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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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aus dem Koran bildeten:
    Es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Barmherzigen.
Kämpft für die Religion Gottes!
Wehe denen, die ihr Gebet vernachlässigen.
    Die Straßen waren voller Männer mit Turbanen, aber man sah keine Frauen. Rob kam an einem riesigen freien Platz vorbei und dann, vielleicht eine Meile weiter, an einem weiteren. Die Geräusche und die Gerüche berührten ihn angenehm. Es war unverkennbar ein municipium , eine große menschliche Gemeinschaft, wie er sie als Junge in London erlebt hatte, und aus irgendeinem Grund kam es ihm völlig richtig und logisch vor, daß er langsam durch die Stadt am Nordufer des Flusses des Lebens ritt.
    Von den Minaretten begannen nun Männerstimmen, manche von fern, andere nah und deutlich, die Gläubigen zum Gebet zu rufen. Der gesamte Verkehr stockte, während die Männer sich nach Südwesten, offenbar die Richtung nach Mekka, wandten. Alle Männer in der Stadt waren auf die Knie gefallen, strichen mit ihren Handflächen über den Boden und beugten sich so tief, daß ihre Stirnen das Pflaster berührten. Rob hielt das Maultier an und stieg ab.
    Als die Gebete vorbei waren, trat er zu einem Mann mittleren Alters, der rasch einen kleinen Gebetsteppich zusammenrollte, den er von seinem Ochsenkarren genommen hatte. Rob fragte, wie er das Judenviertel finden könne. »Ah, es heißt Jehuddijeh. Ihr müßt dieser Allee folgen, bis Ihr den Judenmarkt erreicht. Am anderen Ende des Marktes befindet sich ein Torgewölbe, und dahinter findet Ihr das Judenviertel. Ihr könnt es nicht verfehlen, Dhimmi .«
    Der Platz war von Verkaufsständen umgeben, die Möbel, Lampen und Öl, nach Honig und Gewürzen duftendes Brot, Backwerk, Kleidung, alle Arten von Geräten, Gemüse und Obst, Fleisch, Fische, gerupfte oder noch lebende und gackernde Hühner verkauften - alles, was für das physische Leben erforderlich war. Er sah Gebetsschals, Kleidungsstücke mit Fransen, Gebetsriemen. Im Stand eines Briefstellers beugte sich ein alter Mann mit faltigem Gesicht über ein Tintenfaß und Federn, und in einem offenen Zelt wahrsagte eine Frau. Rob wußte, daß er im Juden viertel war, denn hier gab es Frauen, die an den Ständen verkauften und auf dem überfüllten Markt mit Körben am Arm einkauften. Sie trugen lose, schwarze Kleider, und ihr Haar war mit Tüchern bedeckt. Einige trugen einen Gesichtsschleier wie mohammedanische Frauen, aber die meisten waren unverschleiert. Die Männer waren so gekleidet wie Rob und trugen volle, buschige Barte. Er ging langsam weiter und genoß den Anblick und all die Geräusche. So kam er auch an zwei Männern vorbei, die wie erbitterte Feinde über den Preis eines Paars Schuhe feilschten. Andere riefen einander scherzhaft etwas zu. Man mußte hier laut sprechen, um sich Gehör zu verschaffen.
    Auf der anderen Seite des Marktes durchschritt er das ihm beschriebene Torgewölbe und wanderte enge, schmale Gassen hinunter. Dann kam er auf einen gewundenen, abschüssigen Weg, der zu einem Areal mit elenden, unordentlichen Häusern führte. Viele dieser Gebäude waren miteinander verbunden, doch da und dort stand ein Haus einzeln in einem kleinen Garten. Obwohl letztere nach englischen Maßstäben bescheiden aussahen, hoben sie sich von den anderen Bauten ab, als seien sie Schlösser.
    Isfahan war alt, aber die Jehuddijeh schien noch viel älter zu sein. Die Häuser und Synagogen waren aus Stein oder aus alten Ziegeln, die zu einem blassen Rosa gebleicht waren. Kinder führten eine Ziege an ihm vorbei. Die Leute standen in Gruppen beisammen, lachten und plauderten. Bald war Zeit für das Abendessen, und die Küchengerüche aus den Häusern ließen ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Er schlenderte durch das Viertel, bis er einen Stall fand, in dem er die Tiere einstellen konnte. Bevor er seine Begleiter verließ, reinigte er noch die Kratzspuren an der Flanke des Esels, die gut verheilten. Nicht weit vom Stall fand er einen Gasthof, der von einem hochgewachsenen alten Mann geführt wurde, der freundlich lächelte, einen schiefen Rücken hatte und Salman der Kleinere hieß.
    »Warum der Kleinere?« fragte Rob.
    »In meinem Geburtsort hieß mein Onkel Salman der Große. Er war ein berühmter Gelehrter«, klärte ihn der Alte auf. Rob mietete sich einen Strohsack in einer Ecke des großen Schlafsaals.
    »Wünscht Ihr auch zu essen?«
    Kleine, auf Spießen gebratene Fleischstücke, fetter Reis, den Salman pilaw nannte, und kleine, vom Feuer gebräunte Zwiebeln lockten

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