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um etwas dagegen zu unternehmen«. Das aber sollte nicht sein. »Den letzten Seufzer des ursprünglichen Geistes der Revolution mit ihrem Glauben an Gemeinschaftlichkeit und Zusammenarbeit taten die Farmer in Massachussetts« während Shays Rebellion von 1886. »Die Resolutionen und Ansprachen ihrer Komitees ein oder zwei Jahre vor der Rebellion verkündeten genau das, was alle möglichen Leute 1776 bereits verkündet hatten.« Ihre Niederlage lehrte sie auf schmerzhafte Weise, daß »die bisherigen Möglichkeiten ausgereizt waren« und sie nun »vor Herrschern zu Kreuze kriechen mußten, die behaupteten, Diener des Volkes zu sein«. So ist es geblieben. Mit ganz wenigen Ausnahmen entstammen die Repräsentanten des Volks nicht aus den arbeitenden Schichten, sondern kommen aus Anwaltsbüros, die die Interessen der Geschäftswelt vertreten, aus Vorstandsetagen oder anderen privilegierten Bereichen. 46
Zurück zu den Medien. In Großbritannien gab es bis in die sechziger Jahre eine lebendige Arbeiterpresse, die eine breite Leserschaft hatte, bevor sie aufgrund von Marktmechanismen verschwand. Als der Daily Herald 1964 eingestellt wurde, hatte er fünfmal soviel Leser wie die Times und »fast doppelt so viele Leser wie Times, Financial Times und Guardian zusammengenommen«, bemerkt James Curran, der anhand von Forschungsergebnissen auch zeigt, daß die Leser sich »ihrer Zeitung außerordentlich verbunden fühlten«. Aber der Daily Herald, an dem die Gewerkschaften als Eigentümer beteiligt waren und der einen großen Teil der Arbeiterschaft erreichte, »wandte sich an die falschen Leute«, fährt Curran fort. Das gilt auch für andere Blätter der sozialdemokratischen Presse, die damals ebenfalls eingingen. Ihnen fehlten Anzeigenkunden und Privatkapital, worüber die »seriösen Zeitungen« verfügten, die »nicht nur die Werte und Interessen ihrer der Mittelschicht entstammenden Leserschaft spiegeln«, sondern diesen Lesern auch »Kraft, Klarheit und Kohärenz vermitteln [und] eine wichtige ideologische Rolle bei der Verbreiterung und Erneuerung des herrschenden politischen Konsenses spielen«. 47
Die Folgen sind, wie Curran hervorhebt, einschneidend. In den Medien »wächst der Einfluß der Werbeanzeigen auf die editorische Gestaltung und den Inhalt«, was die »zunehmende Anpassung an die Bedürfnisse von Anzeigenkunden« spiegelt, und das gilt sehr wahrscheinlich auch für Berichterstattung und Kommentare. Gesamtgesellschaftlich hat der »Verlust der auflagenstarken sozialistisch-demokratischen Zeitungen«, die auch über die radikaleren Fraktionen der Arbeiterschaft berichteten, zur »weiteren Erosion der radikaldemokratischen Tradition in Großbritannien« beigetragen und jene »kulturelle Basis« geschwächt, die noch »für die aktive Beteiligung an der Labour-Partei und der mit ihr verbundenen Bewegungen« eintrat, die jedoch »in den meisten Landesteilen keine Massenbewegungen mehr sind«. Ohne die Analysen und Kommentare dieser Zeitungen, die »für den Erhalt einer sozialistisch-demokratischen Subkultur in der Arbeiterklasse sorgten«, fehlt ein alternatives Bild zu einer Welt, »in der die Unterordnung der arbeitenden Menschen als natürlich und unvermeidbar erscheint«, und auch die Auffassung, daß die arbeitenden Menschen »moralisch einen größeren Teil des von ihnen geschaffenen Reichtums beanspruchen und bei dessen Allokation ein gewichtiges Wort mitsprechen können«, findet jetzt keinen Ausdruck mehr. Diese Tendenzen gelten für alle industriekapitalistischen Gesellschaften.
Es sind also Prozesse im Gang, die die innenpolitische Kontrolle »feindlichen Territoriums« erleichtern. Ähnlich gingen die globalen Planungsstrategien der US-Eliten während des Zweiten Weltkriegs und danach von der Annahme aus, daß die Grundsätze eines liberalen Internationalismus im allgemeinen ausreichen würden, um »den Erfordernissen der Vereinigten Staaten in einer Welt, in der sie eine uneingeschränkte Machtstellung anstreben«, Genüge zu tun. 48 Diese globale Politik wird mit dem Begriff containment - »Eindämmung« - bezeichnet. Ihr entspricht die innenpolitische »Herstellung von Konsens«. De facto sind diese beiden politischen Zielsetzungen eng miteinander verflochten, weil die einheimische Bevölkerung dazu gebracht werden muß, die Kosten der »Eindämmung« zu tragen - und diese Kosten können, in materieller wie moralischer Hinsicht, beträchtlich sein.
Die Rhetorik der »Eindämmung« soll dem
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