Medicus 01 - Der Medicus
an, murmelte seinen Dank und trollte sich.
In der St.-Botolphs-Kirche kam der Mesner auf sein Klopfen an die Tür, ein alter, pockennarbiger Mann mit schmutziggrauem, ungeschnittenem Haar. Rob fragte nach dem Priester, der seine Eltern begraben hatte.
»Vater Kempton wurde vor zehn Monaten nach Schottland versetzt.« Der alte Mann führte ihn auf den Friedhof der Kirche. »Das Gedränge bei uns wird immer ärger«, seufzte er. »Du warst wohl in den letzten Jahren, während der Pockenseuche, nicht hier?« Rob schüttelte den Kopf.
»Da hast du aber Glück gehabt. So viele Menschen sind gestorben, wir haben den ganzen langen Tag Begräbnisse gehabt. Jetzt fehlt es uns an Platz.«
Rob wartete vor der Leichenhalle, während der Mesner das Totenregister zu Rate zog. Der betrunkene Alte konnte ihn dann wenigstens durch ein Labyrinth schiefer Grabsteine im östlichen Teil des Friedhofs in die Nähe der bemoosten hinteren Mauer führen und ihm erklären, dass sowohl sein Vater als auch sein Bruder Samuel >irgendwo hier< begraben worden seien. Rob versuchte, sich das Begräbnis seines Vaters ins Gedächtnis zu rufen, um sich an sein Grab zu erinnern, aber es gelang ihm nicht.
Das Grab seiner Mutter ließ sich leichter finden, denn die Eibe über ihrer letzten Ruhestätte war zwar inzwischen gewachsen, ihm aber noch immer vertraut.
Plötzlich eilte er entschlossen zum Lager zurück. Der Bader ging mit ihm zu einem felsigen Uferstück in der Nähe der Themse-Mündung, wo sie einen grauen Geröllblock mit flacher Oberfläche wählten, den Ebbe und Flut in langen Jahren geglättet hatten. Mit Hilfe von Tatus zogen sie den Block heraus.
Rob hatte die Inschriften selbst einmeißeln wollen, kam aber davon ab. »Wir sind schon zu lange hier«, drängte der Bader. »Lass es rasch und ordentlich von einem Steinmetz besorgen. Ich werde ihn für diese Arbeit bezahlen, und wenn du deine Lehrzeit beendet hast und für Lohn arbeitest, kannst du mir den Betrag zurückzahlen.«
Sie blieben noch so lange in London, bis die drei Namen und die Daten in den Block gemeißelt waren und der Stein auf dem Friedhof unter der Eibe aufgestellt wurde. per Bader schlug Rob mit seiner fleischigen Hand auf die Schulter und warf ihm einen wissenden Blick zu. »Wir sind Reisende. Wir kommen schließlich an jeden Ort, wo du dich nach deinen anderen drei Geschwistern erkundigen kannst.«
Er breitete die Karte von England aus und zeigte Rob, dass sechs große Landstraßen von London ausgingen: nach Nordosten die nach Colchester; nach Norden die nach Lincoln und York; nach Nordwesten die nach Shrewsbury und Wales; nach Westen die nach Silchester, Winchester und Salisbury; nach Südosten die nach Richborough, Dover und Lyme; nach Süden die nach Chichester. »Hier in Ramsey«, erklärte er ihm und zeigte mit dem Finger auf Mittelengland, »lebt doch eine verwitwete Nachbarin Della Hargreaves bei ihrem Bruder. Sie wird dir den Namen der Amme sagen können, der sie den kleinen Roger übergeben hat, und du wirst ihn aufsuchen, sobald wir das nächste Mal nach London kommen. Und hier liegt Salisbury, wohin deine Schwester Anne Mary, wie du erfahren hast, von ihrer Pflegefamilie, den Haverhills, mitgenommen wurde.« Er runzelte die Stirn. »Schade, dass wir nichts davon wussten, als wir während des Jahrmarktes in Salisbury haltmachten«, sagte er, und Rob lief ein kalter Schauer über den Rücken, wenn er daran dachte, dass er und das kleine Mädchen einander sehr wohl in der Menge begegnet sein mochten.
»Das macht nichts«, tröstete ihn der Bader. »Wir werden im Herbst auf dem Rückweg nach Exmouth wieder nach Salisbury kommen.« Rob fasste frischen Mut. »Und in allen Orten, in die wir im Norden gelangen, werde ich Priester und Mönche fragen, ob sie Vater Lovell und seinen jungen Schützling William Cole kennen.« Früh am Morgen verließen sie London auf der breiten Lincoln Road, die nach Norden führte. Als sie alle Häuser und den Gestank der großen Stadt hinter sich gelassen hatten und zu einem besonders reichhaltigen Frühstück neben einem laut plätschernden Gewässer haltmachten, waren sich die beiden einig, dass eine Stadt nicht der angenehmste Aufenthaltsort war, um Gottes reine Luft zu atmen und die Wärme der Sonne zu genießen.
Lektionen
An einem Tag Anfang Juni lagen sie auf dem Rücken am Rand eines Baches in der Nähe von Chipping Norton, beobachteten die Wolken durch das Blätterdach und warteten darauf, dass die Forellen
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