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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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um! Schweinehund! Dafür bist du fällig.“

 
53 Raus aus dem Bau
     
    „Leo? Hat er dich etwa wieder gehauen?“ Bodo starrte seinen Bruder betroffen an. „Ist nicht so schlimm“, murmelte Leon und wandte ihm das Gesicht zu, ohne Kai anzusehen. Dessen innerer Tiger raste. Er würde diesen Mistkerl in der Luft zerfetzen. Niemand schlug seinen Leon. Was war das für ein erbärmlicher Vater?
    „War doch nur eine Ohrfeige.“ Leon entzog sich Kais Griff rigoros, setzte sich an die Kante des Bettes und machte eine abwehrende Geste. „Ist doch egal. Alles egal.“ Seine Schultern kippten nach vorne. „Lasst mich einfach in Ruhe.“ Leons Worte verloren ihre Bedeutung durch den Tonfall seiner Stimme. Viel zu leise, viel zu resigniert. „Geht einfach wieder. Beide.“ Weder Kai noch Bodo waren beeindruckt. Letzterer stampfte ebenfalls ins Zimmer, die Augen weit aufgerissen.
    „Das hätte er nicht tun dürfen.“ Bodo schnaubte empört.
    „Das ist Körperverletzung“, platze es aus Kai heraus. „Dafür kannst du ihn anzeigen. So ein mieser Arsch.“ Bodos Augen wurden noch größer, als er Kai ungläubig anstarrte. „Hat Vadder bestimmt nicht so gemeint“, nuschelte er betreten. Kai schnaubte abfällig. Sicher, das ist ein Liebesbeweis gewesen. Wie alles andere vorher auch  
    „Er … hat überreagiert“, murmelte Leon beschwichtigend. „Wegen der … Fotos. Dabei hätte er die eigentlich gar nicht zu sehen gekriegt. Den Brief hatte Dirk an mich adressiert. Er hätte ihn gar nicht öffnen dürfen. Da stand mein Name drauf.“ Die letzten Worte hatte er trotzig hervorgestoßen. Für einen Moment war Kai sprachlos. Hallo? Hatte dieser … dieser … Achscheißdrauf, denn gar keine Grenzen? Ihm fehlten die Worte und das kam sehr selten vor.
    „Das war meine Sache“, fuhr Leon wütender fort. „Ich bin erwachsen, ich darf machen, was ich will. Und die Fotos waren ganz harmlos. Nur er hat sich darüber aufgeregt und mich als Schwuchtel beschimpft.“
    Kais loses Mundwerk hielt sich mal wieder nicht an die Sicherheitskontrolle durch seinen Verstand: „Das riecht hier nicht nur nach Homophobie, das stinkt wie eine ganze Jauchegrube. Da hat wohl jemand ein höchst massives und ziemlich unterdrücktes Problem mit seiner eigenen Se ...“ Weiter kam er nicht, den die Verstandagenten hatten aufgeholt, unterstützt von einem warnenden Blick Leons erfolgte ihr Zugriff und sie bändigten die vorlaute Zunge. Verunsichert sah Leon zu Bodo hin, der ihn unverwandt anstarrte.
    Kai bezweifelte sehr, dass Bodo wirklich mitbekommen hatte, was er da angedeutet hatte. Der Klügste schien er nicht zu sein, wenngleich er das Herz am richtigen Fleck hatte. Aber Kai zumindest war klar, was hier lief. Dieses Verhalten war doch nicht mehr normal. Klar, die meisten Väter und Mütter hatten so ihre Problemchen damit, dass ihre Sprösslinge sich nicht gesellschaftlich normativ wie Männlein und Weiblein verhielten. Panik vor dem biologischen Suizid, dass ihr wertvolles Blut nicht regulär weitergegeben wurde, kam größtenteils noch dazu. Oh ja, er erinnerte sich sehr wohl an die Vorwürfe seiner Mutter, er würde sie grausam um Enkelkinder bringen. Als ob das ihr vorgeschriebenes, generationenlang festgelegtes Recht wäre. Und er, der böse schwule Sohn würde sie darum betrügen.
    „Du hättest nicht herkommen sollen“, fuhr Leon fort, mied jeden Blick auf Kai, fixierte lediglich seinen Bruder, dessen Hände sich unbehaglich in die sicheren Hosentaschen verkrümelten. „Du hättest ihn nicht herbringen sollen.“ Bodo schnaubte und wirkte dennoch verlegen, während er nuschelte: „Dachte, er könne helfen. Is' doch ein Freund von dir und du bist nich' mehr aus dem Zimmer gekommen.“
    „Warum hast du mich nicht angerufen?“, empörte sich Kai und ihm fiel im selben Moment der Holzhammer auf den Kopf. Natürlich nicht. Wie hätte Leon nach ihrem letzten Gespräch auch anrufen können?
    „Was denkst du denn?“ Leons Augen blickten ihn vorwurfsvoll, sehnsüchtig an. „Du wolltest doch nichts mehr ...“ Er brach ab und biss ich auf die Lippen, während er Bodo aus dem Augenwinkel beobachtete. „Blödsinn“, widersprach Kai, dessen schlechtes Gewissen ihm nicht nur den Hintern verbrannte. „Du hättest mich jederzeit anrufen können, ich ...“
    „Ich brauche keine Hilfe“, unterbrach ihn Leon hart und stand auf. „Von keinem. Ich komme klar. Das geht vorbei. Der beruhigt sich wieder.“
    „Ja, wenn du das nächste Mal

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