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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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sagen? Würde er überhaupt den Mund aufmachen? Hatte ihr erster Sex ihm womöglich nicht gefallen, waren ihm gar Zweifel gekommen? Jetzt noch? Aber er hatte doch gesagt, er wollte es.
    „Fertig, wir können los.“ Leon sagte nichts, nickte erneut und folgte Kai hinaus in die dunkle Kälte. Schaudernd zog dieser die Tür hinter sich zu und schloss ab. Tagsüber taute es, ließ eine Spur von Frühling erahnen. Nachts jedoch eroberte der Winter mit eisigen Temperaturen sein Revier gnadenlos zurück.
    „Wirklich alles okay?“, schlüpfte Kai heraus, kaum saßen sie im kalten Auto. Das Gebläse tat sein Möglichstes, die Temperaturen zwischen ihnen auf angenehmere Grade zu bringen. So eisig wie der nächtliche Winter hing etwas unausgesprochen zwischen ihnen. „Du bist so still. Hat es dir nicht gefallen?“ Da war es raus. Kai schluckte hart und konzentrierte sich auf die Straße. Was sollte er tun, wenn Leon bestätigte?
    „Doch“, antwortete dieser kaum lauter, als vorhin im Studio. „Hat es.“
    „Dann bist du einfach sprachlos und völlig überwältigt von unserem geilen ersten Mal?“ Kai bemühte sich, seinen üblichen, sarkastischen Tonfall zu imitieren, trotz der klirrenden Kälte in seinem Innern und seinem schwer und langsam schlagendem Herzen. Aus dem Augenwinkel sah er Leon lächeln, bevor dieser den Kopf zur dunklen Scheibe wandte. „Ich … ich weiß nicht“, murmelte er. Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, legte sich gleich kühlem Nebel, der Frost verkündete, über sie. „Was weißt du nicht?“, bohrte Kai nun energischer nach. Gott, er hasste solche Situationen. Sein ehemaliger Freund Paolo war auch nie mit der Sprache herausgerückt, bis er schließlich gegangen war. „Weißt du nicht, ob du überwältigt bist oder ob es geil war?“
    „Ich … ich glaube es war falsch“, nuschelte Leon an der Scheibe. „Falsch?“ Tiefer konnten die Temperaturen nicht fallen. „Was soll daran falsch sein?“ Kais Stimme schien zu zittern, der Kälte oder der Enttäuschung geschuldet.
    Leon antwortete nicht sofort, starrte Löcher in die Dunkelheit. Am liebsten wäre Kai an die Seite gefahren, hätte ihn an den Schultern gepackt und ihn geschüttelt.
    „Es war … nicht schlecht“, erklärte Leon nach gefühlten Ewigkeiten im ewigen Eis. „Aber ich … Verdammt, ich wusste nicht mal, was ich tun sollte. Ich habe mich dauernd nur gefragt, ob es okay ist, was ich mache.“ Er stieß ein frustriertes Schnauben aus. „Ich habe mich nicht mal getraut, dich anzufassen. Das ist doch falsch.“ Endlich wandte er den Kopf und blickte Kai an, der einen Unfall riskierte und ihn unverwandt ansah. Hart schluckte Kai. Jung, unerfahren und von seinem dämlichen Vater traumatisiert. Was erwartest du?  
    „Ich glaube, vielleicht bin ich doch nicht … schwul“, fügte Leon hinzu. „Nicht so richtig zumindest.“ Schwang da Hoffnung, gar Erleichterung in seiner Stimme mit? „Wie ist man denn richtig schwul?“, konterte Kai empört. Das Eis in seiner Blutbahn erwärmte sich unter dem inneren Feuer. Auf dieses Thema reagierte er nur zu gerne allergisch.
    „Na du. Du bist richtig … schwul. Du weißt es genau. Du sagst es ja immer und du bist es einfach“, erklärte Leon. „Und du … willst eben auch ...“ Er stockte und spuckte das Wort förmlich aus: „Sex mit mir haben.“ Leon seufzte und starrte auf seine Füße. „Ich … kann das nicht so. Ich wollte es ja. Ich dachte ich muss mich einfach nur trauen. Aber ich wusste überhaupt nicht ... Ständig hatte ich Angst, was falsch zu machen und dich zu … enttäuschen.“ Leon fragt sich das doch nicht ernsthaft oder? Nicht nachdem wir uns so geküsst haben, er …  
    „Ich glaube, ich kann nicht so sein, wie du es gerne hättest.“ Worte, kaum mehr als geflüstert. Schlagartig erstarrte Kai, als ihm die Wirkung seines Verhaltens bewusstwurde. Du Idiot. Du schwanzgeiler, hormongesteuerten Schwachkopf! Seit Leon das Studio betreten hat, hast du ihn mit den Augen ausgezogen. Es ging dir die ganze Zeit nur darum, ihn endlich berühren, nein, ihn endlich flachlegen zu dürfen. Du hast doch an nichts anderes gedacht, als an Sex, du sexgeiler Arsch! Du hast ihm keine echte Chance gelassen, bist mit Volldampf drauflos und hast ihn dabei gnadenlos plattgemacht. Leon ist keiner deiner üblichen One-Night-Stands. Der Junge hat null Erfahrung und jede Menge Vorurteile, er muss halb gestorben sein vor Scham und Unsicherheit. Und du packst ihn einfach

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