Mecklenburger Winter
merkwürdige Gesten mit den Händen und deutete auf seinen Mund. Ihm war nach etwas zu essen und einer kuscheligen Nacht mit Leon. In dieser Reihenfolge. Oder umgekehrt? Nein, sein Magen legte ein Veto ein.
Leon runzelte fragend die Stirn, seine Mundwinkel zuckten. „Was soll das denn nun wieder heißen?“
Übertrieben laut seufzend wiederholte Kai seine Gesten, riss sogleich überrascht die Augen auf, als sich Leons Lippen auf seine pressten. Perplex löste er sich und lachte. „Das war es eigentlich dieses Mal nicht, was ich wollte.“
„Nicht?“ Leon tat überrascht. „Sah aber so aus. Was dann?“
„Essen“, brachte Kai hervor. „Nur was essen. Obwohl die Alternative auch sehr lecker war.“
„Ah, okay. Ich dachte, du willst immer nur das eine.“ Leon grinste verschmitzt. Hand in Hand schlenderten sie zum Auto. „Ab und an melden auch andere Bereiche meines Köpers Bedürfnisse an“, erklärte Kai. „Aha.“ Leon schmunzelte unverschämt und nickte wissend. Kai gab ein schnaubendes Geräusch von sich. „Ehrlich.“ Er war doch nicht nur auf Küssen und Sex aus. Nicht immer. Essen war auch wichtig. Und kuscheln.
Er zog Leon an sich. „Hat es dir denn gefallen?“ Leon zuckte nichtssagend die Schultern. „Ich weiß nicht. War nicht wirklich tolle Musik.“ Kais Hände wanderten an Leons Rücken hinauf und überrascht registrierte er, dass dieser seine ebenfalls an Kais gelegt hatte. „Der Rest … war klasse“, gab Leon leise zu, das typisch scheue Lächeln auf den Lippen. „Zum Beispiel: Es war völlig egal, dass wir uns geküsst haben. Hat nicht einen interessiert.“
„Warum auch? Die sind auch alle schwul.“ Kais Nase berührte Leons Stirn. Kein Protest? Nein, Leon zuckte nicht einmal mehr zusammen. Er hatte wohl endgültig vor dieser Tatsache kapituliert. „Die sind so wie wir. Ganz normal. Verliebt und teilweise ganz schön geil aufeinander.“ Ganz unerwartet küsste Leon Kai zärtlich.
Da schau an: Ja, er hat es akzeptiert. Kais Herz legte einen Sprint ein und schlug vergnügt Saltos. Leon kicherte und fuhr mit der Hand durch Kais Haare. Eindeutig: Sein Blick war verliebt. Hat er auch eine Überdosis schwules Partyleben und Kaikissing abbekommen? Scheint so.
„Das habe ich gemerkt. Teilweise dachte ich schon, die treiben es gleich auf der Tanzfläche miteinander.“ Seine Lippen streiften Kais Ohr. „Kommt auch mal vor“, bemerkte Kai schaudernd, der freudig eine neue Dosis Leon inhalierte und sofort high wurde. Starkes Zeugs. Ich werde besoffen von ihm, nur wenn wir einander halten.
Kai küsste sich liebend gerne in einen neuen Rausch hinein, lange und intensiv. Leons Küsse waren eine Droge, von der er nicht genug bekommen konnte.
Die kühle Luft war nebensächlich, die sich heimtückisch unter die T-Shirts schob. Ihre innere Hitze vermochte diesem Angriff eine ganze Weile zu widerstehen. So lange, bis Kai zu frieren begann. Seufzend löste er sich von Leon und sie setzten den Weg zum Auto fort. Scheiße, es ist echt kalt. Noch immer hing der Winter in der Luft, lauerte im Hintergrund jederzeit bereit, seine gierigen Frostfinger auszustrecken, noch einmal zuzuschlagen.
Leon lächelte versonnen. Er sah ebenso high aus, wie Kai sich fühlte. Am Auto hielt er und lächelte Kai an. Die Sonne schläft zum Glück. Sie wäre neidisch geworden, befand Kai glückselig zurückgrinsend.
„Danke.“ Leon schlang spontan seine Arme um Kai, dem das mehr als recht war. Nicht nur, weil er mittlerweile stärker fror. „Ohne dich wäre mein Leben ganz schön langweilig. Ich meine, ich kenne gar nichts.“ Seufzend sah Leon zurück zum Gaytronic. „Klar, man hört immer mal was oder sieht es im Fernsehen, aber in echt ist alles ganz anders und das hier … Manchmal komme ich mir echt voll wie ein Landei vor.“
Schelmisch grinste Kai. Tatsache war: Leon war ein Landei. Herrlich unerfahren und unsicher, aber er würde den Teufel tun, ihm das auf die Nase zu binden.
„Landei? Hm … aber was für ein tolles, nein, zwei tolle Ei … au.“ Leon hatte einen harten Schlag. Jammernd rieb sich Kai den Oberarm. Grinsend umrundete Leon das Auto und schloss auf. Tief seufzte er: „Schade, dass wir Sonntag schon zurück müssen.“
„Vielleicht können wir es mal wiederholen?“, schlug Kai erwartungsvoll vor. Oh ja, heiße Hamburger Wochenenden mit Leon. Wenn das nicht eine tolle Aussicht ist. „Na ja“, Leon deutete mit dem Kopf hinüber zu dem großen Block des Gaytronics,
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