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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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hörbar beleidigt. »Und wer weiß, vielleicht ja auch bald ein Kanonengießer …« Er wandte sich Urban zu. »Ich werde sehen, was ich für Euch tun kann, und auch mit Nektarios sprechen, der übrigens durch sein neues Amt als Erster Logothet ziemlich beansprucht wird. Manche munkeln schon, er sei ein bisschen überfordert und könnte nicht mehr ruhig schlafen, woher wohl die dunklen Ringe kommen, die man seit neuestem unter seinen Augen sehen kann. Aber das ist wohl der Preis für seinen Aufstieg.«
    Sie sahen Nektarios aus einiger Entfernung mit Claudio Emanuele sprechen. Sein greiser Vater Bartolomeo hatte nicht zu dem Fest kommen können, da ihn ein hartnäckiger Husten befallen hatte, und hier und da machte man sich bereits Sorgen um den altehrwürdigen Sprecher der Genueser Kaufleute.
    »Ich möchte noch etwas mit Euch besprechen, Maria, und zwar ohne dass Fremde zuhören …« Damit blickte Sarto in Urbans Richtung, der einige Augenblicke brauchte, um zu begreifen, dass seine Anwesenheit im Moment nicht erwünscht war.
    »Ich werde dann mal sehen, wie weit der Braten für das Büfett schon ist. Er riecht ja bis hier schon sehr köstlich!«, meinte er und ging schließlich davon.
    Silvestre Sarto wartete geduldig, bis der Kanonengießer tatsächlich außer Hörweite war.
    »Es geht um Bartolomeo Maldini, der leider heute nicht anwesend sein kann. Er bittet mich, inoffiziell vorzufühlen, was Ihr von einer Verbindung Eurer beider Häuser halten würdet. Ich weiß, dass es ungewöhnlich ist, auf diese Weise darüber zu sprechen, und ich mich eigentlich an Euren Bruder richten müsste, aber …«
    »Eine Verbindung unserer Häuser?«, unterbrach Maria ihn. »Ihr sprecht von einer Heirat?«
    »Ja«, gab Silvestre Sarto zu.
    »Und ich gehe recht in der Annahme, dass Maldinis Sohn Claudio Emanuele der Kandidat sein soll!«
    »Er sieht gut aus, ist kultiviert und gebildet – und er ist der Erbe eines mächtigen Handelshauses, dessen Einfluss im Übrigen nicht auf Konstantinopel beschränkt ist«, pries Sarto den Kandidaten an. »Tja, ich habe meine Pflicht damit erfüllt. Soll ich dem ehrenwerten Herrn Maldini eine Antwort ausrichten?«
    »Sagt ihm, dass ich noch nicht bereit bin, mich in dieser Weise mit irgendwem zu verbinden«, sagte Maria. Ihre Stimme klang dabei fest und klar. Sie hob das Kinn, während sie sprach, und wirkte sehr entschlossen.
    »Ihr habt bedacht, dass diese Antwort – wie soll ich sagen – etwas schroff wirken könnte?«, fragte Silvestre Sarto.
    »Sie ist ehrlich. Und nach allem, was mir mein Vater über Bartolomeo Maldini erzählt hat, schätzt er eine offene und ehrliche Antwort mehr als verlogene Freundlichkeit. Und was seinen Sohn angeht, so nehme ich dasselbe an!«
    »Ich werde meine Antwort an die Maldinis etwas hinauszögern, sodass Ihr bis übermorgen noch Zeit habt, Eure Meinung zu überdenken, Maria.«
    »Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird.«
    »Ihr steht ohne Eltern da, und so hoffe ich, dass es jemand anderen in Eurem näheren Umkreis gibt, der Euch über die Zukunft Eures Hauses aufklärt. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass Ihr in dieser Hinsicht darauf setzt, dass Euer Bruder sich plötzlich seiner Verantwortung bewusst wird.«
    »Es tut mir leid, Meister Sarto, aber ich habe zu dieser Angelegenheit nicht mehr zu sagen. Was meinen Bruder angeht, so habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass es ihm noch gelingt, mit dem Verlust unserer Eltern fertig zu werden. Ich bete jeden Tag dafür.«
    Silvestre Sartos Stirn umwölkte sich. Maria fragte sich, weshalb er eigentlich ein so großes Interesse daran hatte, eine Verbindung zwischen ihr und Claudio Emanuele zu fördern. Vermutlich bekam er dafür vom Haus Maldini irgendeine Gegenleistung. Sarto war ja einst mit Gregor III. Mammas nach Konstantinopel gekommen, und nun, da der durch das Attentat verletzte und wohl auch zutiefst verängstigte Patriarch geradezu fluchtartig die Stadt verlassen hatte, bangte wohl auch Sarto um seine Zukunft. Da konnte er Verbündete wie die Maldinis gut gebrauchen.
    »Wie gesagt, ich lasse Euch noch etwas Zeit für Eure Entscheidung«, sagte Sarto. »Es gibt aber noch etwas, was ich Euch sagen muss.«
    Davide, der die ganze Zeit schweigend neben den beiden gestanden hatte, wurde hellhörig.
    »Man hat während der Ausgangssperre viele Leute verhaftet«, sprach Sarto weiter. »Angeblich im Zusammenhang mit dem Attentat auf den Patriarchen, aber ich nehme an, dass der neue

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