. Das neutrale, graugestrichene Bauwerk wirkte zwar großartig, erweckte jedoch einen wenig einladenden Eindruck.
    Der Tag war schwül und wolkenlos. Nach der Fahrt zur Villa war Rudi schweißgebadet, was sowohl an der Hitze lag als auch an der Nervosität, die in seiner Magengrube rumorte.
    Die schmiedeeisernen Tore standen weit offen, und Hernandez wollte mit seinem roten, rostigen Buick schon hindurchfahren.
    Da versperrte ihm ein junger Polizist den Weg, der sich hinter einer Mauer verborgen hatte. Die Daumen hatte der Mann in das breite Lederkoppel gehakt, an dem die Pistole baumelte.
    Der Beamte war noch sehr jung, Anfang Zwanzig, hatte ein frisches Gesicht und trug eine etwas zu weite Uniform. Er hob die Hand und bedeutete Hernandez anzuhalten. Rudi trat auf die Bremse und beugte sich aus dem Fenster. Er hielt dem Mann seinen Presseausweis unter die Nase, lächelte und versuchte, freundlich zu bleiben.
    Der junge Polizist musterte Hernandez’ Ausweis mit unbewegter Miene. »Nikolas Tscharkin«, sagte Hernandez. »Ein alter Mann. Selbstmord. Stimmt’s? Ich soll über die Geschichte für die La Tarda berichten.«
    Der junge Beamte musterte ihn. »Keiner darf rein.«
    »Wer sagt das?«
    »Der Capitán. Capitán Sanchez.«
    »Vellares Sanchez?«
    Der Polizist nickte und wirkte plötzlich verunsichert.
    Hernandez betrachtete ihn. Der Junge hatte seine rechte Hand nervös auf den Knauf seiner Waffe gelegt, aber es hatte ihn offenbar überrascht, daß Hernandez den Capitáno beim Vornamen kannte. Der Journalist sah seine Chance und nutzte sie.
    Er sah zur Villa hinauf. »Ist Vellares jetzt oben?«
    »Sí.«
    »Haben Sie ein Funkgerät?« Hernandez hatte das Walkie-Talkie am Koppel des Polizisten gesehen.
    Der Mann nickte. » Sí. «
    Hernandez ließ den Motor aufheulen. »Gut. Rufen Sie Vellares an. Sagen Sie ihm, daß Rudi Hernandez zu ihm unterwegs ist.«
    »Aber der Capitán hat angeordnet, daß niemand …«
    Hernandez legte rasch den Gang ein und ignorierte den Protest des jungen Mannes einfach.
    »Vergessen Sie den Namen nicht … Rudi Hernandez.«
    Der rote Buick schoß vorwärts durch das offene Tor.
    Hernandez sah im Rückspiegel, wie der Polizist hektisch nach dem Funkgerät griff.
    Er lächelte. Die erste Hürde hätten wir geschafft, dachte er.
    Aber eine liegt noch vor uns.
    Der alte Knabe muß Zaster gehabt haben. Und zwar eine ganze Menge, dachte Hernandez.
    Die gepflegte Rasenfläche vor dem Haus erstreckte sich über fast hundert Meter. Dahinter leuchteten die roten Dachziegel der Villa. Während Hernandez die Auffahrt hochfuhr, blickte er sich um. Hinter den Pfefferbüschen blühte gelber und rosa Hibiskus.
    Der Garten war wirklich etwas Besonderes. Es gab Mango-und Pfirsichbäume sowie Kokospalmen, deren breite Blätter schlaff in der bewegungslosen Gluthitze hingen. Die Gärtner mußten wirklich schuften, um den Garten derartig in Schuß zu halten. Hernandez hatte in Asunción noch keinen gepflegteren gesehen.
    Langsam näherte er sich mit seinem alten Buick dem Haus und nahm den Anblick in sich auf. Beim ersten Mal hatte er sich gefragt, wie es wohl jenseits der weißen Mauern aussehen würde. Etwas sagte ihm, daß er in diesem Haus weit mehr erfahren würde, als Rodriguez ihm verraten hatte.
    Auf halbem Weg zur Villa fing der Motor des Wagens plötzlich derartig heftig an zu stottern, daß sich das alte verrostete Chassis schüttelte.
    Scheiße!
    Der große, alte amerikanische Straßenkreuzer war reif für den Schrottplatz. Er war zwölf Jahre alt und hatte mit der zweiten Maschine schon hundertfünfzigtausend Kilometer abgerissen.
    Lange Zeit war der Buick ein zuverlässiger Gefährte gewesen, aber mittlerweile brauchte Hernandez dringend einen neuen Wagen. Woran es lag, wußte Rudi: Es war der Choke. Er war gebrochen, mit Klebeband notdürftig repariert worden, und hätte schon längst ausgetauscht werden sollen. Aber Rudi fehlte die Zeit dazu. Er nahm etwas Druck vom Gaspedal. Der Wagen hörte auf zu husten, aber nach zwanzig Metern fing es wieder an. Jetzt bog er um eine Kurve und sah das Haus zum ersten Mal deutlich und ohne Hindernisse. Es war groß und sah teuer aus.
    Dreißig Meter von der Stelle entfernt, wo der Asphalt von Kies abgelöst wurde, gab der große, alte rote Buick endgültig den Geist auf. Obwohl Rudi hart aufs Gaspedal trat, reagierte der Motor nicht mehr. Das Fahrzeug rollte einfach mit dem Schwung weiter. Die Straße stieg

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