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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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oberen Stockwerk?«
    »Nein, dort wohne jetzt ich. Ich habe gehört, dass hier früher ein Bäcker gewohnt hat.« Aber der Laden sei leer gewesen, als er das Haus vor zwei Jahren gekauft habe, erwähnte er, von Durman Monk, der weiter unten in der Straße wohne.
    Rob ließ den Bader auf dem Wagen warten und suchte Durman Monk auf, einen einsamen alten Mann in einem Haus voller Katzen, der sich freute, sich mit jemandem unterhalten zu können. »Du bist also der Bruder der kleinen Anne Mary. Ich erinnere mich an sie, ein süßes, höfliches kleines Mädchen. Ich habe die Haverhills gut gekannt, und sie waren sehr angenehme Nachbarn. Sie sind nach Salisbury gezogen.« Der alte Mann streichelte eine getigerte Katze.

    Robs Magen verkrampfte sich, als er das Zunfthaus betrat, das in jeder Einzelheit unverändert geblieben war. Ein paar Zimmerleute saßen herum und tranken, doch kein Gesicht befand sich darunter, das Rob gekannt hätte. »Ist Bukerei hier?«
    Ein Zimmermann stellte seinen Krug hin. »Wer? Richard Bukerei?«
    »Ja. Richard Bukerei.«
    »Der ist vor zwei Jahren gestorben.«
    »Wer ist jetzt Zunftmeister der Zimmerleute?«
    »Luard«, antwortete der Mann kurz. »Du!« rief er einem Lehrling zu. »Hole Luard! Da ist ein Junge, der ihn sprechen will.« Luard nickte gleichmütig, als Rob ihn nach dem Verbleib eines Zunftmitglieds fragte. Er blätterte einige Minuten in den Pergamentseiten eines großen Hauptbuches. »Da ist es«, stellte er schließlich kopfschüttelnd fest. »Ich habe einen abgelaufenen Vermerk über einen Schreiner namens Aylwyn, aber seit einigen Jahren ist keine Eintragung mehr erfolgt.«
    Niemand in der Halle kannte Aylwyn oder wusste, warum er nicht mehr in dem Mitgliederverzeichnis stand.
    »Manche ziehen fort und treten dann andernorts einer Zunft bei«, meinte Luard.
    »Was ist mit Turner Hörne?« fragte Rob leise.
    »Der Zimmermannsmeister? Er wohnt noch in dem gleichen Haus.« Rob seufzte erleichtert auf: Er würde wenigstens Samuel sehen können.
    »Mister Cole«, fuhr Luard fort. »Turner Hörne ist Vorarbeiter einer Mannschaft, die ein Haus auf dem Edred's Hithe baut. Es wäre besser, wenn Ihr direkt dorthin geht und mit ihm sprecht.«
    »Ich kenne Edred's Hithe nicht.«
    »Ein neuer Stadtteil. Kennt Ihr Queen's Hithe, den alten römischen Hafen bei der Flussmauer?« Rob nickte.
    »Geht dorthin. Von dort wird Euch jeder den Weg zu Edred's Hithe zeigen können.«
    Queen's Hithe war dicht besiedelt, und es gab dort viele Kneipen. In einem übelriechenden Wirtshaus beschrieb man Rob, wie er nach Edred's Hithe gelangte. Es war ein neuer Stadtteil neben dem alten, und er fand Turner Hörne auf einer Baustelle am Rand einer sumpfigen Wiese.
    Hörne kletterte vom Dach herunter, als er gerufen wurde. Rob erinnerte sich wieder an ihn, als er sein Gesicht sah. »Ich bin Samuels Bruder, Master Hörne«, stellte er sich vor. »Rob Cole.«
    »Ja, richtig. Aber wie groß du geworden bist!« Hornes freundliche Augen verengten sich vor Kummer. »Er ist nicht einmal ein Jahr bei uns gewesen«, berichtete Hörne einfach. »Er war ein vielversprechender Junge. Meine Frau war ganz vernarrt in ihn. Wir hatten ihnen immer wieder gepredigt: >Spielt nicht am Kai.< Es kann einen erwachsenen Mann das Leben kosten, wenn er unter einen Lastwagen gerät, weil ein Kutscher vier Pferde rückwärts gehen lässt ganz zu schweigen von einem Neunjährigen.«
    »Acht.«
    Hörne blickte ihn fragend an.
    »Wenn es ein Jahr, nachdem Ihr ihn aufgenommen habt, geschehen ist, war er acht«, stellte Rob fest. Seine Lippen verkrampften sich und wollten ihm nicht gehorchen, so dass ihm das Sprechen schwerfiel. »Er war zwei Jahre jünger als ich.«
    »Du musst es am besten wissen«, sagte Hörne sanft. »Er ist bei der St.-Botolphs-Kirche begraben, hinten rechts auf dem Friedhof. Es wurde uns gesagt, dass es der Teil des Kirchhofs ist, wo auch euer Vater begraben liegt.«
    Er machte eine Pause. »Was die Werkzeuge deines Vaters betrifft«, meinte er verlegen, »eine von den Sägen ist zerbrochen, aber die Hämmer sind noch in Ordnung. Du kannst sie zurückhaben.«
    Rob schüttelte den Kopf. »Behaltet sie bitte. Als Erinnerung an Samuel.«

    Sie lagerten auf einer Wiese bei Bishopsgate in der Nähe der feuchten Gründe an der Nordostecke der Stadt. Am Morgen ging Rob auf Erkundigung und gelangte nach Westminster, wo die Häuser am Fluss spärlicher wurden.
    Auf den Feldern und Wiesen des großen Klosters standen neue

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