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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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Schiff ohne Probleme durch die Dardanellen gekommen. Vielleicht zahlte sich die Zusammenarbeit mit Zacharias dem Einäugigen nun doch aus. Allerdings hing schon seit Tagen Nebel über dem Meer, wie der Kapitän berichtete. Vielleicht waren es also auch nur die schlechten Sichtverhältnisse gewesen, die das Schiff vor dem Beschuss von den Uferfestungen aus bewahrt hatten.
    »Ihr wollt wirklich die Stadt verlassen?«, fragte Maria, nachdem Urban seine Pläne kundgetan hatte. »Ihr könnt meinethalben gerne noch eine Weile hierbleiben. Und es könnte doch sein, dass sich die Meinung des Kaisers noch ändert.«
    »Nein, das glaube ich ehrlich gesagt nicht«, meinte Urban. Er wirkte ziemlich resigniert. »Ich hatte durchaus das Gefühl, dass der Erste Logothet und auch der Hauptmann der kaiserlichen Garde an meinen Plänen interessiert waren. Aber letztlich dürfte wohl den Ausschlag gegeben haben, dass der Kaiser dafür zurzeit einfach nicht die nötigen Mittel aufwenden will.« Urban zuckte mit den breiten Schultern. »Vielleicht kann er es auch nicht. Schließlich habe ich nicht gesehen, ob seine Schatzkammer auch nur noch annähernd so gefüllt ist, wie man es sich andernorts immer erzählt.«
    »Und was werdet Ihr dann anfangen?«, fragte Maria.
    »Jemanden, der Metall in eine Form zu bringen vermag, braucht man überall. Wer weiß, vielleicht werde ich ja in Zukunft Glocken für serbische Kirchen anstatt Kanonen für den griechischen Kaiser gießen!«
    »Ich würde an Eurer Stelle nicht so schnell aufgeben und noch abwarten«, mischte sich nun Davide ein. »Die Verhältnisse ändern sich hier in Konstantinopel sehr schnell, und es könnte sein, dass man Euch schon in Kürze eine Möglichkeit gibt, Euer Talent zu beweisen!«
    »Diese Geduld habe ich nicht!«, bekannte Urban. »Und davon abgesehen möchte ich die Stadt gerne verlassen, bevor sie womöglich von den Türken eingeschlossen und belagert wird. Irgendwann in nächster Zeit wird das nämlich zweifellos wieder geschehen, und dann sitze ich hier fest, weil ich mir eine Schiffsreise nicht leisten kann!« Urban wandte sich noch einmal an Maria. »Bedauerlicherweise kann ich mich nicht von Wolfhart verabschieden. Er scheint im Palast unabkömmlich geworden zu sein. Nun, wenigstens einer von uns macht hier wohl sein Glück. Das ist kein schlechter Schnitt. Würdet Ihr ihm meinen Gruß ausrichten, wenn Ihr ihn wiederseht?«
    »Natürlich«, sagte Maria. »Auch wenn ich Euch nicht genau sagen kann, wann das sein wird.«
    Urban grinste. »Ich bin überzeugt, dass Eure Wege irgendwann wieder zusammenführen!«
    Maria fragte sich, ob Wolfhart mit Urban über ihre Verbindung gesprochen hatte. Aber vielleicht war der bärtige Kanonengießer auch einfach nur ein guter Beobachter, der aus der Art des Umgangs die richtigen Schlüsse zu ziehen wusste.
    »Alles Gute und Gottes Segen für Euch, Urban Kanonengießer«, sagte Maria. »Was Ihr für uns getan habt, werde ich nie vergessen!«
    Nur wenig später verließ Urban Kanonengießer durch das Pempton-Tor die Stadt und folgte dem Fluss Lykos.
    Das thrakische Umland von Konstantinopel war kaum noch bewohnt. Es gab nur noch ein paar Dörfer, doch deren ehemalige Bewohner hatten längst Häuser innerhalb der Stadtmauern bezogen und kamen nur hin und wieder hierher, um ihre Felder zu bestellen. Zu oft war in den letzten Jahrzehnten in diesem Gebiet gekämpft worden. Immer wieder war hier das Aufmarschgebiet jener Heere gewesen, die versucht hatten, gegen das Bollwerk der Theodosianischen Mauer anzustürmen, und die dann irgendwann wieder unverrichteter Dinge hatten abziehen müssen – dank der Zisternen und der Häfen der Kaiserstadt, die es schier unmöglich machten, das so winzig gewordene Imperium auszuhungern.
    Aber das Umland war durch all diese Kriegszüge arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Die an vielen Stellen immer noch herumliegenden verrottenden Skelette von Pferden, die durch Pfeile getroffen worden waren, gaben davon ein beredtes Zeugnis. Und man erzählte, dass man keinen Acker pflügen konnte, ohne auf die Gebeine von Kriegern zu stoßen.
    Als die Sonne bereits milchig wurde und sich die Dämmerung ankündigte, zügelte Urban Kanonengießer sein Pferd.
    Wie viele Meilen, so fragte er sich, sind es eigentlich von hier bis zur Hauptstadt des Sultans? Es konnte nicht mehr weit bis Adrianopel sein. Und wenn schon der Kaiser seine Hilfe nicht brauchte, um seine Mauern zu schützen – dann war vielleicht ein

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