Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
Vom Netzwerk:
auf die Reise gehen, fahren wir nach London.«
    »Danke, Bader«, erwiderte Rob mit stillem Jubel. Schließlich kehrten seine Gedanken wieder zu anderen Dingen zurück. »Glaubt Ihr, dass er dem Schreiber sein Augenlicht wiedergeben wird?«
    Der Bader hob die Schultern. »Ich habe von dieser Operation gehört. Wenige sind imstande, sie durchzuführen, und ich bezweifle, dass der Jude das kann. Aber Menschen, die Christus getötet haben, fällt es nicht schwer, einen Blinden zu belügen.« Der Bader trieb das Pferd an, denn die Stunde der Abendmahlzeit rückte näher.

Die Anprobe
    Als sie in Exmouth ankamen, war das zwar nicht wie eine Heimkehr, aber Rob fühlte sich viel weniger einsam als früher. Das kleine Haus am Meer war vertraut und heimelig. Der Bader strich mit der Hand über den großen Kamin mit seinen Kochgeräten und seufzte. Wieder war Rob aus seinen Kleidern herausgewachsen. »Das Wachstum deiner Knochen macht mich noch arm«, klagte der Bader und gab Rob einen Ballen braunen Wollstoff, den er auf dem Jahrmarkt in Salisbury gekauft hatte. »Ich werde mit dem Wagen und Tatus nach Athelny fahren, um Käse und Schinken auszusuchen, und dort im Gasthaus übernachten. Während ich fort bin, musst du den Brunnen von Blättern säubern und beginnen, das Brennholz für den Winter zu hacken. Aber bring diesen Wollstoff trotzdem zu Editha Lipton und bitte sie, für dich zu nähen. Du erinnerst dich doch noch an den Weg zu ihrem Haus?«
    Rob nahm den Stoff und dankte ihm. »Ich weiß, wo sie wohnt.«
    »Man muss die neuen Sachen weiter und länger machen«, brummte der Bader noch. »Richte ihr aus, sie soll genügend Einschlag lassen, den man auslassen kann!«

    Er hatte den Stoff gegen den kalten Regen, der offenbar in Exmouth im Winter vorherrschte, in ein Schaffell gewickelt. Den Weg kannte er.
    Vor zwei Jahren war er manchmal an ihrem Haus vorbeigegangen und hatte auf einen Blick von ihr gehofft.
    Sie kam auf sein Klopfen sofort zur Tür. Er ließ das Bündel beinahe fallen, als sie seine Hände ergriff und ihn aus der Nässe zu sich hineinzog.
    »Rob! Lass dich ansehen! Ich hätte nie geglaubt, dass du dich so veränderst in diesen Jahren!«
    Er wollte ihr sagen, dass sie sich kaum verändert hatte, doch er blieb stumm. Aber sie deutete seinen Blick richtig. »Ich bin inzwischen alt und grau geworden«, meinte sie leichthin.
    Er schüttelte den Kopf. Ihr Haar war noch immer schwarz, und sie war in jeder Hinsicht genauso, wie er sie in Erinnerung behalten hatte.
    Sie kochte Pfefferminztee, er fand seine Stimme wieder und erzählte ihr eifrig und ausführlich, wo sie gewesen waren und was er erlebt hatte.
    »Was mich betrifft«, berichtete sie, »geht es mir jetzt besser als damals.
    Die Zeiten haben sich geändert, und jetzt sind die Leute wieder in der Lage, neue Kleider zu bestellen.«
    Dies erinnerte ihn an den Grund seines Kommens. Er schlug das Schaffell zurück und zeigte ihr den Stoff, den sie als gutes Wolltuch bezeichnete. »Ich hoffe, es wird reichen«, meinte sie besorgt, »denn du bist jetzt größer als der Bader.« Sie holte ihr Messband und maß die Breite seiner Schultern, seinen Taillenumfang und die Länge seiner Arme und Beine. »Ich werde dir eine enge Hose, einen losen Kittel und einen Umhang nähen, und du wirst prächtig ausstaffiert sein.«
    Er nickte und stand auf, hatte aber noch keine Lust zu gehen.
    »Erwartet dich denn der Bader?«
    Er erklärte, dass der Bader unterwegs war, und sie winkte ihn zurück.
    »Es ist Essenszeit. Ich kann dir zwar nicht dasselbe bieten wie er, aber du kannst mein ländliches Mahl mit mir teilen.«
    Sie nahm einen Laib Brot aus dem Schrank und schickte ihn in den Regen hinaus zu ihrem kleinen Kühlhaus, um ein Stück Käse und einen Krug frischen Apfelwein zu holen. Als er zurückkam, schnitt er den Käse und das Gerstenbrot in Scheiben und steckte sie auf Spieße, um über dem Feuer Käsetoast zuzubereiten. Sie lächelte.
    »Dieser Mann hat dir für alle Zeiten seinen Stempel aufgedrückt.« Er erwiderte das Lächeln. »In einer solchen Nacht ist es vernünftig, warm zu essen.«
    Sie aßen und tranken, dann plauderten sie freundschaftlich. Er legte Holz ins Feuer, das zu zischen und zu dampfen begonnen hatte, weil der Regen durch das Rauchloch hereinfiel. »Das Wetter wird immer schlimmer«, stellte sie fest. »Ja.«
    »Es wäre Unsinn, bei einem solchen Wetter im Dunkeln heimzugehen.«
    Er war schon durch dunklere Nächte und tausendmal schlimmere

Weitere Kostenlose Bücher