Meconomy
Welt über sie denkt. Dann folgt die Beratung: Was kann man verbessern? Es geht Anholt dabei nicht um Marketingtricks, bunte Broschüren oder Aktivitäten des Fremdenverkehrsamtes, um mehr Touristen ins Land zu holen. Vielmehr sollen Städte und Nationen auch für mobile Arbeitnehmer attraktiv werden sowie für Investoren und ganze Wirtschaftszweige. Branding in diesem Sinne ist Standortpolitik in einer „flachen Welt“, in der viele Arbeitnehmer und Unternehmen fast beliebig entscheiden können, wo auf dem Globus sie als Nächstes aktiv sein wollen.
Ein frühes Beispiel dieses Perspektivwechsels war Tony Blairs Kampagne „Cool Britannia“, die das Image Großbritanniens weltweit als modern und lässig positionierte. Selbst die Bundesregierung macht sich Gedanken über ihre Nation als Marke. Tyler Brûlé wurde kürzlich zu einer Debatte hierüber ins Auswärtige Amt geladen, in dessen Kulturabteilung eine Arbeitsgruppe an diesem Thema arbeitet.
Einen Vorteil dieser Entwicklung für unzufriedene Arbeitnehmer und angehende Selbstständige in der Meconomy beschreibt der Economist : „Die Regierungen der Welt sind in einem Wettbewerb um die unternehmerfreundlichsten Rahmenbedingungen.“ Die Weltbank veröffentlicht seit 2003 eine Hitparade von 180 Nationen, in der es darum geht, wo man am leichtesten ein Unternehmen gründen kann, wo es die wenigsten bürokratischen Hürden und Regulierungen gibt, wo man am leichtesten ein Grundstück erwerben oder einen Kredit bekommen kann. Der Bericht mit dem Titel „Doing Business“ gilt als bahnbrechend, weil er zum ersten Mal mittels harter Zahlen vergleichbar macht, was man bislang nur vage ahnte. In der Folge haben Länder wie Saudi Arabien, Senegal oder Botswana seit 2004 mehr als 1000 Reformen durchgeführt.
In Kanada kann man nun mit einem einzigen Behördengang ein Unternehmen anmelden. In Indien geht es inzwischen rein elektronisch. In China ist es sehr viel einfacher geworden, Kredite zu bekommen. Kurz: Es wird also immer leichter, weltweit Geschäfte zu machen, und es wird immer transparenter, wo dies am besten zu bewerkstelligen ist. Gute Voraussetzungen für global mobile Jungunternehmer ebenso wie für existierende Unternehmen, die Dependancen am anderen Ende der Welt eröffnen wollen. Die Wahrscheinlichkeit, dass unser nächster Job in Wanne-Eickel, München oder Stuttgart ist, sinkt damit ständig im Vergleich zu Vancouver, Mumbai oder Schanghai.
Monocle -Chefredakteur Andrew Tuck will mit seiner Zeitschrift gar nicht für globale Mobilität werben, er denkt aber, dass diese de facto eine immer größere Gruppe von Menschen betrifft. „Es geht nicht mehr nur um eine kleine Elite von Managern“, sagte er mir im Interview: „Da ist der Grafikdesigner aus London, der jetzt in Sydney arbeitet, der schwedische Architekt, den es nach Spanien zog, oder der indische Student, der sich in New York immatrikuliert hat.“ Solche Menschen sähen die Welt als einen Ort voller Chancen und hätten keine Angst, in ein Flugzeug zu steigen, um neue Geschäftsideen zu finden, einen neuen Studienort oder ein neues Zuhause. Deshalb sei die jährliche Quality-of-Life-Ausgabe, die die lebenswertesten Städte der Welt auflistet, jedes Mal ein großer Erfolg: „Es ist toll zu sehen, wie stark und anziehend eine Stadt als Marke sein kann. Menschen ziehen ebenso aus Gründen des Lifestyles in andere Länder, wie um zu arbeiten.“
Tuck selbst verbringt sein Leben keineswegs klischeegerecht hauptsächlich an Flughäfen, sondern klagt durchaus über lange Tage im Büro und mag es, in der Londoner Innenstadt zu leben. Andererseits ist er immer wieder aufgeregt, wenn sein Flugzeug in einem Ort landet, den er liebt oder den er noch nie gesehen hat. Und eines Tages möchte er seinen eigenen Traumort verwirklichen: „Ein Stück Land mit einem einfachen Haus darauf, direkt an einem See.“
Langzeitreisen als Lebensstil
Wenn also mit Eric Weiner, Tyler Brûlé und Andrew Tuck gleich drei Mobilitätsexperten statt auszuwandern eher einen Lifestyle des regelmäßigen Reisens empfehlen, könnte da ja etwas dran sein. Konsultieren wir an dieser Stelle am besten einen weiteren Fachmann, diesmal einen, der sich auf das Thema Langzeitreisen spezialisiert hat. Rolf Potts ist ein junger, preisgekrönter US-Reiseautor und Schriftsteller. Seine Bücher „Vagabonding“ und „Marco Polo didn't go there“ sind Bestseller in den USA und sehr populär unter Alternativreisenden.
Der San
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