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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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sein? In sechs Wochen?«
    »So ungefähr.«
    »Kommen Sie dann in meine Sprechstunde!«
    »Was - sind Sie denn dann noch da?«
    »Ja«, antwortete Shaman lächelnd. Er fragte sich verdutzt, wann er den Entschluss gefasst hatte, für immer zu bleiben. Und als er in sich hineinhorchte, erkannte er, dass ihn die Entscheidung weder mit Unruhe noch mit Zweifeln erfüllte, und da begriff er, dass sie die einzig richtige war.
    Er gab die beiden Gänse seiner Mutter und schlug vor, Lillian Geiger und ihre Söhne zum Essen einzuladen. Aber Sarah meinte, es sei nicht der richtige Zeitpunkt dafür und sie finde es besser, die Vögel allein zu essen. Nur sie beide und die zwei Farmarbeiter.
    An diesem Abend schrieb Shaman Briefe an Barnett McGowan und Lester Berwyn, in denen er seine Dankbarkeit für all das ausdrückte, was sie in der Medical School und in der Poliklinik für ihn getan hatten, und er erklärte, dass er seine Stellung im Krankenhaus aufgebe, um die Praxis seines Vaters in Holden’s Crossing weiterzuführen. Außerdem schrieb er an Tobias Barr in Rock Island und bedankte sich dafür, dass dieser immer den Mittwoch für Holden’s Crossing freigehalten hatte. Er teilte ihm mit, dass er von jetzt an ganztägig in Holden’s Crossing praktizieren werde, und bat den Kollegen, seine Aufnahme in die Rock Island County Medical Society zu unterstützen. Als er die Briefe beendet hatte, unterrichtete er seine Mutter von seinem Entschluss. Sie war von seiner Entscheidung sichtlich angetan und erleichtert, dass sie nicht allein bleiben würde. Sie küsste ihn auf die Wange. »Ich werde es den Frauen von der Kirchengemeinde sagen«, erklärte sie eifrig, und Shaman lächelte: Wenn die es wussten, musste er von sich aus niemanden mehr in Kenntnis setzen. Sie setzten sich zusammen und machten Pläne. Er wollte die Gepflogenheit seines Vaters übernehmen, morgens Sprechstunde abzuhalten und jeden Nachmittag Hausbesuche zu machen. Und er wollte auch dasselbe Honorar verlangen. Es war nicht übertrieben hoch, hatte ihnen jedoch ein angenehmes Leben ermöglicht. Er hatte auch über die Probleme mit der Farm nachgedacht, und seine Mutter hörte aufmerksam seine Vorschläge an und nickte zustimmend. Am nächsten Morgen suchte er Alden in seiner Hütte auf, trank mit ihm entsetzlichen Kaffee und eröffnete ihm, dass sie beschlossen hätten, den Schafbestand zu reduzieren.
    Alden ließ Shaman nicht aus den Augen, während er an seiner kalten Pfeife zog und sie dann wieder entzündete. »Du bist dir schon im klaren, was du da sagst, oder? Du weißt, dass der Wollpreis hoch bleiben wird, solange der Krieg dauert, und eine kleine Herde auch weniger Gewinn bringt?«
    Shaman nickte. »Meine Mutter und ich wissen, dass die einzige andere Möglichkeit darin bestünde, den Betrieb zu vergrößern, was die Einstellung zusätzlicher Arbeitskräfte und eine aufwendigere Verwaltung erfordern würde, und das wollen wir beide nicht. Ich bin Arzt und nicht Schafzüchter. Aber wir wollen natürlich nicht, dass die Schafe jemals vom Cole-Land verschwinden. Deshalb bitten wir dich, die Herde durchzusehen und die Tiere, die die beste Wolle bringen, auszusuchen. Die behalten wir dann für die Weiterzucht. Wir werden die Herde jedes Jahr sorgfältig sortieren, um immer bessere Wolle zu bekommen, damit wir auch in Zukunft gute Preise erzielen. Wir behalten nur so viele Schafe, wie du mit Doug Penfield bewältigen kannst.« Aldens Augen leuchteten. »Nun, das nenne ich mal eine kluge Entscheidung«, sagte er hoch befriedigt und goss Shaman noch einen Becher von seinem scheußlichen Gebräu ein.
    Manchmal war es sehr schmerzlich für Shaman, die Aufzeichnungen seines Vaters zu lesen, sich in seine Gefühle und Denkweise hineinzuversetzen. Es gab Zeiten, da legte er den Band, bei dem er gerade war, für eine ganze Woche beiseite, doch er kehrte immer wieder zur Lektüre zurück. Er musste weiterlesen, denn die Tagebücher waren die letzte Verbindung zu seinem Vater. Wenn er sie ausgelesen hatte, gab es keine Möglichkeit mehr, etwas über Rob J. Cole zu erfahren - nur noch Erinnerungen.
    Es war ein verregneter Juni und ein seltsamer Sommer, in dem alles zu früh dran war: die Ernte, das Obst und auch die Waldfrüchte. Feldhasen und Kaninchen vermehrten sich ungeheuer. Die Tiere schienen allgegenwärtig zu sein, kamen bis nah ans Haus und knabberten dort das Gras ab und fraßen den Salat, ja sogar die Blumen in Sarahs Garten. Die Nässe machte die Heuernte

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