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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Ast. Shaman hatte eine Angelschnur und einige Haken in seinem Gepäck, und sobald er angezogen war, suchte er sich Würmer und einen Zweig, den er als Rute benutzen konnte. Er ging ein Stück Flussaufwärts zu einer tiefen, strömungsfreien Stelle und hatte in kurzer Zeit zwei halbpfündige Barsche gefangen.
    Zum Mittagessen gab es hartgekochte Eier aus Rachels umfangreichem Vorrat, doch abends wollten sie die Fische essen. Shaman nahm sie sofort aus. »Am besten, wir braten sie gleich, damit sie nicht verderben. Wir wickeln sie in ein Tuch und nehmen sie mit«, sagte er und entzündete ein kleines Feuer.
    Während die Fische brieten, kam er wieder zu ihr. Diesmal ließ sie alle Vorsicht fahren. Es machte ihr nichts aus, dass seine Hände trotz gründlichen Waschens noch nach Fisch rochen und dass es noch helllichter Tag war. Er schob ihren Rock hoch und liebte sie auf dem heißen, sonnigen Flussufer, mit dem Rauschen des Wassers in ihren Ohren.
    Als sie einige Minuten später die Fische wendete, damit sie nicht verbrannten, kam ein Kahn um eine Flussbiegung. Drei bärtige, barfüßige Männer mit nacktem Oberkörper und zerrissenen Hosen saßen darin. Einer von ihnen hob die Hand und grüßte träge, und Shaman winkte zurück.
    Kaum war das Boot verschwunden, stürzte sie zu ihrem Unterhemd, das im Wind flatterte wie eine große, weiße Flagge, die verriet, was die beiden getan hatten. Als er ihr nachlief, drehte sie sich um. »Was ist denn los mit uns?« fragte sie. »Was ist denn los mit mir ? Wer bin ich eigentlich?«
    »Du bist Rachel«, erwiderte er und nahm sie in die Arme. Er sagte es mit solcher Zufriedenheit, dass sie lächeln musste, als er sie küsste.

Tama
    Früh am Morgen des fünften Tages überholten sie auf der Straße einen Reiter. Als Shaman ihn ansprach, um nach dem Weg zu fragen, sah er, dass der Mann zwar einfach gekleidet war, aber ein gutes Pferd mit einem teuren Sattel ritt. Seine Haare waren lang und schwarz, und seine Haut hatte die Farbe gebrannten Tons. »Können Sie mir sagen, wie wir nach Tama kommen?« fragte Shaman.
    »Nichts leichter als das. Ich reite selber dorthin. Kommen Sie doch einfach mit mir, wenn Sie wollen!« »Vielen Dank.«
    Der Indianer beugte sich vor und sagte noch etwas, aber Shaman schüttelte den Kopf. »Es ist für mich schwierig, während des Reitens zu reden. Ich muss Ihren Mund sehen, ich bin nämlich taub.«
    »Oh.«
    »Aber meine Frau hört ausgezeichnet«, sagte Shaman grinsend, und der Mann grinste zurück, wandte sich an Rachel und tippte sich an den Hut. Sie wechselten ein paar Worte, doch meistens ritten die drei schweigend nebeneinander her.
    Als sie an einen Teich kamen, hielten sie an, um die Pferde saufen und fressen zu lassen und sich die Beine zu vertreten. Erst jetzt stellten sie sich richtig vor. Der Mann schüttelte ihnen die Hand und sagte, er heiße Charles P. Keyser.
    »Wohnen Sie in Tama?«
    »Nein, ich habe eine Farm acht Meilen von hier. Ich wurde in Potawatomi geboren, aber von Weißen aufgezogen, weil meine Eltern an Fieber starben. Ich versteh’ auch dieses indianische Geplapper kaum, bis auf ein paar Worte in Kickapoo. Ich habe eine Frau geheiratet, die halb Kickapoo, halb Französin war.« Er erzählte, er gehe alle paar Jahre nach Tama, um dort einige Tage zu verbringen. »Weiß eigentlich gar nicht, warum.« Er zuckte mit den Achseln und lachte. »Vermutlich zieht’s die rote Haut zur roten Haut.« Shaman nickte. »Glauben Sie nicht, unsere Pferde haben jetzt genug gefressen?«
    »O ja. Wir wollen doch nicht, dass es sie zerreißt, oder?« erwiderte Keyser und die beiden stiegen auf und ritten weiter.
    Am Vormittag erreichten sie Tama. Lange bevor sie zu den in einem großen Kreis stehenden Hütten kamen, liefen braunäugige Kinder und bellende Hunde hinter ihnen her.
    Bald darauf hob Keyser die Hand, und sie hielten an, um abzusteigen. »Ich sag’ dem Häuptling Bescheid, dass wir hier sind«, sagte Keyser und ging zu einer nahe gelegenen Hütte. Als er mit einem breitschultrigen Indianer mittleren Alters zurückkehrte, hatte sich bereits eine kleine Gruppe um die Pferde versammelt. Der stämmige Mann sagte etwas, das Shaman ihm nicht von den Lippen ablesen konnte. Es war nicht Englisch, aber der Mann nahm Shamans Hand, als der sie ihm entgegenstreckte. »Ich bin Dr. Robert J. Cole aus Holden’s Crossing in Illinois. Und das ist meine Frau, Rachel Cole.«
    »Dr. Cole?« Ein junger Mann trat aus der Menge vor und musterte

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