Meconomy
Antwort erfordert, lese ich nicht erst die nächste, sondern feuere schnell die Antwort raus und archiviere die Nachricht. Wenn ich eine Website sehe, die ich später irgendwann für meine Arbeit gebrauchen könnte, bookmarke ich sie nicht nur, sondern lege eine Notiz in meinem System an. Diese Praxis erfordert einige Disziplin, vor allem, wenn man gerade mal faul ist oder abgelenkt, aber sie kann eine Menge ausmachen. In erster Linie geht es darum, Dinge so schnell wie möglich an der richtigen Stelle abzulegen, um zu verhindern, dass beliebiges Zeug in meinem Kopf oder meiner Wohnung herumliegt.“
Gina Trapani arbeitet von zu Hause, darum kämpft sie permanent mit den verwischenden Grenzen von Arbeit und Privatleben. Mindestens einen Tag pro Wochenende, manchmal auch beide, hält sie computerfrei: Keine E-Mail, kein Schreiben, höchstens mal eine Wegbeschreibung nachschauen oder wann ein Kinofilm anläuft. Sie arbeitet viel unterwegs, auf Dienstreisen, ist aber ein großer Freund von Urlauben, in denen man sich keine Arbeit mitnimmt: „Ein Hoch auf den Abwesenheitsassistenten des E-Mail-Programms!“
Grundsätzlich hat sie zwei verschiedene Arbeits-Modi: „offen/ansprechbar“ und „geschlossen/konzentriert“. Im „offenen“ Modus ist ihr Instant-Messenger-Status auf „verfügbar“, sie surft im Internet, schreibt, liest E-Mails, hört Musik mit Gesang. Sie agiert per Multitasking, offen für Unterbrechungen und Zufälliges. Im „geschlossenen“ Modus schaltet sie den Instant Messenger aus, liest keine E-Mails, schließt alle Computerfenster, an denen sie nicht arbeitet, hört ruhige Instrumentalmusik, stellt einen Wecker und ackert durch die anliegende Aufgabe. „Den ,geschlossenen‘ Modus aktiviere ich meist vor einer Deadline oder wenn ich das Gefühl habe, dass zu viel Zeit vergangen ist, seit ich etwas wirklich Wichtiges von meiner Liste gestrichen habe.“
Inzwischen arbeitet Gina Trapani nicht mehr für Lifehacker.com, sondern schreibt auf ihrer eigenen Website Smarterware.org sowie wöchentlich für die Harvard Business Review . Nachdem sie so lange über Produktivität und Effizienz nachgedacht hat, sagt sie, hat sie selbst ein weiteres Ziel: „Ich möchte mich mehr entspannen und mich daran erinnern, dass der Grund, weshalb jemand mehr Dinge in kürzerer Zeit und mit weniger Mühe erledigen will, jener ist: Um mehr Zeit zu haben, das Leben zu genießen.“ Ihr nächster Lifehack: Mehr reisen. Mehr Zeit mit der Familie und Freunden verbringen. Sich weniger Sorgen machen.
Wie schaffe ich es, Dinge zu schaffen?
Eine Frage, die auch Trapani immer wieder umtreibt, ist das richtige Verhältnis von Ablenkung und Konzentration. Wie viel Zeit brauchen wir, um produktiv und kreativ zu sein? Um jene Dinge zu verfolgen, die uns wirklich wichtig sind? Und was müssen wir aufgeben, einschränken oder abschaffen, um die Ressourcen zu haben, etwas Neues zu schaffen? Das sind Themen, über die ich immer wieder nachdenke. Zwei Wochen nahezu ohne Internet-Zugang in der einsamen italienischen Maremma haben zum Beispiel meinen Ideen-Akku letztes Jahr eindeutig gut aufgeladen.
Aber die Frage ist ja: Brauchen wir eher viel Kommunikation und Input, um auf neue Gedanken zu kommen? Oder brauchen wir vor allem: Ruhe, vielleicht sogar Einsamkeit? So wie Anfang des Jahres, als ich auf Island war. Sehr einsam und sehr schön. Kein Wunder, dass dort tolle Bands, Künstler und Designer herkommen. Über den Zusammenhang von Kreativität, Austausch und Kontemplation habe ich in meinem letzten Buch einige spannende Studien zitiert, aber die Sache ist für mich immer noch nicht ganz geklärt.
Nehmen wir den Micro-Blogging-Dienst Twitter. Anfangs war ich, so wie viele, skeptisch: Geplapper? Zeitverschwendung? Noch ein Input-Kanal, den ich verarbeiten muss? Inzwischen vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht mindestens einen „Tweet“ absetze. Jeder Morgen beginnt bei mir an der Espressomaschine mit dem Check, was jene Menschen, denen ich „folge“, über Nacht getwittert haben. Natürlich habe ich längst auch eine Facebook-Seite, und zumindest für eine Weile habe ich meine Twitter-Nachrichten dort ebenfalls als Statusmeldung veröffentlicht.
Klingt schrecklich unkonzentriert und zeitaufwendig? Ja und nein. Einerseits hat so ein Tweet ja maximal 140 Zeichen, ist also schnell formuliert. Und ich habe inzwischen mehr als 500 „Follower“, die offenbar wirklich interessiert, was ich da absondere. Und der „soziale
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