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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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erzählt hat, geschenkt habt, als er sein vierzehntes Lebensjahr erreichte. Außerdem sende ich die Figuren und das Brett des Schachspiels, bei dem Mirdin und ich viele glückliche Stunden verbracht haben. Er hatte in Indien keine anderen Habseligkeiten bei sich. Er wurde selbstverständlich in seinem tallit bestattet. Ich bete, der Herr möge Eurem und unserem schweren Verlust Verständnis entgegenbringen. Mit Mirdins Hinscheiden ist ein Licht aus meinem Leben verschwunden. Er war der beste Mensch, den ich jemals zu meinen Freunden zählen durfte. Ich weiß, daß Mirdin bei Adashem ist, und hoffe, daß ich eines Tages würdig sein werde, mit ihm zusammenzusein.
    Bitte übermittelt seiner Witwe, die inzwischen bei Euch weilt, und seinen tapferen jungen Söhnen meine Zuneigung und Hochachtung und teilt ihnen mit, daß meine Frau einen gesunden Sohn, Mirdin ben Jesse, geboren hat und ihnen ihre liebevollen Wünsche für ein gutes Leben sendet.
    Jivorechachachah Adonai V'Jishmorechah , möge der Herr Euch beschützen!
    Ich bin Jesse ben Benjamin, hakim .
    Abu Ubaid al-Juzjani war jahrelang Ibn Sinas Assistent gewesen. Er hatte selbst einen guten Ruf als Chirurg erlangt und war der reichste von den ehemaligen Assistenten, die alle Erfolg gehabt hatten. Der hakim-bashi ließ seine Assistenten hart arbeiten, und die Stellung war wie eine verlängerte Ausbildung, also eine Gelegenheit, weiter zu lernen. Rob assistierte Ibn Sina nicht nur und brachte ihm Dinge, die er benötigte, sondern sein Meister erwartete, daß man ihn beizog, wenn es ein Problem gab oder seine Ansicht erforderlich war. Der junge hakim genoß sein Vertrauen, und Ibn Sina erwartete von ihm, daß er selbständig handelte.
    Für Rob war es eine glückliche Welt. Er hielt an der madrassa einen Vortrag über Weinbäder für offene Wunden, doch hatte er nur wenige Zuhörer, weil ein zu Besuch weilender Medicus an diesem Vormittag einen Vortrag über das Thema der körperlichen Liebe hielt. Die persischen Ärzte drängten sich immer zu Vorlesungen, die mit dem Geschlechtsleben zu tun hatten, was Rob merkwürdig erschien, denn in Europa waren die Ärzte für dieses Thema nicht zuständig. Also besuchte auch er viele solche Vorträge, und dank oder trotz dem, was er lernte, gestaltete sich seine Ehe glücklich.
    Mary erholte sich rasch von der Geburt. Sie befolgten die Vorschriften Ibn Sinas, der darauf hinwies, daß nach der Niederkunft sechs Wochen lang Enthaltsamkeit geübt werden solle. Er riet auch, die Scham der jungen Mutter vorsichtig mit Olivenöl zu behandeln und mit einem Gemisch aus Honig und Gerstenschleim einzureiben. Die Behandlung hatte ausgezeichneten Erfolg, nur das sechswöchige Warten wollte jvlary wie eine Ewigkeit erscheinen, und als es vorüber war, wandte sie sich Rob ebenso begierig zu, wie er sie umarmte. Einige Wochen später begann die Milch in ihren Brüsten zu versiegen. Sie brauchten also eine Amme, und Rob sprach mit mehreren Hebammen, durch deren Vermittlung er eine kräftige, einfache Armenierin namens Prisca fand, die genug Milch für ihre neugeborene Tochter und den Sohn des hakim hatte. Viermal am Tag trug Mary das Kind zum Ledergeschäft von Priscas Ehemann Dikran und wartete, während der kleine Rob die Brust bekam. Abends kam Prisca zum Haus in der Jehuddijeh und übernachtete mit den beiden Kindern im anderen Zimmer, während Mary und Rob sich bemühten, beim Liebesakt keinen Lärm zu machen, und dann den ungestörten Schlaf genossen. Mary war zufrieden, und ihr Glück ließ sie aufblühen, ja sie schien dank einer neuen Selbstsicherheit richtig aufzuleuchten.
    In der ersten Woche des Monats Schaban kam die Karawane von Reb Moise ben Zavil wieder auf dem Weg nach Qum durch Isfahan, und der Kaufmann brachte Geschenke von Reb Mulka Askari und seiner Schwiegertochter Fara mit. Fara schickte dem Kind Mirdin ben Jesse sechs Leinenkleidchen, die sie mit Liebe und Sorgfalt selbst genäht hatte. Der Perlenhändler schickte Rob das Schachspiel zurück, das seinem toten Sohn gehört hatte.
    Es war das letztemal, daß Mary aus Sehnsucht nach Fara weinte. Als sie sich die Augen getrocknet hatte, stellte Rob Mirdins Figuren auf dem Brett auf und lehrte sie das Spiel des Schahs. Danach grübelten sie oft über dem Schachbrett. Er erwartete zunächst nicht viel von ihr, denn es war doch ein Spiel für Krieger, und sie, dachte er, war ja nur eine Frau. Aber sie lernte schnell und schlug bald seine Figuren jubelnd mit einem Schlachtruf,

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