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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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ersetzte die fehlende Größe durch Geschicklichkeit. Sein erster Hieb knickte Rob eine Rippe, dann brach ihm ein steinharter Faustschlag die Nase mit einem unangenehmen Geräusch und noch unangenehmeren Schmerz.
    Rob knurrte. »Schafficker!« Schmerz und Wut verliehen ihm Riesenkräfte. Er konnte sich gerade noch auf den Beinen halten, bis der Schotte so erschöpft war, dass sich beide unbesiegt voneinander lösten. Rob hinkte zum Lager zurück. Er fühlte sich, als hätte ihn eine Schar von Riesen schonungslos verprügelt, und er sah auch danach aus. Der Bader ging nicht übertrieben zart mit ihm um, als er die gebrochene Nase einrichtete und der Knorpel knirschte. Er tupfte Spezificum auf die Kratzer und Quetschungen, doch seine Worte brannten stärker als der Alkohol.
    »Du stehst an einem Scheideweg«, erklärte er. »Du hast unseren Beruf erlernt. Du verfügst über einen wachen Verstand und erfolgversprechende Anlagen bis auf deine Charakterschwäche. Wenn du nämlich auf deiner derzeitigen Bahn bleibst, wirst du bald ein hoffnungsloser Trinker sein.«
    »Das sagt einer, der sich selber zu Tode trinkt«, sagte Rob verächtlich und knurrte, als er seine geschwollenen, blutenden Lippen berührte. »Ich bezweifle, dass du lang genug leben wirst, um am Alkohol zu sterben«, meinte der Bader.

    Obwohl Rob eifrig suchte, blieb die römische Münze verschwunden. Das einzige Erinnerungsstück, das Bindeglied zu seiner Kindheit, war nun die Pfeilspitze, die ihm sein Vater geschenkt hatte. Er ließ sie durchbohren und trug sie an einem kurzen Lederriemen um den Hals. Jetzt gingen ihm die Männer lieber aus dem Weg, denn außer seiner Größe und den fachgerecht aussehenden Waffen besaß er eine bunte Nase, die schief in seinem Gesicht stand, das sich selbst in verschiedenen Stadien der Verfärbung befand. Vielleicht hatte der Bader in seinem Zorn nicht sein Bestes getan, als er die Nase eingerichtet hatte, und sie würde nie wieder gerade sein.
    Die Rippe schmerzte wochenlang bei jedem Atemzug. Robs Stimmung war gedämpft, als sie aus Northumbrien nach Westmoreland und wieder nach Northumbrien zurückzogen. Er besuchte keine Wirtshäuser oder Kneipen, in denen man leicht in Raufhändel verwickelt werden konnte, sondern hielt sich beim Wagen und dem abendlichen Lagerfeuer auf. Wenn sie weit von einer Stadt lagerten, probierte er das Spezificum und fand Geschmack am Metheglin. Aber eines Abends, als er kräftig von ihrem Vorrat getrunken hatte, wollte er gerade eine Flasche öffnen, deren Hals eingeritzt war. Sie gehörte also zu jener Spezialabfüllung, in die der Bader gepißt hatte und mit der er sich an jenen rächte, die sich seine Feindschaft zugezogen hatten. Rob warf die Flasche schaudernd weg. Von da an kaufte er sich alkoholische Getränke, wenn sie in einer Stadt haltmachten, und bewahrte sie sorgsam in einer Ecke des Wagens auf.
    In Newcastle spielte er wieder den >Alten< und versteckte sein Gesicht hinter einem falschen Bart, der seine blauen Flecken verbarg. Sie hatten zahlreiche Zuschauer und verkauften eine Menge Spezificum. Nach der Vorstellung ging Rob hinter den Wagen, um seine Verkleidung abzulegen, seinen Wandschirm aufzustellen und mit seinen Untersuchungen zu beginnen. Der Bader war schon anwesend und verhandelte gerade mit einem hochgewachsenen, knochigen Mann. »Ich bin euch seit Durham gefolgt, wo ich euch beobachtet habe«, sagte der Mann. »Wohin ihr auch kommt, zieht ihr eine Menschenmenge an. Was ich brauche, ist eine Menschenmenge, und ich schlage vor, dass w'r zusammen reisen und alle Einnahmen teilen.«
    »Das kann man nicht als Einnahmen bezeichnen«, widersprach der Bader.
    Der Mann lächelte. »Doch, ich erwerbe mein Geld durch harte Arbeit.«
    »Du bist ein Taschendieb und ein Beutelschneider, wirst eines Tages mit der Hand in einer fremden Tasche ertappt werden, und das wird dein Ende sein. Mit Dieben arbeite ich nicht.«
    »Vielleicht hast du keine Wahl.«
    »Er hat die Wahl«, mischte Rob sich ein.
    Der Mann schenkte ihm kaum einen Blick. »Du hältst besser den Mund, Alter, sonst ziehst du die Aufmerksamkeit von Leuten auf dich, die dir Schaden zufügen können.«
    Rob trat auf ihn zu. Der Taschendieb riss erstaunt die Augen auf, zog ein langes, schmales Messer aus seiner Kleidung und kam mit einer raschen Bewegung auf die beiden zu.
    Robs schöner Dolch schien wie von selbst aus der Scheide zu springen und sich in den Arm des Mannes zu bohren. Ihm war der Kraftaufwand nicht

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