Mecklenburger Winter
mehr zu duschen. Vermutlich würden ihn Angie und ein paar seiner Kunden zum Teufel jagen, aber er roch wundervoll. Seufzend schloss Kai die Augen, auch wenn er bereits viel zu wach war, um noch einmal einzuschlafen. Er wollte nicht auf die Uhr schauen, ahnte, dass der unbarmherzige Tyrann ihm immer mehr Minuten von Leons Gegenwart stahl. Dieser hatte seinen Handywecker auf 7 Uhr gestellt, weil er daheim die Pferde füttern musste.
Daheim. Leons Zuhause. Sein Vater. Probleme, an die Kai gerade nicht denken wollte. Irgendwann würde Leon sich lösen, irgendwann seinem Erzeuger die Meinung sagen müssen. Dann wäre endlich der Weg für eine dauerhafte Beziehung zwischen ihnen frei. Vielleicht sollte Leon es zunächst seiner Mutter beichten, die sicherlich mehr Verständnis haben würde. Diese könnte ihm bei seinem Vater beistehen, und wenn der begriff, dass Leon noch immer Leon war, egal, ob er eine Frau oder einen Mann liebte, würde Burghardt sich gewiss auch damit abfinden.
Kai verzog grimmig den Mund. Nicht seine Probleme. Leons Probleme, die leider nur dieser lösen konnte. Wenn er denn wollte.
Das leise Piepsen von Leons Handy verursachte spontane Zerstörungswut und für einen Moment, überlegte er ernsthaft, das Ding ins Klo zu werfen und damit Leons Verpflichtungen fortzuspülen. Leider regte dieser sich jedoch bereits und schlug schlaftrunken die Augen auf. Zudem warteten da einige hungrige Pferde auf ihn, deren traurige Augen Kai sehr lebhaft vor seinen hatte. Es half nichts, das war nun einmal Leons derzeitiges Leben.
„Morgen“, nuschelte er und lächelte, ließ jedes Sonnenfleckchen blass aussehen. „Morgen, mein wilder Liebhaber.“ Kai strich ihm die Haare aus der Stirn und nutzte den Moment für einen Kuss. „Habe ich dir schon verraten, dass ich Handywecker nicht leiden kann?“ Seufzend regte sich Leon. „Ich auch nicht.“ Er richtete sich langsam auf. „Aber die Pferde haben Hunger.“ Stirnrunzelnd sah er an sich hinab. Nur zu deutlich waren die Spuren von Kais wilder Leidenschaft auf seinem Bauch zu sehen. „Und ich muss vorher noch duschen.“
„Ich auch“, stöhnte Kai und dachte mit Schaudern an das Brennen an seinem Allerwertesten. Besser, wenn Leon ihn nicht dabei hörte. „Mach ruhig, ich habe mehr Zeit und dusche später. Willst du noch was essen?“ Dämliche Frage, Leon konnte immer essen. Dieser nickte lächelnd und erhob sich. Bedauernd sah Kai ihm zu, wie er in seine Shorts schlüpfte, seine Sachen zusammensuchte und aus dem Schlafzimmer verschwand. Erst als Kai das Geräusch des fließenden Wassers vernahm, rollte er sich ebenfalls aus dem Bett.
Oh Mann, mein Hintern brennt. Radfahren ist für die nächsten Tage eindeutig gestrichen. Wenn er sich vorstellte, wie es sich anfühlen würde, wenn er schwitzte …
Kai schüttelte sich, griff nach seiner Trainingshose und sammelte naserümpfend zwei gebrauchte Kondome ein. Das dritte musste auch irgendwo sein und ein viertes, unbenutztes, welches in Leons Eifer zerrissen war. Hm, nicht da, würde sich jedoch gewiss noch auffinden lassen.
Kai entsorgte die Kondome im Hausmüll, wusch sich die Hände und dabei auch gleich grob die Spuren auf seinem Bauch ab und machte sich daran, ein schnelles Frühstück zu zaubern. Mit höchst zufriedenem Gesicht stellte er das Glas Nutella, welches er wohlweislich extra für Leon besorgt hatte, direkt vor dessen Teller und außerhalb seiner Reichweite.
Bald darauf kam Leon in die Küche und setzte sich Kai gegenüber. Dieser konnte nicht widerstehen und wuschelte ihm durch die wundervoll feuchten Haaren. Leon brummte nur, hatte bereits das Glas Nutella entdeckt und griff zielstrebig danach.
„Extra für dich“, meinte Kai zufrieden und rutschte etwas weiter vor auf seinem Stuhl. Viel zu hart das Ding. Zumindest heute. Leon beobachtete ihn, während er sich sein Toastbrot bestrich. „Tut … es sehr weh?“ Seine Stimme war die typische Leon-Schneehasenstimme und Kai musste unwillkürlich grinsen. „Brennt wie Hölle.“ Er bemühte sich um einen bemitleidenswerten Gesichtsausdruck. „Mich hat da letzte Nacht so ein irre geiler Typ durchgevögelt. Ich werde wochenlang nicht sitzen können.“
Schlagartig lief Leon rot an und rutschte mit dem Messer ab. Nutella verunzierte seine Finger und er steckte sie hastig in den Mund. Verschämt lächelnd blickte er hoch.
„Das wollte ich nicht“, erklärte er tatsächlich zerknirscht. „Und so hart habe ich doch gar nicht …
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