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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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unter der Dusche an und behandelst ihn wie das erste fickbare Wesen, welches dir seit Monaten untergekommen ist. Was er ja auch ist … trotzdem ...  
    „Es ... tut mir ...“, murmelte Kai, erprobte noch den bittereren Geschmack der Wörter. Doch, sie klangen richtig. „Es tut mir sehr leid, wenn ich zu … fordernd war.“ Leons dunkelblonder Schopf bewegte sich und er blickte von seinen Füßen hoch. Die graugrünen Augen waren im dämmerigen Wageninnern nicht ganz auszumachen. Kai kannte sie allerdings gut genug, wusste, wie Leon ihn ansehen würde. Oh Mann, mit diesem verletzten, unsicheren Blick, den er auch seinem Vater entgegen bringt.  
    „Es muss dir nicht leid tun … ich wollte es ja auch.“ Ein kaum hörbares Seufzen schwebte zwischen ihnen in der kühlen Luft. „Nur war es eben …“ Leon verstummte und seufzte lauter. „Vielleicht bin ich einfach nicht … so.“
    Kai wusste keine Antwort, kannte kein Mittel um diese neue Barriere zwischen ihnen zum Einsturz zu bringen. Immer hatte er einen lockeren Spruch drauf, heute gefror ihm jeder Satz auf der Zunge, kam holperig und unbeholfen daher.
    „Es geht mir nicht nur um Sex mit dir“, schmolz er die Wörter mühsam aus seinem gefrorenen Hirn heraus. Er fand sich selbst nicht sehr überzeugend. Nicht nach dem, wie er sich heute präsentiert hatte: Sexgeil, nur auf das Eine fokussiert.  
    Ich hatte ewig keinen Sex mehr. Du bist rattenscharf und Versuchung pur. Ich träume schon, seit ich dich das erste Mal gesehen habe, davon. Hohle Entschuldigungen, die Leon nur noch weiter wegtreiben würden. Ich liebe dich, ich will alles von dir. Auch dieser einfache Satz blieb ihm im Hals stecken. Das bin nicht ich. Oder nur ein Teil von mir. Der Kai, der sich munter durchs Leben gevögelt hat. Ich dachte, es gäbe ihn nicht mehr, aber er scheint sich nur ein wenig getarnt zu haben, gelauert, gewartet, bis er zum Zuge kam.  
    Leon schwieg und auch Kai konnte keine Worte finden, die ihm passend erschienen. Vom Himmel in die kalte Hölle, dachte er frustriert. Weil du dich nicht im Griff hattest. Du weißt doch, wie fatal es ist, mitten im Rennen einen Sprint hinzulegen. Das geht nie gut, verbraucht unnötig Energiereserven und bringt dir gar nichts. Danach musst du um so langsamer laufen, um den kurzen anaeroben Moment und die Laktatausschüttung wieder gut zu machen. Dummbatz!  
    Kais Herz fühlte sich taub und erfroren an, als er schließlich auf den Hof einbog. Was sollte er nur sagen, wie Leon überzeugen, dass es ein Ausrutscher war, dass er nicht wirklich immer so war? Dieser seufzte verhalten und schnallte sich ab. Endlich hob er den Kopf und sah Kai direkt an.
    „Ich kann das nicht“, erklärte er entschlossener. „Du bist ein toller Typ, ein echter Freund. Ich bin immer gerne mit dir zusammen. Aber mit dir ist alles so furchtbar kompliziert geworden und ich weiß nicht ...“ Tief holte er Luft und stieß heftiger aus: „Ich will einfach nur normal sein, dazugehören, nicht dauernd ... Angst haben, mich ständig verstecken und verstellen müssen.“ Kais Hand kam hoch und griff ins Leere, denn Leon hatte im selben Moment die Tür geöffnet und stieg aus. „Leon!“ Kai schluckte mehrmals hart. „Was machst du am Wochenende? Willst du vielleicht …?“
    „Ich muss trainieren und unterrichten“, unterbrach ihn Leon, senkte den Blick, die Finger spielten nervös an seiner Jacke. „Ich kann nicht zu dir kommen.“
    „Dann … sehen wir uns nächsten Donnerstag? Zum Training?“ Hoffnungsvoll klang Kais Stimme, unsicher, verdammt ungewohnt für ihn. „Ich weiß noch nicht.“ Leons Blick huschte hinüber zum Wohnhaus. „Vater wollte mich heute schon nicht so gerne lassen und es ist gerade viel zu tun.“
    „Dann telefonieren wird wieder?“ Kai griff nach dem letzten Strohhalm, war nicht bereit, einfach so das Feld zu räumen. Dies konnte nicht alles gewesen sein. Nein!  
    „Danke fürs Heimbringen. Bis dann.“ Leon wandte sich rasch um und marschierte los. „Leon!“ Kais Stimme klang rau, als er ihm durchs geöffnete Fenster hinterher rief, der dicke Kloß in seinem Hals drohte ihn zu ersticken. Leon blieb wahrhaftig stehen, wandte sich langsam um. Es glitzerte feucht in seinen Augen, die Lippen waren zu schmalen Streifen zusammengekniffen.
    „Du kannst dich nicht vor dir selbst verstecken“, brachte Kai hervor. „Du bist, was du bist. Und ich liebe dich.“ Gegen Ende wurde seine Stimme leise, sehnsüchtig. „Ich bin immer für

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