Meconomy
machen, um sich bei ihrer Arbeit fast vollständig unabhängig von ihrem Aufenthaltsort zu machen. Das ermöglicht ihnen, ihren „Wohnort“ beliebig häufig zu wechseln und auf der ganzen Welt zu leben. Alles, was sie zum Arbeiten brauchen, sind Strom und Internet. Kommunikation mit Kunden und Partnern läuft fast ausschließlich über digitale Tools wie VoIP, Online-Meeting-Räume, Instant Messenger und E-Mail.
Was ist der Vorteil dieser Arbeits- und Lebensweise?
Kleske: Ich muss nicht mehr auf die Rente warten, um Zeit für die Weltreise zu finden. Gleichzeitig kann es klare wirtschaftliche Vorteile haben, Arbeit vom Ort zu trennen. So kann ich meine Arbeit in reichere Länder verkaufen, während ich selbst in einem Land mit niedrigen Lebenskosten residiere. Und schon wird Globalisierung zu einem Vorteil, den nicht mehr nur große Konzerne, sondern auch Einzelpersonen nutzen können.
Aber für wen gilt denn das tatsächlich? Sprechen wir nicht von einer privilegierten Minderheit?
Kleske: Wenn man sich ansieht, wie wenig Menschen derzeit diesen Lebensstil leben, stehen wir überhaupt erst am Beginn dieser Bewegung. Somit gewinnt der Begriff erst an Relevanz und damit Aktualität. Man darf nicht vergessen, hier geht es um ein recht grundsätzliches Umdenken, wie man Arbeit, Reisen und Leben sieht und angeht. Für solche Denkprozesse brauchen wir in der Regel deutlich länger, als wir glauben.
Der Zusammenhang von Ort und Zufriedenheit
Erik Weiner, ein amerikanischer Journalist und Buchautor, der auf Fotos mit Schiebermütze und ironischem Halblächeln posiert, ist nicht glücklich. Er hat aber, wie viele Menschen in westlichen Gesellschaften mit vernünftigem Einkommen, Bildung, Freunden und Familie, auch keinen richtigen Grund, unglücklich zu sein. Er ist wohl, wie er selbst im Originaluntertitel seines kürzlich erschienenen und sehr gelungenen Buches „Geografie des Glücks“ es nennt, ein „Nörgler“ – aber einer, der auf der Suche ist: „One Grump’s Search for the Happiest Place in the World.“
Weiner leidet nach eigenem Bekunden wie Millionen andere unter dem Schmerz, den der Historiker Darrin McMahon beschrieben hat als „Unglücklichsein darüber, dass man nicht glücklich ist“. Wie ebenfalls Millionen andere kaufte Weiner sich jede Menge Selbsthilfebücher und verschlang sie alle. In diesen wurde ihm erzählt, dass das Glück in ihm selbst verborgen liege, er müsse nur tief genug graben, um es zu finden. Das Problem dieses Axioms der Ratgeberindustrie aus seiner Sicht: „Es stimmt nicht. Das Glück liegt nicht in uns, sondern dort draußen.“ Wo wir sind, so Weiners These, ist von entscheidender Bedeutung für das, was wir sind. Wir suchen alle – wenn auch oft unbewusst – nach dem Konzept des Paradieses. Weiner: „Jeder, der einmal Urlaub auf einer karibischen Insel gemacht hat und von dem spontanen Gedanken ‚Hier könnte ich glücklich sein‘ überrascht wurde, weiß, was ich meine.“ Und so macht sich Weiner auf die Suche nach dem glücklichsten Ort der Welt. Eine Suche, aus der wir viel lernen können.
„Auf Geld kommt es an, doch in geringerem Maße, als wir glauben, und nicht so, wie wir annehmen“, so Weiner am Ende der Recherche. „Die Familie ist wichtig. Genau wie Freunde. Neid ist schädlich. Genau wie übermäßiges Nachdenken. Strände sind optional. Vertrauen ist es nicht, genauso wie Dankbarkeit.“ Er sei auf seiner Reise auf jede Menge Widersprüche gestoßen, fasst er die Ergebnisse weiter zusammen: Die Schweizer sind verklemmt und glücklich. Die Thais sind gelassen und glücklich. Die Isländer haben Spaß an ihren Saufgelagen, während die Moldauer dadurch noch trauriger werden. Katar hat zu viel Geld und nicht genug Kultur. Dadurch hat es keine Möglichkeit, all sein Geld zu verkraften. „Vielleicht kann nur ein indisches Gehirn diese Widersprüche verstehen“, so Weiner.
Die glücklichsten Orte, schließt er versöhnlich, seien vermutlich jene, die nicht ganz mit dem Paradies identisch sind. So, wie es unerträglich wäre, mit einem perfekten Partner zusammenzuleben, würden wir auch nicht an einem perfekten Ort wohnen wollen. Die Suche danach, das merkt man Weiner an, hat ihm dennoch enorm viel Spaß gemacht. Getrieben vom unbändigen Interesse am anderen, am Neuen, hat er die ganze Welt bereist und damit zu seinem Zuhause gemacht. „Geografie kann unsere Rettung sein“, schreibt er zum Schluss, aber vielleicht beschreibt ein Satz,
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