Medicus 01 - Der Medicus
Regenfälle gewandert. »Es sieht nach Schnee aus«, meinte er. »Dann habe ich Gesellschaft.«
»Ich bin dafür dankbar.«
Er ging wie betäubt mit dem Rest vom Käse und dem Apfelwein zum Kühlhaus hinaus und wagte nicht zu denken. Als er zurückkam, war sie im Begriff, das Kleid auszuziehen. »Am besten, du legst die nassen Sachen ab«, riet sie ihm und stieg ruhig im Hemd ms Bett. Er zog die feuchte Hose und den Kittel aus und breitete sie auf einer Seite des runden Herdes aus. Dann lief er nackt zum Bett und legte sich zitternd neben sie zwischen die Felle. »Kalt!« sagte er. Sie lächelte. »Du hast schon mehr gefroren. Als ich deinen Platz im Bett des Baders eingenommen habe.«
»Und ich in einer bitterkalten Nacht auf dem Boden schlafen musste. Ja, da war mir sehr kalt.«
Sie wandte sich ihm zu. »Armes, mutterloses Kind, dachte ich immer wieder. Ich hätte dich so gern ins Bett gelassen.«
»Du hast mit der Hand meinen Kopf berührt.« Jetzt streichelte sie seinen Kopf, glättete sein Haar und drückte sein Gesicht an ihren weichen Busen. »Ich habe in diesem Bett meine Söhne im Arm gehalten.« Sie schloss die Augen. Dann schob sie das lose Hemd hinunter und gab ihm die schwere Brust.
Das lebendige Fleisch in seinem Mund erinnerte ihn an die vergessene warme Geborgenheit seiner Kindheit. Es prickelte hinter seinen Lidern.
Ihre Hand führte die seine. »Du musst es so machen.« Sie hielt die Augen geschlossen.
»Leicht und geduldig. Immer im Kreis, so wie du es machst«, sagte sie träumerisch.
Trotz der Kälte warf er die Decke zurück und schob ihr Hemd hinauf. Seine Augen betrachteten die Geheimnisse, die seine Finger erforscht hatten. Ihre Weiblichkeit war wie in seinem Traum, doch jetzt enthüllte ihm der Feuerschein die Einzelheiten.
»Schneller...« Sie wollte mehr sagen, doch er fand ihre Lippen. Es war nicht der Mund einer Mutter, und er merkte, dass sie mit ihrer gierigen Zunge etwas interessantes machte.
Flüsternd leitete sie ihn über sich und zwischen ihre kräftigen Schenkel. Dann war keine weitere Anleitung mehr erforderlich; instinktiv drang er in sie ein und stieß. Ihm wurde klar, dass Gott ein ausgezeichneter Zimmermann war, denn sie besaß ein heißes, glitschiges Loch und er den dazu passenden Zapfen.
Ihre Augen öffneten sich, und sie sah direkt zu ihm hoch. Ihre Lippen entblößten mit angespanntem Lächeln ihre Zähne, und sie stieß ein heiseres Röcheln aus, bei dem er gedacht hätte, dass sie im Sterben liege, wenn er nicht schon früher solche Laute gehört hätte. Jahrelang hatte er zugesehen und zugehört, wie andere Leute sich liebten: sein Vater und seine Mutter in dem kleinen, engen Haus und der Bader mit einer langen Reihe von Dirnen. Er war überzeugt gewesen, dass die Punze einen Zauber enthalten müsse, weil die Männer so sehr nach ihr verlangten. Außer sich entdeckte er in der höchsten Wonne den gewaltigen Unterschied zwischen Beobachtung und eigenem Erleben.
Am nächsten Morgen wurde Editha von einem Klopfen geweckt. Sie tappte barfuss zur Tür und öffnete sie.
»Ist er fort?« flüsterte der Bader.
»Schon lange«, antwortete sie und ließ ihn ein. »Er ging als Mann zu Bett und erwachte als Junge. Er murmelte etwas davon, dass er den Brunnen reinigen müsse, und rannte davon.« per Bader lächelte. »Ist alles gutgegangen?« Sie nickte gähnend und zu des Baders Überraschung verlegen.
»Schön. Er war mehr als reif dafür. Es ist viel besser für ihn, bei dir freundlich aufgenommen zu werden, als eine grausame Erfahrung bei der falschen Frau zu machen.«
Sie sah zu, wie er Münzen aus seiner Börse nahm und sie auf den Tisch legte. »Nur für dieses eine Mal«, warnte er sie sachlich. »Sollte er dich wieder besuchen...«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin zur Zeit viel mit einem Schmied beisammen. Ein braver Mann, hat ein Haus in Exeter und drei Söhne. Ich glaube, er will mich heiraten.«
Er nickte. »Und hast du Rob davor gewarnt, meinem schlechten Vorbild zu folgen?«
»Ich habe ihm erzählt, wenn du trinkst, bist du oft roh und kein Mensch.«
»Ich erinnere mich nicht, dir diese Worte in den Mund gelegt zu haben.«
»Ich habe aus eigener Erfahrung gesprochen«, erklärte sie und hielt ruhig seinem Blick stand. »Ich habe auch deine Worte benützt, die du mir aufgetragen hast, und ihm gesagt, dass sein Meister sein Leben mit Trinken und billigen Frauen verplempert. Ich habe ihm geraten, wählerisch zu sein und nicht deinem Beispiel
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