Mecklenburger Winter
Gefühl umkippen zu müssen oder in einer Stichflamme zu verglühen. Die kalte Dusche war gänzlich umsonst gewesen.
„Darf ich duschen?“, fragte Leon schüchtern lächelnd. Kai konnte sich nicht bewegen, ihn nur wie gebannt anstarren. „Klar. Natürlich. Gerne.“ Hastig wich Kai zur Seite, machte eine unbestimmte Geste. „Danke“, antwortete Leon lächelnd und ging barfuß den Flur hinab zum Badezimmer. Kais Blick wurde geradezu zwanghaft von dem Hintern in den knappen Shorts und den nackten Beinen angezogen. Sein Unterleib pochte und sein Kopf schien nicht mehr so recht zu seinem Körper zu gehören, denn der schwebte irgendwo ganz weit weg.
Wie es sich wohl anfühlt, diese langen Beine entlangzufahren, der Linie der Muskeln zu folgen, die Hände auf seinen festen Hintern zu legen, ihn zu kneten, die Backen auseinander zu … Scheiße!
Kai taumelte zum Sofa, hielt sich mit beiden Händen an der Rücklehne fest, krallte seine Finger in den Stoff und rang mit geschlossenen Augen heftig nach Atem. Verflucht sei meine rege Fantasie. Wieso nur muss dieser tolle Typ ausgerechnet mir über den Weg laufen? So unfair.
Das Schicksal hasste ihn. Definitiv. Homophober ging es gar nicht mehr, ihm diese Versuchung vor Augen zu halten. Anschauen ja, aber nicht anfassen. Verdammt nochmal!
Seine Fantasie lief Amok, zeigte ihm diverse sehr erotische Ideen mit Leon unter der Dusche. Wenn er jetzt ...
„Kai?“ Leons Stimme riss ihn abrupt in die Wirklichkeit zurück. Kai wandte sich hastig um, betete zu einem Gott, an den er nicht glaubte, dass man ihm nicht ansah, was er empfand. Dabei glühten seine Wangen und sein Herz raste wie bei einem Sprint. Es war eigentlich viel zu offenkundig, woran er gerade gedacht hatte.
Leon lächelte jedoch nur scheu. V erdammt nochmal, er hat nur noch die Shorts an. Kai presste gerade noch eben krampfhaft die Lippen zusammen um den sehnsuchtsvoll wimmernden Ton zu unterdrücken, der ihm unbedingt entkommen wollte. Und wie ihn das Schicksal hasste.
„Hast du vielleicht noch ein Handtuch für mich?“ Leon strich sich in einer grausam erotischen Geste verlegen die Haare aus der Stirn. „Im Badezimmer liegen gar keine.“
„Ja. Klar.“, würgte Kai hervor, wandte sich ab und stürzte in sein Schlafzimmer. Er öffnete blind die Tür des kleinen Wäscheschranks, griff hinein und riss die Handtücher hektisch fast alle auf einmal hinaus. „Verflucht!“ Wahllos griff er auf dem Fußboden nach einem davon und sammelte hastig die anderen wieder ein. Wenig rücksichtsvoll stopfte er sie zurück und schlug die Tür zu. Einen Moment lehnte er sich mit der Stirn dagegen, um seinen Körper und Verstand verzweifelt davon zu überzeugen, dass er nicht gerade Leon halbnackt gesehen hatte. Keiner der beiden glaubte ihm seine Lüge, bestanden jedoch darauf, dass dieser Anblick jede Menge Hitze im Unterleib rechtfertigte. Ebenso das schnell schlagende Herz und feuchte Hände. Ein hektischer Blick über die Schulter zeigte Kai, dass Leon ihm wenigstens nicht gefolgt war und er stieß langgezogen die Luft aus. Ganz betont tief atmete er wieder ein.
Du schaffst das, du schaffst das. Schau ihm ins Gesicht, nur ins Gesicht, nicht auf diese verdammt tolle Brust oder woanders hin. Du hast ihn doch im Studio schon ohne Oberteil gesehen, rief er sich ins Gedächtnis. Ja, aber doch immer nur mit dieser schlabberigen Trainingshose, noch nie nur in Shorts, stöhnte er innerlich. Mit bunten Autos darauf. Und dieser feste Bauch, der verlockende Bauchnabel, die kräftigen Oberschenkel. Und er hat sogar da unten dunkelblonde Haare und … Oh Mann, er sieht so klasse aus.
Kai unterdrückte vehement ein weiteres Stöhnen, hielt sich das Handtuch hastig vor das Gesicht und biss fest hinein. Reiß dich bloß zusammen, du triebgesteuertes Etwas, ermahnte er sich, senkte gerade eben noch rechtzeitig das Handtuch, als Leon im Türrahmen erschien und ihn fragend ansah.
„Hier. Da“, brachte Kai rau hervor, drückte Leon ein wenig überstürzt das Handtuch in die Arme und schaffte es dennoch lächelnd hinzuzufügen: „Wenn du noch was brauchst, sag einfach Bescheid.“ Jemanden, der dir den Rücken schrubbt, dir die Seife anreicht … Böses Kopfkino.
„Danke.“ Leon lächelte ihn verboten nett an und ging zurück ins Badezimmer, folterte Kai noch einmal mit seiner Rückansicht. Diese ellenlangen Beine. So flache Muskeln und doch so kräftig, und wie die Muskeln an seinem unteren Rücken spielen
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