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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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Personal und welche Materialien zur Erschaffung solcher Kanonenmonster notwendig waren.
    Als er zum Kontor am Eutherios-Hafen zurückkehrte, ließ er sich Papier und Bleistifte geben. In den nächsten Tagen sah ihn kaum noch jemand, er erschien sogar nur noch sporadisch zu den Mahlzeiten. Eine weitere Woche später holten ihn Wächter des Palastes am Kontor ab. Die Tatsache, dass man sogar einen Wagen für ihn bereitgestellt hatte, wertete Urban als ein gutes Omen. Das war schließlich nicht einmal Wolfhart Brookinger widerfahren, von dem Urban in der Zwischenzeit nichts mehr gehört hatte, er nahm aber an, dass es ihm gut ging.
    Als Urban den Palast betrat, überprüften mehrere Posten seine Zeichnungen, weshalb sie nun fettige Abdrücke trugen. Seit dem Anschlag auf den Patriarchen war man sehr misstrauisch. Selbst der unterste Wächter war voller Furcht, dass sich etwas Ähnliches noch einmal ereignen könnte – diesmal vielleicht mit dem Kaiser als Ziel. Deshalb waren die Kontrollen verstärkt worden.
    Anschließend wurde Urban in den Audienzsaal des Kaisers geführt. Er kniete sich auf den Marmorboden und warf sich dann vollkommen nieder. Erst als der Erste Logothet es ihm gestattete, durfte Urban den Kopf heben, musste aber weiterhin in äußerst unbequemer Haltung am Boden kauern.
    Ein Diener nahm Urban die Zeichnungen aus der Hand und gab sie an Nektarios weiter. Der Erste Logothet wiederum überbrachte sie in gebeugter Haltung Kaiser Konstantin XI.
    Der Kaiser sah sich die Blätter an. Besonders lange verharrte sein Blick bei den Aufstellungen für die Mittel, die für die Verwirklichung von Urbans hochfliegenden Plänen aufgewendet werden mussten.
    Dann sprach Konstantin XI. leise zum Logotheten. Aufgrund seiner fehlenden Griechischkenntnisse hätte Urban aber ohnehin kein Wort verstanden.
    Etwas später richtete sich Nektarios auf Lateinisch an Urban: »Unser erhabener Kaiser von Gottes Gnaden meint, es sei gut, dass Ihr keinen Staat zu lenken habt, Meister Urban. Denn dann wärt Ihr gewiss längst bankrott!«
    »Nun, die vornehmste Eigenschaft einer Herrschaft ist es doch, für den Schutz vor Feinden zu sorgen!«, antwortete Urban. »Und dazu sind alle Mittel recht, die wirksam sind! Die Stadt unseres ehrwürdigen Herrschers ist gefährdet, und ihre Rettung wird nicht umsonst geschehen. Selbst christliche Bundesgenossen aus Genua oder Aragon werden nicht aus Selbstlosigkeit handeln!«
    Der Logothet sprach kurz mit dem Kaiser, wobei er sich dessen Thron in gebeugter Haltung näherte und es vermied, den Herrscher direkt anzusehen.
    Einen Augenblick später fasste der Logothet die Antwort des Kaisers in sein wohlklingendes Latein. »Unser göttlicher Kaiser ist der Ansicht, dass es niemandem gelingen kann, die Mauern Konstantinopels zu zerstören. Goten, Araber, Hunnen – und nun zum wiederholten Mal die Türken: Sie alle sind gescheitert. Solange die Mauern der Stadt mit genug Söldnern besetzt sind, ist nichts zu befürchten. Die Kanonen, die wir haben, mögen nicht so gewaltig sein wie die, die Ihr in Eurer Vorstellung entwerft – aber sie reichen aus. Darüber hinaus sind die immensen Mittel, die Eure Pläne verschlingen würden, nicht durch den Nutzen zu rechtfertigen, den wir davon hätten.«
    Urban schluckte die Worte, die ihm auf der Zunge lagen, mühsam herunter. Er wusste, dass es das Protokoll des Kaiserhofs nicht vorsah, dem Herrscher eine Erwiderung zu geben. Konstantin XI. hatte offenbar sein Urteil über ihn gefällt, und das, so dämmerte es Urban, war unabänderlich. Vielleicht bin ich ein paar Monate zu spät nach Konstantinopel gekommen, überlegte er. Möglicherweise hätte Kaiser Johannes anders entschieden. Aber darüber nachzudenken war sinnlos.
    Nektarios überreichte die Zeichnungen einem Diener, der sie zurückgab.
    »Es tut mir leid, aber unser Kaiser hat keine Verwendung für Eure Dienste, Urban Kanonengießer«, erklärte Nektarios. Sein Tonfall wirkte klirrend kalt und ließ nicht im Mindesten erkennen, wie er selbst zu dieser Sache stand.
    »Gut, dass ich mein Pferd nicht verkauft habe, wie Wolfhart es getan hat«, meinte Urban später, als er sich wieder im Kontor am Eutherios-Hafen befand und seine Sachen bereits gepackt hatte. Er wollte sich von Maria di Lorenzo verabschieden und traf sie im Empfangsraum des Kontors, wo sie zusammen mit Davide und dem Kapitän eines Schiffs, das vor ein paar Stunden aus Alexandria gekommen war, Frachtlisten verglich.
    Immerhin war dieses

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