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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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einmal mehr bewiesen war.
    Die schwersten Fälle unter den Verwundeten starben sehr schnell. An einem Tag verschieden allein ein halbes Dutzend. Nach zwei Wochen erreichten sie Belutschistan, wo sie auf einem freien Feld lagerten und Rob seine Verwundeten in einer Scheune, die keine Seitenwände hatte, unterbrachte. Als er Farhad sah, ersuchte er um eine Audienz, aber der neue Stadthauptmann posierte nur und vertröstete ihn selbstherrlich auf später. Zum Glück hörte Karim sein Ansuchen und brachte ihn sofort zum Schah.
    »Ich habe noch einundzwanzig Verwundete. Aber sie müssen für einige Tage an einem Ort liegen bleiben können, sonst werden sie ebenfalls sterben, Majestät.«
    »Ich kann nicht auf Verwundete warten«, lautete Alãs Absage, weil er seinen triumphalen Einzug in Isfahan nicht verschieben wollte. »Dann ersuche ich um Eure Erlaubnis, mit ihnen hierbleiben zu dürfen.«
    Der Schah starrte ihn an. »Aber ich werde nicht auf Karim verzichten, damit er als hakim bei dir bleiben kann.
    Karim muß mit mir zurückkehren.« Rob nickte.
    Sie ließen ihm fünfzehn Inder für die Tragbahren und siebenundzwanzig bewaffnete Soldaten, dazu zwei mahouts und alle fünf verletzten Elefanten, damit er die Tiere weiter behandeln konnte. Karim ließ Säcke mit Reis abladen. Am nächsten Morgen erfüllte die übliche hektische Geschäftigkeit das Lager. Dann machte sich der Stoßtrupp auf den Weg, und als endlich der letzte Mann abgezogen war, blieb Rob mit seinen Kranken und einer Handvoll Helfer in einer plötzlichen Stille zurück, die willkommen und zugleich beunruhigend war.

    Die Ruhe im Schatten und ohne Staub tat seinen Patienten gut und erlöste sie von dem unaufhörlichen Gerüttel beim Marsch. Am ersten Tag starben zwar zwei Männer in der Scheune, und ein anderer folgte ihnen am vierten Tag, aber die Überlebenden waren zähe Kerle, die sich ans Leben klammerten. Robs Entschluß, in Belutschistan eine Rastpause einzulegen, rettete ihnen das Leben.
    Zuerst ärgerten sich die Soldaten über den Dienst. Die Kameraden würden bald sicher und unter triumphierendem Beifall in Isfahan einziehen, während sie weiterhin den Gefahren ausgesetzt waren und schmutzige Arbeiten verrichten mußten. Zwei bewaffnete Wachtposten verschwanden in der zweiten Nacht auf Nimmerwiedersehen. Die waffenlosen Inder versuchten nicht zu fliehen, aber auch die übrigen Angehörigen der Wache. Da sie Berufssoldaten waren, wurde ihnen bald klar, daß ein andermal einer von ihnen verwundet werden könnte, und sie waren froh, daß ein hakim sich der Gefahr aussetzte, um ihnen zu helfen.
    Rob schickte jeden Morgen einen Jagdtrupp aus. Das Niederwild, mit dem die Soldaten zurückkehrten, wurde mit dem Reis gedünstet, den Karim ihnen gelassen hatte. Die Patienten wurden zusehends kräftiger.
    Rob stellte eine merkwürdige Tatsache fest: Fast jede Wunde, die er mit kochendem Öl behandelt hatte, entzündete sich, schwoll an und war voll Eiter. Viele dieser Verwundeten waren gestorben, während die meisten, deren Wunden behandelt worden waren, nachdem das Öl ausgegangen war, keine Eiterbildung zeigten und am Leben blieben. Er begann Aufzeichnungen zu machen und ahnte, daß allein diese Beobachtung seine Reise nach Indien vielleicht rechtfertigte. Er besaß fast keinen Wein mehr, hatte aber bei der Herstellung des Universal-Spezificums seinerzeit gelernt, daß man überall dort, wo es Bauern gab, Fäßchen mit starken alkoholischen Getränken bekommen konnte; er wollte unterwegs solche kaufen.
    Als sie schließlich nach drei Wochen die Scheune verließen, ging es vier Patienten so gut, da sie bereits wieder reiten konnten. Zwölf Soldaten trugen keine Lasten, so daß sie die Träger der Bahren ablösen und sich immer einige ausruhen konnten. Drei Elefanten hinkten noch und erhielten keine Lasten aufgeladen, und Rob ritt auf dem Rücken eines genesenen Elefanten. Er war froh, Biest los zu sein, und wollte nie wieder auf einem Kamel reiten. Im Gegensatz dazu bot der breite Rücken des Elefanten Bequemlichkeit und Sicherheit und einen königlichen Blick auf die Welt. Die angenehme Reise verschaffte ihm unbegrenzte Zeit zum Nachdenken, und die Erinnerung an Mirdin war bei jedem Zoll des Weges in ihm wach. Tausende Vögel, die plötzlich aufflogen, der Sonnenuntergang, der den Himmel in Flammen setzte, ein Elefant, der auf den Rand eines steilen Grabens trat, um ihn hinunterzutreten, sich dann wie ein Kind auf die entstandene Erdrampe setzte und

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