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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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immer noch etwas an.
    Hernandez schlug das Steuerrad hart nach links ein, lenkte den Wagen auf die Grasnarbe und hämmerte wütend mit der Faust aufs Lenkrad.
    »Scheiße!«
    Rudi stellte die Zündung ab und sah zum Eingang. Ein ernst dreinblickender Polizist stand neben einem Streifenwagen auf dem Kies. Im nächsten Augenblick öffnete sich die Haustür, und die vertraute, massige Gestalt von Vellares Sanchez erschien auf der Veranda, ohne ganz in die Sonne zu treten. Sein fleischiges Gesicht wirkte grimmig.
    Hernandez kletterte aus dem Wagen und winkte. Sanchez rührte sich nicht. Rudi schlug die Wagentür zu und ging zum Haus.
    Vellares Sanchez war etwa vierzig und übergewichtig. Mit seinen dunklen, halb geschlossenen Lidern sah er aus, als müßte er sich einmal richtig ausschlafen. Die Haut hing in schlaffen Hamsterbacken von seinem fetten Gesicht, und sein spärliches schwarzes Haar klebte in dünnen Strähnen auf seinem Schädel.
    Der weiße Leinenanzug des Kriminalbeamten war zerknittert und saß schlecht. Alles an ihm wirkte irgendwie unordentlich, aber Hernandez hütete sich, auf diese Äußerlichkeiten hereinzufallen. Die Maske trog. Hinter den halb geschlossenen, verschlafen blickenden Augen verbarg sich ein rasiermesserscharfer Verstand.
    Hernandez wußte auch, daß sich Sanchez normalerweise wortkarg gab, ohne dabei ausgesprochen unfreundlich zu sein.
    Jetzt jedoch wirkte sein Verhalten kühl und distanziert. Er reichte dem Journalisten eine schlaffe Hand, ein untrügliches Zeichen dafür, daß er wütend war, und deutete mit einem Nicken auf den Buick.
    »Was hat denn der Schrotthaufen?« wollte Sanchez wissen und tupfte sich mit einem Stofftaschentuch den Schweiß von der Stirn.
    Hernandez lächelte und versuchte, den Ärger des fetten Mannes zu lindern. »Der Choke macht so seine Mucken. Der Motor säuft ab. Sobald die Sonne ihn ausgetrocknet hat, läuft er wieder.«
    »Ich habe dem Mann am Tor befohlen, niemanden hereinzulassen«, erklärte Sanchez streng.
    »Du kennst mich doch, Vellares – wo immer eine Geschichte lauert …«
    Der Dicke wurde noch barscher. »Das war ein Befehl!«
    »Vellares, komm schon … Schließlich lebe ich davon. Wenn ich nicht schreibe, kann ich nicht essen.« Hernandez zuckte mit den Schultern. »Hör mal, es tut mir leid. Mendoza will, daß ich die Geschichte übernehme. Ich entschuldige mich.«
    Sanchez betrachtete den jungen Mann, der da vor ihm stand.
    Er war groß, braunhaarig und hatte einen verhältnismäßig blassen Teint. Sein Pony war ordentlich geschnitten, vielleicht ein bißchen lang, aber ansonsten war er glatt rasiert und sah gut aus. Seine Kleidung war lässig, wie die eines Dozenten an der Universität, als der er hätte durchgehen können, wäre da nicht diese gezackte Narbe auf seiner rechten Wange gewesen. Sie verlieh Hernandez etwas Kühnes, das Aussehen eines Mannes, der sich vor einer Kneipenschlägerei nicht fürchtete, aber Sanchez wußte es besser.
    Sie kannten sich mittlerweile zehn Jahre. Hernandez war ein guter Journalist, konnte mit Worten umgehen, und in seinen Augen zeigte sich Gutherzigkeit, obwohl er sicherlich genausoviel gesehen hatte wie Sanchez.
    »Also … was gibt es, Vellares?«
    Hernandez sah ihn jetzt mit diesen funkelnden Augen an, hatte den barschen Empfang abgeschüttelt, als wäre alles nur ein guter Witz. Hernandez lächelte, aber Sanchez bemerkte noch etwas in seinem Gesicht, er witterte es. Aufregung? Furcht? Der Capitán zog ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche und bot dem Journalisten eine an, der das Friedensangebot dankbar annahm.
    Sanchez gab ihnen beiden Feuer und sah dann den jüngeren Mann an.
    »Sag mir, was du weißt«, begann Sanchez.
    Hernandez blies den Rauch in die heiße, schwüle Luft. »Ein alter Knabe namens Tscharkin hat sich umgebracht.« Er ließ seinen Blick über den üppigen, tropischen Garten hinter sich gleiten und sah wieder auf das Haus. »Und da sagt man, daß Geld allein nicht glücklich macht …«
    »Mit Geld kannst du alles kaufen, mein Freund, nur keine Gesundheit.« Sanchez nahm einen Zug und hustete.
    »Hat sich der Alte deshalb umgebracht? Weil er krank war?«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
    Hernandez holte aus der Gesäßtasche seiner Cordhose einen Spiralblock und suchte dann weiter nach etwas zu schreiben.
    »Ist es okay, wenn ich ein paar Notizen mache?«
    Sanchez nickte. »Sicher. Aber die Gerichtsmediziner sind noch nicht soweit. Deshalb wollte ich nicht, daß

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