Meconomy
nicht mehr ausgelastet. Früher hatte er als Fotoredakteur für große deutsche Magazine gearbeitet, darum fiel ihm auf, dass in seiner neuen Heimat ein Nachrichtenmagazin fehlte. Also gründete er kurzerhand eins. Sein Motto: Wir machen den kambodschanischen Focus . Inzwischen existiert der englischsprachige Southeastern Globe seit drei Jahren, und der gebürtige Baden-Badener ist nicht nur Besitzer eines französischen Restaurants, sondern auch noch Chefredakteur einer Zeitschrift. So schnell kann das gehen.
„Deutschland war für mich Stagnation, hier geht es nur aufwärts und alles rasend schnell, jeden Tag muss man sich neu bewähren“, sagt er. In Kambodscha gebe es „unglaubliche Freiheiten“, so Brinzer. „In den ersten fünf Jahren war ich vielleicht vier- oder fünfmal auf einer Behörde.“ Tatsächlich können angehende Einwanderer in Kambodscha mit einem Business-Visum einreisen, das einen Monat gültig ist, aber problemlos immer wieder um sechs Monate verlängert wird. Investoren müssen ihre Geschäfte lediglich beim Finanz- und Handelsministerium sowie dem kambodschanischen Entwicklungszentrum registrieren lassen. Und ab und zu hilft eben auch mal eine Kiste Bier.
Dass man nicht komplett auswandern muss, zeigt das Beispiel von Harald Fertig: Er schrieb mir, nachdem er in meinem Blog einen Beitrag zu diesem Thema gelesen hatte:
Ich lebe einen Teil des Jahres in Cartagena de Indias in Kolumbien, 500 Meter von der Karibik entfernt. Gelegentlich arbeite ich per Telearbeit für deutsche und europäische Unternehmen im Bereich IT, Telesales, Marketing.
Bereits seit vielen Jahren bereise ich Lateinamerika und habe immer davon geträumt, ganz auswandern zu können. Die Gründe:
– das Klima (immer WARM)
– die Menschen mit Ihrer unglaublichen Lebensfreude (Montagmorgens um sieben singen und tanzen die Cartagenaeros oft schon mitten in den Slums)
– die Natur, die Landschaften (nicht alles zubetoniert und normiert)
– das Gefühl, noch etwas bewirken zu können (mit wenig Mitteln)
– die Mannigfaltigkeit in Kultur und in der ethnischen Vielfalt Kolumbiens
Ich wohne jetzt schon seit drei Jahren in meinem selbst gebauten Mehrfamilienhaus in einem normalen, jedoch eher armen Wohngebiet in Cartagena. Dort lebe ich mit meiner kolumbianischen Frau und meinem fast dreijährigen Sohn.
Bis dato verbringe ich die meiste Zeit des Jahres in Kolumbien. Der Kontakt zu meinen Freunden in der Heimat ist dank E-Mail, Skype, VoipStunt, Pixum-Fotoalbum etc. nie abgebrochen. Meine Wohnung in Heidelberg wird von einem guten Freund bewohnt, der auch die gesamte Post prüft und mir diese bei Bedarf weiterleitet. In meinem Haus in Kolumbien wird gerade ein neues Dreiraum-Büro plus IT-Infrastruktur eingerichtet. Außerdem nutze ich intensiv Web-Collaboration, Webkonferenz sowie Desktopsharing-Lösungen, damit der Kunde in Deutschland auch besser und vor allem auch zeitgleich an seine Daten drankommt und diese auf Wunsch gemeinsam und gleichzeitig bearbeiten kann.
Bevor er im Januar 2006 „aufgrund eines Burn-outs und tödlicher Langeweile aus Deutschland geflohen“ ist, war er Mitbegründer und Geschäftsführer eines spanisch-deutschen Joint Ventures, das Webkonferenz-Lösungen entwickelte und diese in ganz Europa vertrieb. Sechs Monate nach seiner Ausreise nach Kolumbien, im Sommer 2006, hat er dann von dort aus seine Unternehmensanteile verkauft. Die gesamten komplizierten Verhandlungen, erzählt er, liefen dabei übers Internet oder Telefon. Anwälte, Wirtschaftsprüfer und andere Beteiligte waren mit den notwendigen Vollmachten ausgestattet, „sodass ich das ganze nervenaufreibende Prozedere, das sich monatelang hinzog, von der Karibik aus beobachten und steuern konnte. Man muss nicht immer überall dabei sein und alles selbst machen. Das führt nur schneller zum Herzinfarkt.“
Heute betreut er von Kolumbien aus per Internet kleinere Kunden in Deutschland. Vielleicht, sagt er, will ein mittelständisches Unternehmen aus Rheinland-Pfalz seinen Direktvertrieb von Spanien zu ihm nach Kolumbien outsourcen: „Da bei diesem Hersteller fast ausschließlich via Telefon, E-Mail und Webshop verkauft wird, ist es nicht zwingend notwendig, von Spanien oder Deutschland aus zu arbeiten. Lediglich der Produktversand verbleibt beim Hersteller in Deutschland.“ Durch das Outsourcen des Vertriebs und Supports zu ihm nach Übersee, verspricht Fertig, würde das Unternehmen mindestens 60 Prozent Kosten
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