Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
Vom Netzwerk:
Sympathieskala sehr, sehr weit unter Leon.
    Dieser zögerte noch einen Moment, seufzte und begann tatsächlich ein paar Sachen in einen Rucksack zu packen. Ob es Bodos oder sein lautes Aufatmen war, welches plötzlich den Raum füllte, wusste Kai nicht. Während Leon Unterwäsche und T-Shirts einpackte, erklärte dieser Bodo einiges, welches das Wort „Pferd“ und „Füttern“ enthielt und weswegen Kai einfach abschaltete. Fachgespräche fand er langweilig, wenn sie nicht sein Fachwissen betrafen.
    Bald darauf warf sich Leon seinen Rucksack über den Rücken und folgte seinem Bruder und Kai die Treppe hinunter. An der offenen Wohnzimmertür, mit Blick auf die verstreuen Fotos, blieb er stehen. Widersprüchliche Emotionen jagten über sein Gesicht und nur ein Teil davon war Wut. „Sollen wir sie …?“ Leon schüttelte den Kopf, noch ehe Kai den Satz ganz aussprechen konnte, und wandte sich abrupt ab.
    „Soll er damit machen, was er will“, presste er hervor. Kai war versucht nach seiner Hand zu greifen, ließ es jedoch sein. In dieser Stimmung konnte es sein, dass er sich eher einen Faustschlag einhandelte. „Ich hole eben noch meine Sachen aus dem Bad“, erklärte Leon. „Geht schon mal raus, bin gleich da.“ Damit verschwand er auch schon im Badezimmer. Bodo stampfte ungerührt zur Tür, Kai hätte lieber Wache direkt davor bezogen. Missmutig folgte er dem anderen Mann auf den Hof hinaus. Sein Körper schaltete im Freien sofort in Angriffsmodus. Irgendwo hier trieb sich dieser miese Erzeuger herum, und wenn er den in die Finger bekam, gnade ihm Gott.
    Als hätte er es sich gewünscht, kam Burghardt im nächsten Moment schon aus dem Stall. Er trug eine dreckige Jeans und ein halb offenes Hemd, das Kinn war unrasiert und das Gesicht noch stärker aufgequollen, als Kai es in Erinnerung hatte. Er stutzte einen Moment, als er Kais Auto und die beiden Männer entdeckte. Sein Mund hob sich zu einem freundlichen Lächeln, Kais verzog sich zu einem schmalen Strich.
    „Tachschön.“ Burghardt kam näher und streckte Kai seine Hand entgegen. Der Hauch von Alkohol umwehte dessen empfindliche Nase. Um nichts in der Welt würde er diese Hand schütteln. Musste er auch gar nicht, denn genau in dem Moment kam Leon aus dem Haus und stoppte ab. Sein schmales Gesicht wurde womöglich noch blasser und seine Finger krallten sich um den Tragegurt des Rucksacks.
    „Was …?“ Burghardts alkoholvernebeltes Hirn brauchte wohl einen Moment, um zu kapieren, was hier vor sich ging und Kai kam ihm hilfreich zuvor. „Leon kommt mit zu mir“, erklärte er gelassen und möglichst kühl. Burghardts Blick richtete sich von Leon auf Kai und er zog die Stirn in Falten. „Was soll dass denn heißen?“
    Bodo begann sich unruhig hin und her zu bewegen, Leon jedoch kam näher, stellte sich neben Kai.
    „Ich gehe ein paar Tage zu … Kai“, sagte er sehr leise. „Blödsinn, du bleibst hübsch hier“, blaffte ihn sein Vater an. „Nach der Sache glaubst du doch nicht, dass du einfach so mal eben irgendwo hingehen kannst? Oh nein, mein Freundchen, diese Schwuchteleien werde ich dir schon austreiben. Damit ist endgültig Schluss.“ Verschwörerisch wandte er sich zu Kai, der an sich halten musste, nicht wahlweise auszuweichen oder seine Faust in dieses Gesicht krachen zu lassen. „Drückt sich schon genug vor seinen Aufgaben.“ Burghardt fuchtelte drohend mit der Hand in Leons Richtung. „Stattdessen geht er hin und macht … diese … Pornobilder! Nackt!“ Speichel flog von seinen Lippen, er hatte sich in Fahrt geredet. Schweißtropfen rannen ihm von der Stirn.
    „Bietet sich anderen Kerlen an. So einer ist das nämlich. So wie er sich immer anzieht und rumläuft. Ich wusste es schon immer. Schon ganz früh. Ich habe einen Riecher dafür. Oh ja! Als er ganz klein war, da habe ich es ihm schon gesagt. Rupperts Jüngsten, mit dem hat er schon rumgemacht, konnte ja nichts Gutes werden. Rausgeprügelt gehört so was. Aber er macht weiter, immer weiter.“
    Kais Wut schlug in absoluten Widerwillen um. Wie dieser erbärmliche Mensch Leon ansah, der den Blick halb gesenkt hatte, dessen Fingerknöchel weiß hervorstanden. Nicht, wie ein Vater, der seinen Sohn liebt. Hier lag ganz was im Argen und Leon war bestimmt nicht derjenige, der in eine Therapie gehörte.
    „Steig schon mal ein, Leon“, sagte Kai und tatsächlich gehorchte Leon sofort. Wahrscheinlich war er heilfroh aus der Schusslinie zu kommen. Nachdem, was sein Erzeuger an

Weitere Kostenlose Bücher