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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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Nettigkeiten von sich gegeben hatte, würde es Kai nicht wundern, wenn er nachher unter der Fußmatte nach Leon suchen musste. Später.
    Er zwang sich dazu, Atem zu holen. Einmal, zweimal. Seine Fäuste waren kaum noch unter Kontrolle. Nicht mehr viel und er würde diesem homophoben Mistkerl die Meinung sagen, mit jedem Faustschlag unterschrieben. Allerdings war da noch immer die verfluchte Moralgrenze, die verhindern wollte, dass er sich an einem angetrunkenen Mann verging. Und mochte dieser das allergrößte Schwein aller homophoben Arschlöcher der gesamten Welt sein.
    „Was Leon tut oder lässt, ist ganz alleine seine Sache.“ Kai war selbst sehr überrascht, wie gottverdammt vernünftig und beherrscht er klang. „Er ist bereits achtzehn, volljährig und damit könnte er auch durchaus Strafanzeige wegen Körperverletzung gegen Sie stellen.“ Kai ließ Burghardts verbliebenen Gehirnzellen genug Zeit, diese Information zu verarbeiten und fügte gefährlich leise hinzu: „Wenn er wollte.“ Leons Vater schnappte nach Luft und lief schlagartig rot an. Für einen wundervollen, sehr triumphalen Moment, war er absolut sprachlos. Leider funktionierten doch mehr Hirnzellen, als erwartet.
    „Was denkst du, wer du bist?“, zischte er und baute sich vor Kai auf, die Hände geballt. Jeder Hauch von Höflichkeit hatte sich zwischen ihnen erübrigt. „Was spielst du dich hier auf? Wer hat dich den gefragt?“
    „Bodo war so freundlich, mich davon in Kenntnis zu setzen, was Sie Leon angetan haben.“ Bodo zuckte zusammen. Ach scheiß auf Bodo! Der kann sich schon wehren, der ist fast einen Kopf größer, als sein Erzeuger. „Ich habe Leon versprochen, dass ich jederzeit für ihn da bin und dieses Versprechen werde ich einhalten. Wir werden jetzt diesen Hof verlassen und vielleicht sollten Sie sich mal in aller Ruhe darüber Gedanken machen, warum der Anblick eines hübschen, jungen Mannes Sie jedes Mal so aus der Fassung bringt.“ Es war nicht möglich, zumindest hätte Kai Stein und Bein darauf geschworen, dennoch wurde Burghardts Rot noch eine Spur intensiver. Flammend rot. Kurz vor der Explosion.
    „Du gottverfluchter Scheißer!“ Er schrie, die Worte kamen unartikuliert und nur Bodos beherztem Eingreifen war es zu verdanken, dass Burghardts Faust nicht in Kais Gesicht landete. Dieser hatte seine Hände bereits erhoben, bereit den Schlag abzuwehren, aber Bodo drängte seinen Vater einfach zur Seite und hielt dessen Arme fest.
    „Mach nicht, Vadder“, beschwor er ihn. Was Burghardt von sich gab, war nur zum Teil artikuliert. Kai vergewisserte sich, dass Leon, oder das, was von ihm übrig war, im Auto saß und öffnete die Fahrertür. Sein Herz raste einem Finish entgegen und er straffte sich, während er dem zornentbrannten Burghardt ein gezwungenes Lächeln zuwarf.
    „Im Übrigen haben Sie sich verdammt getäuscht.“ Tatsächlich starrte ihn der andere Mann einen Moment verständnislos an und Kai kostete die Süße des Moments voll aus. „Derjenige, der hier absolut, mit Kopf, Schwanz, den Eiern und Prostata, auf Kerle abfährt, bin ich. Ich bin die Schwuchtel und verdammt stolz darauf. Wie passt das in dein Bild, hm? Muskeln machen keinen Mann. Man wird so geboren und je mehr man dagegen ankämpft, umso unglücklicher wird man. Denk mal drüber nach, wenn neben dem Alk noch etwas Platz ist.“ Hah, das musste einfach noch sein. Zufrieden ließ sich Kai auf den Sitz fallen und startete den Motor. Er achtete nicht auf Leon, warf lediglich einen Blick in den Rückspiegel, als er vom Hof fuhr.
    Bodo hielt seinen Vater nicht länger fest. Sie standen beide nebeneinander und sahen ihnen nach.

 
 54 Auf der Couch 
     
    „Alles okay?“
    Kai schielte vorsichtig zur Seite. Nein, Leon hatte sich nicht unter der Fußmatte versteckt. Allerdings sah er so blass aus, als ob er unter einem Stein hervorgekommen wäre. Er antwortete nicht, nickte kaum merklich. Kai kaute unbehaglich auf seiner Unterlippe herum. Wie viel von dem, was ich seinem dämlichen Erzeuger an den Kopf geknallt habe, hat er wohl mitbekommen? Wahrscheinlich genug. Was denkt er jetzt?  
    Er war sich im Nachhinein nicht sicher, ob er Leon damit einen Gefallen getan hatte. Aber, hey, er war auch nur ein Mann: Er handelte gewöhnlich erst, bevor er darüber nachdachte. Er durfte das. Und außerdem: Dieser Arsch hatte seinen Leon geschlagen. Gleich nach einem unbefugten Griff an seinen Schwanz stand das auf Kais Liste der absolut tödlichen Dinge, die

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