Mecklenburger Winter
...
Erst als die Badezimmertür zu fiel, konnte Kai den Blick abwenden. Langsam, heftig atmend, wich er zum Sofa zurück und ließ sich stöhnend über die Rückenlehne rückwärts darauf fallen. Er schnappte sich ein Kissen und presste es sich auf sein Gesicht.
„Oh Mann“, murmelte er in den Stoff hinein. Was habe ich verbrochen, um so gequält zu werden? Seine Hormone spielten total verrückt, versetzten seinen Körper in einen völlig unsinnigen, weil unnötigen, Bereitschaftszustand. Pure Energieverschwendung! Er hat gestern erst gesagt, er ist nicht schwul, erinnerte sich Kai verzweifelt. Er ist nur ein sexy, süßer, schnuckeliger, verdammt geil aussehender, siebzehnjähriger Hetero. Verflucht nochmal: Nur ein Hetero.
Es half nichts, sein Körper entwickelte ein hormongesteuertes, höchst aktives Eigenleben. Lenke dich ab, befahl Kai sich energisch selbst. Denk an lauter unerotische Dinge: Badelatschen, matschige Apfelsinen, abgeschnittene Fußnägel, Regenwürmer, irgendwas anderes. Er rappelte sich auf und stopfte das Kissen zurück. Er würde jetzt einfach Frühstück machen. Zu seinem Glück trug er eine Trainingshose, die weit genug war und ihn körperlich nicht einschränkte. Oder verriet.
Doch das Schicksal meinte es weiterhin nicht gut mit Kai, denn ehe er durch die rettende Tür zur Küche verschwinden konnte, ging abermals die gegenüberliegende Badezimmertür auf.
„Sorry, aber darf ich vielleicht dein Shampoo benutzen?“, fragte Leon noch verlegener als zuvor. Kai hielt sich hastig am Türrahmen fest. Scheiße! Wenn ich mich jetzt umdrehe und er steht nackt vor mir, erleide ich gleichzeitig einen Herzinfarkt und Orgasmus. Mit halb zugekniffenen Augen drehte er sich um.
Zu seinem Glück stand Leon nicht nackt vor ihm. Zumindest nicht völlig. Er hatte sich das Handtuch um die Hüfte geschlungen und, obwohl es eigentlich viel mehr von seinem Unterleib verbarg als zuvor die Shorts, reichte allein das Wissen, das er darunter völlig nackt, war, um Kai laut aufstöhnen zu lassen.
„Scheiße! Mann, Leon“, würgte er gequält hervor, nicht länger in der Lage, seine Gefühle zu verbergen. Er schloss die Augen und ließ seinen Kopf mit der Stirn hart gegen den Türrahmen fallen, riss sie sofort wieder auf und starrte Leon sehnsüchtig, verlangend an. Sein Glied pochte so hart, dass er sich am liebsten zwischen die Beine gegriffen hätte, um dem Zustand abzuhelfen. Ich bin ja schon oft scharf auf einen Typen gewesen, aber noch nie so, wie auf diesen unschuldigen, heterosexuellen Siebzehnjährigen. Das ist echt krank.
„Was?“ Leon wirkte erschrocken und verwirrt. „Weißt du, was du mir gerade antust?“, brachte Kai gequält stöhnend hervor, spürte seinen intimsten Freund heiß und feucht pochen. Verflucht! „Wenn du noch einmal, mit nicht viel mehr als einem Handtuch bekleidet, hier durchläufst, falle ich über dich her“, stieß Kai zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. Er kam sich wie ein triebgesteuerter Verbrecher vor. Verdammt, hatte er sich denn gar nicht mehr im Griff?
„Echt? Macht dich das an?“, antwortete Leon völlig erstaunt. Er betrachtete Kai verblüfft und sichtlich belustigt. Er scheint wirklich nicht zu begreifen, wie sein Anblick auf mich wirkt. Nein, er weiß es nicht. Wie auch, er ist ja nicht schwul.
Kai stieß sich entschlossen vom Türrahmen ab und trat mit zwei schnellen Schritten auf Leon zu, was diesen überrascht bis an die Wand vor ihm zurückweichen ließ. Leons Augen waren weit aufgerissen und seine Verwirrung darin nur zu gut zu lesen. Kai stützte sich mit dem Ellenbogen an der Wand ab und kam dadurch Leons Gesicht sehr nahe.
„Mann, ich stehe auf dich!“, stieß Kai aus. „Was würdest du tun, wenn ein Mädchen, welches du schon immer flach legen wolltest, dauernd nur im Stringtanga an dir vorbei läuft? Da würde dir wohl auch der Sabber aus dem Mund tropfen, oder?“ Diese wundervollen, weichen Lippen waren nur wenige Zentimeter von seinen entfernt, er roch Leon, er spürte ihn, er war nackt unter diesem Handtuch ... Fest presste Kai seine Augenlider zusammen und riss sie gleich darauf wieder auf.
„Mann, das ist echt Folter“, quetschte er hervor, hielt seinen Unterleib mit Mühe davon ab, sich gegen Leon zu pressen, seine Lippen, ihn zu küssen, seine Hände, ihn zu berühren, all jene wundervollen Sachen mit ihm zu machen, von denen dieser unschuldige Typ nicht mal die leiseste Ahnung hatte. In Leons Augen
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