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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Burnham besucht- ich meine Mrs. Cowan. Ich soll dir und Mutter schöne Grüße ausrichten.«
    Rob J. lächelte. »Wirklich? Das ist aber nett. Hat sie sich schon an das Leben auf der Farm gewöhnt?« »Ja. Die kleinen Mädchen scheinen sie zu mögen. Es gibt natürlich eine Menge Arbeit, und sie sind ja nur zu zweit.«
    Er warf seinem Vater einen schüchternen Blick zu. »Pa. Gibt es eigentlich viele Ehen wie die ihre - ich meine, wo die Frau älter ist als der Mann?«
    »Weißt du, Shaman, normalerweise ist es ja andersherum, aber nicht immer. Ich glaube, es gibt einige solche Ehen.« Er wartete darauf, dass das Gespräch sich in eine bestimmte Richtung entwickle, doch sein Sohn nickte nur und machte sich auf den Weg zur Schule. Daraufhin ging Rob J. in den Stall und sattelte sein Pferd. Einige Tage später arbeiteten er und der Junge im Haus. Sarah hatte in einigen Häusern in Rock Island bestimmte Bodenbeläge gesehen, und war dann Rob J. so lange in den Ohren gelegen, bis er versprach, dass auch sie solche bekommen werde. Für diese Beläge musste Leinwand mit Harz getränkt und anschließend mit fünf Schichten Farbe überzogen werden. Das Ergebnis war leicht zu reinigen, wasserdicht und dekorativ. Sarah hatte Alden und Alex das Harz und die ersten vier Farbschichten auftragen lassen, für den letzten Schliff aber ihren Gatten herangezogen.
    Rob J. hatte die Farbe für alle fünf Schichten aus Buttermilch, gekauftem Öl und feingemahlenen braunen Eierschalen selbst hergestellt. Entstanden war auf diese Weise ein Farbton, der an jungen Weizen erinnerte. Rob und Shaman hatten die letzte Schicht gemeinsam aufgetragen und mühten sich an diesem sonnigen Sonntagvormittag damit ab, einen dünnen schwarzen Randstreifen um jede Bodenfläche zu ziehen, eine Fleißarbeit, die sie beendet haben wollten, bevor Sarah aus der Kirche zurückkam.
    Shaman war geduldig. Rob J. wusste, dass in der Küche Rachel auf ihn wartete, doch er sah, dass der Junge auch im letzten der drei Zimmer nicht versuchte, die Arbeit schnell hinter sich zu bringen. »Pa?« fragte Shaman. »Braucht man eigentlich viel Geld zum Heiraten?«
    »Hm. Schon einiges.« Rob wischte seinen schmalen Pinsel an einem Lappen ab. »Na ja, das ist natürlich unterschiedlich. Manche Paare wohnen bei der Familie der Frau, andere bei der des Mannes, bis sie es schaffen, einen eigenen Hausstand zu gründen.« Er hatte zur Arbeitserleichterung aus dünnem Holz eine Schablone geschnitten, die Shaman am Rand entlangführte, während er die schwarze Farbe auftrug. Ein letztes Verrücken der Schablone, ein letzter Pinselstrich, und sie waren fertig.
    Sie reinigten die Pinsel und stellten sie an ihren Platz im Stall. Auf dem Weg zum Haus nickte Shaman plötzlich. »Ich kann mir schon vorstellen, warum das unterschiedlich ist.«
    »Was soll unterschiedlich sein?« fragte Rob J. geistesabwesend, denn in Gedanken war er bereits bei dem Problem, wie er am besten die Gewebeflüssigkeit in Harold Hayses dick angeschwollenem Knie drainieren konnte.
    »Das Geld, das man zum Heiraten braucht. Es hängt davon ab, wieviel man mit seiner Arbeit verdient, wie schnell ein Kind kommt, von solchen Sachen.«
    »Genau«, erwiderte Rob J. verwirrt, weil er das Gefühl hatte, den wichtigsten Teil ihrer Unterhaltung nicht mitbekommen zu haben. Aber ein paar Minuten später sah er Shaman und Rachel Geiger am Stall vorbei zur Straße gehen. Shamans Augen ruhten auf Rachels Gesicht, damit er erkennen konnte, was sie sagte, doch Rob J. sah sofort, was der Ausdruck im Gesicht seines Sohnes darüber hinaus bedeutete.
    Plötzlich wurde ihm einiges klar, und er brummte. Noch bevor er sich um Harold Hayses Knie kümmerte, ritt er zur Farm der Geigers. Sein Freund stand im Geräteschuppen und schärfte Sensen. Jay lächelte Rob zur Begrüßung zu, ohne die Arbeit zu unterbrechen.
    »Rob J.!«
    »Jason!«
    Auf der Werkbank lag ein zweiter Wetzstein. Rob J. nahm ihn und begann, die zweite Sense zu schärfen. »Ich habe ein Problem, das ich mit dir besprechen muss«, sagte er.

Erwachsen werden
    Der letzte, zählebige Schnee des Winters überzog die Weiden noch wie eine dünne Glasur, als Rob J. mit der Planung der Frühjahrsarbeiten auf der Schaffarm begann, und zu Shamans Überraschung und Freude bezog sein Vater ihn in diesem Jahr zum erstenmal voll mit ein. Bis dahin hatte der Jüngere nur gelegentlich auf der Farm mitgeholfen und sich ansonsten ganz dem Lernen und seiner Sprechtherapie widmen können.

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