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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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»Geh mit Gott!« sagte Etienne zu Rob und lenkte sein Roß nach Hause, während der Troß durch den Fluss planschte. Das wirbelnde Wasser war kalt und noch hellbraun von der Erde, die durch die Frühjahrsüberschwemmung in den Oberlauf geschwemmt worden war. Der Weg das gegenüberliegende Ufer hinauf war steil, und die Stute musste sich anstrengen, um den Wagen ins Land der Deutschen zu ziehen.

    Sie befanden sich sehr bald in den Bergen und fuhren durch hohe Fichten- und Tannenwälder. Charbonneau wurde immer stiller, was Rob zuerst darauf zurückführte, dass er seine Familie und seine Heimat hatte verlassen müssen. Doch schließlich sprudelte der Franzose hervor: »Ich mag die Deutschen nicht, und ich bin auch nicht gern in ihrem Land.«
    »Du bist doch aber so nahe von ihnen zur Welt gekommen.« Charbonneau runzelte die Stirn. »Ein Mensch kann am Meer leben und doch die Haie nicht lieben.«
    Rob fühlte sich wohl in diesem Land. Die Luft war kalt und gut. Sie fuhren eine lange Bergstraße hinunter und sahen unten Männer und Frauen, die im Tal mähten, das Heu wendeten und das Futter heimfuhren genauso wie die Bauern in England. Sie fuhren die nächste Steigung hinauf zu kleinen Bergweiden, wo Kinder Kühe und Ziegen hüteten, die den Sommer über von den Bauernhöfen im Tal hinaufgetrieben worden waren, um dort zu grasen. Der Weg führte hoch hinauf, und sie erblickten weiter unten eine große Burg aus dunkelgrauem Stein.
    Reiter übten mit stumpfen Lanzen auf dem Turnierplatz. Charbonneau spuckte aus. »Es ist die Burg eines schrecklichen Mannes, des Landgrafen dieser Gegend: Graf Sigdorff der Gerechte.«
    »Der Gerechte? Das klingt nicht nach einem schrecklichen Mann.«
    »Er ist jetzt alt. Er erhielt den Namen, als er jung war. Er ritt damals gegen Bamberg und nahm zweihundert Mann gefangen. Er befahl, hundert von ihnen die rechte Hand und den anderen hundert die linke Hand abzuschlagen.«
    Sie ließen ihre Pferde galoppieren, bis die Burg ihren Blicken entschwunden war.
    Kurz vor Mittag kamen sie zu einem Wegweiser, der von der Römerstraße zum Dorf Entburg zeigte, und sie beschlossen, dorthin zu fahren und eine Vorstellung zu geben. Wenige Minuten nach der Abzweigung kamen sie um eine Biegung und sahen einen Mann auf einem mageren braunen Pferd, der mitten auf dem Weg hielt und die Straße versperrte. Er war kahlköpfig und hatte einen Stiernacken. Seine Kleidung war aus grobem Wollstoff, und sein Körper wirkte feist und zugleich fest, wie der des Baders, als Rob ihn kennengelernt hatte. Der Platz reichte nicht aus, um an ihm vorbeizufahren, aber seine Waffen steckten in der Scheide. Rob zugehe die Stute, während sie einander prüfend betrachteten. Der Glatzköpfige sagte etwas. »Er will wissen, ob du Alkohol hast«, übersetzte Charbonneau.
    »Sag 'hm, nein.«
    »Der Hurensohn ist nicht allein«, sagte Charbonneau im gleichen Tonfall, und Rob sah, dass zwei weitere Männer auf Reittieren hinter den Bäumen hervorkamen.
    Der eine war ein junger Mann auf einem Maultier. Als er zu dem Dicken ritt, bemerkte Rob, dass sie einander ähnlich sahen, und er erriet, dass sie Vater und Sohn waren.
    Der dritte Mann saß auf einem riesigen, schwerfälligen Tier, das wie ein Arbeitspferd aussah. Er nahm dicht hinter dem Wagen Aufstellung und schnitt ihnen die Flucht nach hinten ab. Er war vielleicht dreißig Jahre alt, klein, sah bösartig aus, und sein linkes Ohr fehlte wie bei Mistress Buffington.
    Beide Neuankömmlinge hielten Schwerter in den Händen. Der Glatzkopf sprach laut zu Charbonneau.
    »Du sollst vom Wagen steigen und dich ausziehen. Wenn du das tust, werden sie dich töten«, übersetzte Charbonneau. »Kleidung ist teuer, und sie wollen nicht, dass sie durch Blut wertlos wird.« Rob bemerkte nicht, wie Charbonneau das Messer zog. Der alte Mann warf es, vor Anstrengung stöhnend, mit einer geübten Bewegung, so dass es hart und schnell dem jungen Mann auf dem Maultier in die Brust drang.
    Rob trat mit einem Schritt auf den breiten Rücken der Stute, warf sich auf den Kahlkopf und riss ihn aus dem Sattel. Sie schlugen rollend und kratzend auf dem Boden auf, jeder suchte verzweifelt, einen Griff anzubringen, der den anderen kampfunfähig machte. Schließlich konnte Rob seinen linken Arm von hinten unter das Kinn seines Gegners klemmen. Eine fleischige Faust schlug auf seine Leiste ein, aber er drehte sich, so dass die Schläge seinen Oberschenkel trafen. Es waren schreckliche Schläge, die sein Bein

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