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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Schmiede, Töpfer und Stellmacher, Glasbläser und Schneider. Er kam an mehreren Basaren vorbei, in denen Waren aller Art verkauft wurden. Schließlich erreichte er die Freitagsmoschee, ein massives, quaderförmiges Gebäude mit einem herrlichen Minarett, um das Vögel flatterten. Hinter der Moschee lag ein Marktplatz, auf dem es hauptsächlich Bücherstände und kleine Speiselokale gab, und dann sah er die madrassa .
    Am äußeren Rand des Schulgeländes befanden sich zwischen weiteren Bücherständen, die den Bedarf der Studenten deckten, langgestreckte, niedrige Gebäude mit Unterkünften. Hier spielten viele Kinder. Überall sah er junge Männer, von denen die meisten grüne Turbane trugen. Die Gebäude der madrassa bestanden nach der Art der meisten Moscheen aus weißen Kalksteinblöcken. Sie waren weitläufig angelegt, und zwischen ihnen gediehen Gärten. Unter einem Kastanienbaum mit noch geschlossenen, stacheligen Früchten saßen sechs junge Männer im Schneidersitz und hörten einem weißbärtigen Mann, der einen himmelblauen Turban trug, aufmerksam zu. Rob näherte sich ihnen. »...Syllogistik des Aristoteles«, dozierte der Vortragende gerade. »Eine Behauptung gilt als logisch richtig, wenn zwei ihrer Prämissen richtig sind. Zum Beispiel aus der Tatsache, daß erstens alle Menschen sterblich sind, und zweitens, daß Sokrates ein Mensch ist, kann logisch geschlossen werden, daß drittens Sokrates sterblich ist.«
    Rob verzog das Gesicht und ging nachdenklich weiter; es gab vieles, das er nicht wußte, zu vieles, das er nicht verstand. Er blieb vor einem uralten Gebäude stehen, an das eine Moschee mit einem schlanken Minarett angebaut war, und er fragte einen Studenten mit grünem Turban, in welchem Gebäude Medizin gelehrt werde.
    »Im dritten Gebäude. In dem hier unterrichten sie Theologie, im nächsten islamisches Recht, dort Medizin.« Er deutete auf ein kuppelgekröntes Gebäude aus weißem Stein. Es ähnelte der in Isfahan vorherrschenden Architektur so vollständig, daß Rob es von nun an im Geist als die Große Titte bezeichnete. Daneben befand sich ein mächtiges einstöckiges Gebäude, das eine Inschrift als den maristan , den Ort für Kranke, bezeichnete.
    Interessiert schritt er, statt die maärassa zu betreten, die drei Marmorstufen des maristan hinauf, um durch das schmiedeeiserne Tor zu gelangen.
    Das Haus der Kranken hatte einen Innenhof mit einem Becken, in dem farbige Fische schwammen; unter Obstbäumen standen Bänke. Von dem Hof gingen wie Sonnenstrahlen Korridore aus, entlang denen sich große Räume befanden. Die meisten waren belegt. Rob hatte noch nie so viele Kranke und Verletzte an einem Ort gesehen, und er ging verwundert umher.
    Die Patienten waren nach ihren Leiden zusammengefaßt: Ein langgestreckter Raum war voller Männer, die gebrochene Gliedmaßen hatten; hier Opfer von Fiebern; dort - er rümpfte die Nase, es war offensichtlich der Raum für Patienten mit Durchfall und anderen Krankheiten der Ausscheidungsorgane. Doch nicht einmal in diesem Raum war die Atmosphäre so bedrückend, wie man eigentlich hätte annehmen müssen, denn überall gab es große Fenster, bei denen der Luftzug nur durch leichte Stoffe behindert wurde, die gespannt worden waren, um die Insekten fernzuhalten. Rob bemerkte am oberen und unteren Ende der Fensterrahmen Rinnen, in die im Winter Fensterläden geschoben werden konnten.
    Die Wände waren weiß getüncht, die Fußböden aus Stein und somit leicht zu reinigen; im ganzen Gebäude war es im Vergleich zu der beträchtlichen Hitze, die draußen herrschte, angenehm kühl. In jedem Raum plätscherte ein kleiner Springbrunnen.
    Rob blieb vor einer geschlossenen Tür stehen, weil ihm das Schild auffiel, das daran hing: ãar-al-maraftan , Aufenthaltsort für jene, die gefesselt werden müssen. Als er die Tür öffnete, erblickte er drei nackte Männer mit rasierten Köpfen und gefesselten Armen, die mit um den Hals gelegten Eisenringen an ein hohes Fenster gekettet waren. Zwei waren schlafend oder bewußtlos zusammengesunken, doch der dritte starrte vor sich hin und begann zu heulen wie ein Tier, während Tränen über seine schlaffen Wangen liefen. »Es tut mir leid«, sagte Rob ruhig und verließ die Verrückten. Er kam zu einer Halle mit operierten Patienten und wäre gern an jedem Bett stehengeblieben, um die Verbände abzunehmen und die Stümpfe und die Wunden zu untersuchen.
    Die Vorstellung, jeden Tag so viele interessante Patienten

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