Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
Vom Netzwerk:
Training durchzog und das Wochenende auf einem anderen Wettkampf war. Es war nicht Paolos Welt gewesen, auch wenn er Kais Ausdauer im Bett durchaus zu schätzen gewusst hatte. Im Endeffekt war es wohl vor allem das Körperliche gewesen, was sie verbunden hatte. Kai vermisste weniger ihn, als die Nähe und Zweisamkeit.
    Vielleicht lief ihm ja noch einmal jemand mit graugrünen Augen über den Weg. Jemand, der älter und schwul war. Vielleicht gab es noch einen Klon von Leon? Hoffen konnte man immer.
    Es war später Nachmittag, doch eigentlich war die Tageszeit egal, denn das diesige Licht vermittelte immer den Eindruck, es wäre abends. Aus dem Schaufenster seines Ladens beobachtete Kai missmutig die Flocken. Lautlos, beständig, Milliarden von ihnen. Seufzend packte er die gerade angelieferten Warenkartons aus und sortierte die Energiedrinks ins Regal. Das Geschäft lief nicht sehr gut. Kunststück, bei dem Wetter verging jedem die Lust auf Sport. Da verkrümelte man sich mit einer warmen Decke, einem heißen Getränk aufs Sofa und guckte bevorzugt Filme, die im Sommer spielten.
    Heute kam bestimmt keiner mehr. Entschlossen schob Kai zwei Kartons hinter den Tresen. Die würde er morgen auspacken, die störten nicht weiter. Er schloss die Tür ab und drehte das Schild auf „Closed“. Er schmunzelte, denn er hatte handschriftlich darunter noch „Geschlossen“ geschrieben. Es gab im Osten viele, die kein Englisch verstanden. Er schaltete das Licht aus, sah sich einmal kurz um und ging die Treppe hinauf in den Fitnessbereich. Das Licht war bereits an und Kai war überrascht, dass Angie, seine Mitarbeiterin, bereits da war. Immer kam sie überpünktlich.
    „Tachschön, Kai“, begrüßte sie ihn von hinter dem Tresen, der im vorderen Bereich des Studios lag. Das Fitnesscenter hatte einen separaten Eingang und sie hatte bereits aufgeschlossen.
    Angie war überaus zuverlässig und arbeitete halbtags bei ihm. Sie war Mitte Zwanzig, hatte langes, schwarzes Haar, ein nettes Gesicht und braune Augen. Trotz ihrer Größe wirkte sie ein wenig pummelig, auch wenn sie selbst fleißig hier trainierte. Ein wenig unzufrieden mit sich, probierte sie oft neue Diäten aus, die sie zu ihrer Traumfigur bringen sollten. So recht wollte ihr das nicht gelingen.
    Kai störte es nicht, er hatte eh keinen Blick für Frauen. Angie machte einen guten Job, war nett zu den Kunden und kam bei den meisten von ihnen gut an. Er wusste, dass sie lebensfroh war und durchaus auf die Avancen einiger seiner Kunden schon eingegangen war. Das ging ihn schließlich nichts an.
    „Hallo Angie“, grüßte er zurück und stellte einen kleinen Karton auf den Tresen. „Diese Drinks drapieren wir auf dem Tresen ein bisschen wirkungsvoll. Vielleicht kauft sie dann jemand.“ Sie lächelte, ergriff den Karton und stellte die bunten Flaschen auf.
    „Ich bin nochmal durch die Duschen gegangen“, erklärte sie dabei. „Diese Frau Meinard solltest du dir mal zur Brust nehmen, da waren überall noch Haare. Ich hab nochmal alles sauber gemacht. Jetzt geht es, aber die wird immer nachlässiger.“ Ärgerlich krauste Kai die Stirn. Das war bereits die dritte Putzfrau, die ihren Job nicht wirklich ernst nahm und er legte gerade im Sanitärbereich seines Studios höchsten Wert auf Sauberkeit.
    „Nein, das war es dann“, schnaubte er verärgert. „Kann doch nicht angehen, dass wir da immer hinterher sein müssen, dafür bezahle ich sie schließlich nicht, darauf muss ich mich verlassen können. Ruf sie bitte nachher an und sag ihr, dass wir uns nach jemand andrem umsehen. Ich bin es leid.“ Angie stellte die letzte Flasche auf und nickte. „Ich kann mal meine Nachbarin fragen, die macht auch Putzdienst. Vielleicht hat die noch Zeit. Die ist bestimmt zuverlässiger.“
    „Das wäre klasse, Angie. Soll ja nicht dein Job sein, auch noch hier zu putzen. Danke aber, dass du es getan hast.“
    „Schon okay“, wiegelte sie ab. „So konnte da ja keiner rein.“ Sie lächelte und schob ihre Haarspange höher. „Ist heute ziemlich ruhig. War nur eine Voranmeldung zum persönlichen Training. Du solltest dir mal das Gerät da ganz hinten ansehen. Gestern hat sich wieder einer beschwert, weil es quietscht. Stört wohl die Konzentration.“
    „Die Chest-Press? Mist.“ Kai nickte ergeben. „Das sehe ich mir gleich mal an, bevor da wieder einer dran ist.“ Dieses blöde Gerät musste immer mehr gewartet werden, als die anderen, obwohl es nicht älter war, oder stärker

Weitere Kostenlose Bücher