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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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Seufzend ging er ins Wohnzimmer.
    Er musste sich sehr zusammenreißen, um nicht über die zahlreichen Fallstricke zu fallen, die ein Gespräch mit Leon mit sich brachte. Dazu gehörte, dass er das Thema „Vater“ ausklammerte, allgemein das Thema „schwul“ und natürlich höllisch aufpassen musste, nicht einen seiner typischen, flapsigen Sprüche zu verwenden. So ganz gelang es ihm nicht, doch Leon reagierte mittlerweile erstaunlich gelassen darauf, schien es immer mehr mit Humor zu nehmen, wenn Kai etwas durchrutschte.
    Im Laufe des Abends taute Leon immer mehr auf. Sie sahen sich einen Film an, machten sich über die Dialoge lustig, äfften die Schauspieler nach und lachten über sich selbst. Es war wundervoll und nach Kais Meinung sollte der Abend nie enden. Auch Leon schien nicht gewillt ihr Beisammensein vorzeitig abzubrechen. Irgendwann kamen sie auf Kais Studium und seine Zeit in Hamburg zu sprechen und zwangsläufig rutsche diesem dabei die eine oder andere Bemerkung über seine Freizeitgestaltung und Partys heraus. Leon schien sich jedoch nicht zu sehr daran zu stören und Kai verzichtete auf die pikanten Details.
    „Vermisst du Hamburg?“, fragte Leon. Kai schüttelte den Kopf. „Eigentlich nein. Ich habe nie gerne in der Stadt gelebt. Was ich vermisse, ist die Möglichkeit mal eben loszuziehen und Spaß zu haben.“ Er lehnte sich entspannt zurück. „Und ich vermisse meine Freunde, mit denen ich viel unternommen habe. Die ganze Szene. Wenn es nicht so lausig kalt wäre und derart viel Schnee herunter kommen würde, wären sie bestimmt schon aufgeschlagen oder ich hätte sie besucht.“
    „Die waren echt nett“, meinte Leon lächelnd, rutschte mit dem Rücken ans Ende des Sofas und machte es sich dort gemütlich, indem er die Beine hochzog. „War richtig klasse, die alle kennenzulernen. So viel Sportverrückte trifft man nicht jeden Tag.“ Grinsend hockte sich Kai auf die gleiche Weise auf die andere Seite des Sofas und trat spielerisch nach Leon. „Wer ist hier verrückt? Ich setze mich jedenfalls nicht auf so einen wilden Gaul.“ Leon trat zurück. „Und ich laufe keine 100 Kilometer zu Fuß, wenn ich reiten kann“, konterte er keck, blitzte Kai frech an.
    „100 Kilometer?“ Kai zog skeptisch die Augenbrauen hoch. „Das hält doch eh kein Gaul durch. Der bleibt dir auf der Strecke liegen.“ Leon lachte auf. „Hast du eine Ahnung.“ Grinsend betrachtete er Kai. „Christel, die Freundin von Susanne, züchtet Araber. Sie hat mich eingeladen, sie zu besuchen, wenn es wieder Frühling ist. Dann darf ich eins ihrer Pferde reiten. Du weißt schon: einen echten Araber.“
    Kai schaute ihn fragend an und Leon erklärte: „Araber sind Pferde, die man früher in der Wüste gezüchtete hat. Christel und ich haben gemailt und sie hat mir erzählt, dass sie mit ihren Pferden Distanzen reitet.“
    Kais Fragezeichen auf der Stirn wuchs und Leon grinste noch breiter. Er hockte sich in den Schneidersitz. „Ich wusste auch erst nicht, was das ist, aber es ist im Prinzip ein Marathon zu Pferde.“ Leon beugte sich etwas weiter vor und Kai schmolz bei seinem Anblick dahin, hatte echte Schwierigkeiten, seinen Worten zu folgen und nicht zwanghaft seinen Blick über Leons wundervollen Körper gleiten zu lassen. Verdammt nochmal, welcher Schwulenhasser hat enge Reithosen erfunden und mich mit zu viel Fantasie ausgestattet?  
    „Da reitet man Strecken zwischen 30 und 160 Kilometer an einem Tag“, erklärte Leon und hatte Kais Aufmerksamkeit wieder. „Oh Mann“, stöhnte dieser mitleidig auf. „Da tut dir ja der Arsch schon nach zehn Kilometern weh.“
    „Quatsch!“, verneinte Leon. „Die sitzen nicht im Sattel, man steht in den Bügeln. Christel hat mir erklärt, dass auf den großen Wettkämpfen vor allem galoppiert wird. Mann, stell dir das mal vor: 160 Kilometer im Galopp. Das muss echt irre sein.“
    „Irre ja.“ Kai schüttelte ungläubig den Kopf. Er sieht so süß aus, wenn er begeistert ist. So habe ich ihn bislang noch nie erlebt. Leon schnaubte und fuhr sich durchs Haar.  
    „Und das halten die Pferde echt durch?“, erkundigte sich Kai skeptisch. Leon nickte. „Christel hat mir geschrieben, dass sie im Prinzip so trainiert, wie du es auch machst. Lange Ausritte und so. Außerdem gibt es auf den Ritten strenge Kontrollen, wo die Pferde von Tierärzten untersucht werden und nur weiter dürfen, wenn sie fit genug sind.“
    „Wow“, kommentierte Kai beeindruckt. „Das wäre bei

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