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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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liebten sie sich als Mann und Frau, und danach lagen sie auf dem Rücken und hielten einander bei den Händen. »Ich liebe dich, Rachel Cole«, sagte er unter einem Himmel, der sich über dem flachen Land wie eine Schüssel wölbte. Die niederen Sterne waren riesig und weiß. Sie liebten sich noch einmal. Dann stand Rachel auf und lief zum Feuer. Sie zog einen glühenden Zweig heraus und wirbelte ihn herum, bis er zu lodern anfing. Nun kniete sie sich so nahe vor Shaman hin, dass er die Gänsehaut im Tal zwischen ihren braunen Brüsten, das edelsteingleiche Funkeln des Feuers in ihren Augen und ihren Mund sehen konnte. »Ich liebe dich auch, Shaman«, sagte sie.
    Am nächsten Tag wurde, je tiefer sie nach Iowa hineinritten, das offene Land zwischen den Farmen immer größer. Etwa eine halbe Meile lang verlief die Straße durch eine Schweinefarm, wo der Gestank so stark war, dass er fast greifbar schien, doch danach kamen wieder Grasland und frische Luft.
    Einmal richtete Rachel sich im Sattel auf und hob die Hand.
    »Was ist?« fragte er.
    »Geheul. Könnte das ein Wolf sein?«
    Er glaubte, dass es sich um einen Hund handle. »Die Farmer hier haben die Wölfe sicher genauso ausgerottet wie bei uns zu Hause. Die Wölfe sind den Bisons und den Indianern gefolgt.«
    »Vielleicht sehen wir noch so ein Geheimnis der Prärie, bevor wir wieder nach Hause kommen«, sagte sie. »Einen Büffel etwa oder eine Wildkatze oder den letzten Wolf von Iowa.«
    Sie kamen durch einige kleine Städte. Mittags hielten sie bei einem Gemischtwarenladen an, wo sie Kräcker, harten Käse und Pfirsiche aus der Dose aßen.
    »Gestern haben wir gehört, dass Soldaten Jefferson Davis verhaftet haben. Sie halten ihn in Fort Monroe, Virginia, in Ketten«, sagte der Ladenbesitzer und spuckte auf den Sägemehlboden. »Ich hoffe, sie hängen den Hurensohn - verzeih’n Sie, Ma’am!«
    Rachel nickte. Es war schwer, sich wie eine Lady zu benehmen, wenn man gerade die letzten Tropfen des Pfirsichsafts aus der Dose leckte.
    »Wurde der Außenminister ebenfalls verhaftet? Judah Benjamin?«
    »Den Juden? Nein, den haben sie noch nicht, soviel ich weiß.«
    »Gut«, sagte Rache! laut und deutlich.
    Sie nahmen die leere Dose mit, weil sie ihnen unterwegs nützlich sein konnte, und gingen zu ihren Pferden. Der Ladenbesitzer stand an der Brüstung seiner Veranda und sah ihnen nach, als sie auf der staubigen Straße davonritten.
    An diesem Nachmittag durchquerten sie an einer Furt den Cedar, ohne nass zu werden, wurden dann freilich von einem plötzlichen Frühlingsschauer durchnässt. Es war schon fast dunkel, als sie zu einer Farm kamen und dort Zuflucht in einer Scheune suchten. Shaman spürte eine eigentümliche Freude, als er an die Beschreibung der Hochzeitsnacht seiner Eltern im Tagebuch des Vaters dachte. Er stürzte noch einmal hinaus in den Regen, um den Farmer um die Erlaubnis zum Übernachten zu bitten, die ihm bereitwillig gegeben wurde. Der Farmer hieß Williams, war aber nicht verwandt mit dem Schmied in Holden’s Crossing. Als Shaman zurückkehrte, folgte ihm Mrs. Williams dicht auf den Fersen mit einem Topf voll herzhafter Milchsuppe, in der Karotten, Kartoffeln und Gerste schwammen, sowie einem frischen Brot. Sie verließ die beiden so schnell wieder, dass sie überzeugt waren, die Farmersfrau müsse gemerkt haben, dass sie frisch verheiratet waren.
    Der nächste Morgen war klar, und es war wärmer als tags zuvor. Am frühen Nachmittag erreichten sie den Iowa. Billy Edwards hatte Shaman gesagt, sie brauchten dem Fluss nur nach Nordwesten zu folgen, dann würden sie die Indianer finden. Dieser Abschnitt des Flusslaufs war verlassen, und nach einer Weile kamen sie an eine kleine Bucht mit klarem, flachem Wasser und sandigem Grund. Sie hielten die Pferde an, und Shaman war blitzschnell aus den Kleidern und im Wasser.
    »Komm rein!« drängte er Rachel.
    Sie traute sich zuerst nicht. Doch die Sonne brannte heiß, und der Fluss sah aus, als hätte noch kein menschliches Auge ihn gesehen. So ging Rachel nach kurzem Zögern hinter einen Busch, um sich bis auf ihr baumwollenes Unterhemd auszuziehen. Sie kreischte, als sie das kalte Wasser auf der Haut spürte, und dann spielten die beiden wie Kinder. Das nasse Unterhemd klebte ihr am Körper, und er griff nach ihr, doch sie bekam es mit der Angst. »Es kommt bestimmt jemand vorbei!« rief sie und rannte aus dem Wasser.
    Sie zog ihr Kleid wieder an und hängte das Unterhemd zum Trocknen über einen

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