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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Sie öffnete ihr Kleid und drückte seinen Mund an ihre unterentwickelte Brust. Die kleine Warze wuchs unter dem trockenen Saugen seiner Lippen, und sie presste den Kleinen fest an sich. Es dauerte Stunden, bis der Schusswechsel nachließ und der Tumult allmählich verstummte. Der Nachmittag warf bereits lange Schatten, als Zwei Himmel die Schritte einer näher kommenden Patrouille hörte und das Baby wieder zu schreien begann. Sie dachte daran, Der Land besitzt zu erwürgen, damit sie und Große Frau überleben konnten. Doch dann saß sie nur da und wartete, bis einige Minuten später ein dürrer weißer Junge seine Muskete in den Busch steckte und sie herauszog.
    Auf dem Weg zum Dampfschiff sah sie überall ihr wohlbekannte Tote ohne Ohren und Skalp liegen. Auf Deck hatten die Langen Messer neununddreißig Frauen und Kinder zusammengetrieben. Alle anderen waren tot. Das Baby schrie noch immer, und ein Winnebago besah sich das ausgehungerte Kind mit dem zerbissenen Nacken. »Kleine Ratte«, sagte er verächtlich, doch ein rotgesichtiger Soldat mit zwei gelben Streifen auf seinem Ärmel mischte Zucker und Wasser in einer Whiskeyflasche und steckte einen Stofffetzen in die Öffnung. Dann nahm er Zwei Himmel das Kind aus dem Arm, gab ihm die Flasche und trug es mit zufriedenem Gesicht weg. Zwei Himmel wollte ihm folgen, doch der Winnebago stellte sich ihr in den Weg und schlug sie ins Gesicht, bis ihr die Ohren klangen. Das Schiff verließ die Mündung des Bad Axe und bahnte sich einen Weg durch die auf dem Wasser treibenden Sauk-Leichen. Vierzig Meilen Flussabwärts legte es in Prairie du Chien an. Dort wurden Zwei Himmel, Große Frau und drei andere Sauk-Mädchen - Rauchfrau, Mond und Gelber Vogel - von Bord geholt und auf einen Pferdekarren verfrachtet. Mond war jünger als Zwei Himmel. Die beiden anderen waren älter, aber nicht so alt wie Große Frau. Zwei Himmel wusste nicht, was aus den anderen Sauk-Gefangenen wurde, und ihren Bruder Der Land besitzt sah sie nie wieder.
    Der Karren kam zu einem Armeeposten - Fort Crawford, wie sie später erfahren sollten -, blieb dort aber nicht, sondern brachte die fünf Sauk-Mädchen zu einem weißen Farmhaus mit Nebengebäuden und Zäunen, das drei Meilen hinter dem Fort lag. Zwei Himmel sah gepflügte und bepflanzte Felder, verschiedene Arten weidender Tiere und Geflügel. Im Inneren des Hauses wagte sie kaum zu atmen, denn die Luft war geschwängert mit dem fremden Geruch von scharfer Seife und Möbelpolitur, dem Geruch bleichgesichtiger Scheinheiligkeit, den sie ihr ganzes späteres Leben lang verabscheuen sollte. In der Evangelischen Schule für Indianermädchen musste sie ihn vier Jahre lang ertragen.
    Die Schule wurde geleitet von Reverend Edvard Bronsun und Miss Eva, einem Geschwisterpaar mittleren Alters. Neun Jahre zuvor waren sie unter der Schirmherrschaft der Missionary Society von New York City aufgebrochen, um die Wildnis zu erkunden und die heidnischen Indianer zu Jesus zu bekehren. Die Schule hatten sie mit zwei Winnebago-Mädchen eröffnet, von denen das eine schwachsinnig war. Für die Bronsuns war es unverständlich, dass die indianischen Frauen sich trotz wiederholter Einladungen sich weigerten, zu ihnen zu kommen, auf ihren Feldern zu arbeiten, die Tiere zu hüten, ihre Häuser zu tünchen und zu streichen und die Hausarbeit zu erledigen. Nur der Unterstützung der Behörden und des Militärs hatten sie es zu verdanken, dass die Schule wuchs, bis sie - nach der Ankunft der fünf Sauks - einundzwanzig mürrische, aber gehorsame Schülerinnen hatten, die sich um eine der am besten in Schuss gehaltenen Farmen der Gegend kümmerten. Mr. Edvard, lang, dürr und mit einer sommersprossigen Glatze, unterrichtete die Mädchen in Landwirtschaft und Religion, während Miss Eva, die korpulent war und einen Blick wie Eis hatte, ihnen beibrachte, wie Böden geschrubbt und Möbel poliert wurden, bis sie den Erwartungen der Bleichgesichter entsprachen. Der Lehrplan der Schülerinnen bestand in Hausarbeit und unaufhörlicher schwerer Farmarbeit, im Englischlernen und Vergessen der eigenen Sprache und Kultur, sowie im Beten zu fremden Göttern. Miss Eva, die immer kalt lächelte, bestrafte Vergehen wie Trägheit und Frechheit oder den Gebrauch eines indianischen Wortes mit geschmeidigen Gerten, die sie vom Reineclaudenbaum der Farm schnitt.
    Die anderen Schülerinnen waren Winnebagos, Chippewas, Illinois, Kickapoos, Irokesen und Potowatomis. Sie alle betrachteten die

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