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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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ehrenwerten Bartolomeo zu gehören, dessen angegriffene Gesundheit sich hoffentlich bald wieder erholt!«
    Maria schluckte. »Ich soll einen Mann heiraten, mit dem mich nicht einmal Sympathie verbindet, geschweige denn Liebe oder etwas dergleichen? Mein Vater hätte mich niemals zu so etwas gezwungen.«
    »Dann müsst Ihr vielleicht jetzt selbst dazu die Kraft haben. Und ich bin überzeugt davon, dass auch Euer Vater die Vorteile dieser ehelichen Transaktion gesehen hätte.«
    Eine Transaktion!, echote es in Marias Gedanken. Das eigene Leben als Teil eines Handels. Ihr war der Gedanke keineswegs fremd, und doch sträubte sie sich dagegen, dies als den Weg anzusehen, den sie für sich selbst wählen sollte. Vielleicht hatte es damit zu tun, dass sie Wolfhart Brookinger begegnet war. Eine Begegnung, die ihr zumindest eine Ahnung davon gegeben hatte, was Glück sein konnte. Aber war es andererseits wirklich richtig, nur an die eigene Erfüllung zu denken? Das hatte der große Niccolò Andrea schließlich auch nicht getan, als er sich an dem Versuch, das uneinnehmbare Konstantinopel zurückzuerobern, beteiligt und damit den Grundstein für das Haus di Lorenzo gesetzt hatte.
    Bin ich eine Magd, die über sich bestimmen lassen muss?, ging es ihr etwas ärgerlich durch den Kopf. Wieso konnte nicht einmal jemand wie Maria di Lorenzo frei und ohne Furcht vor den Konsequenzen darüber entscheiden, mit wem sie ihr Leben teilen und wessen Kinder sie gebären wollte? Die Welt hätte so geordnet sein sollen, dass nur die Frage, wie sehr man jemandem zugetan war, über solche Dinge entschied. Aber das gehörte wohl ins Reich der Wunschträume.
    »Wenn Euch der Gedanke daran, von Claudio Emanuele berührt zu werden, zuwider ist, so glaube ich, dass ich Euch zumindest einen Teil Eurer Befürchtungen nehmen kann, Maria«, sagte Davide nun, während sie bereits auf dem Weg zur Säulenhalle waren.
    »So?«
    »Man sagt über ihn, dass seine Zuneigung eher den Jünglingen gilt. Ich würde so etwas niemals öffentlich behaupten, zumal die Knabenliebe schwer bestraft werden kann, auch wenn mir so scheinen will, als würde sie gleich anderen Verirrungen und Lastern in dieser Stadt stillschweigend geduldet und nur dann vor Gericht gebracht werden, wenn es irgendwem nützt. Aber das ist ein anderes Thema.«
    »Worauf wollt Ihr hinaus, Davide?«
    »Darauf, dass die Gerüchte über Claudio Emanuele aus sehr zuverlässiger Quelle kommen und Ihr deshalb kaum befürchten müsstet, dass der junge Maldini über das zur Zeugung eines Erben notwendige Maß hinaus darauf bestünde, die Ehe auch körperlich zu vollziehen. Ich denke, er würde Euch überwiegend Euren Frieden lassen.«
    Maria errötete leicht.
    »Und Ihr glaubt wirklich, dieser Umstand würde mir eine Entscheidung zu Maldinis Gunsten erleichtern, Davide?«
    »Nicht?«
    »Ihr kennt mich seit meiner Geburt und scheint doch nichts über mich zu wissen.«
    In einiger Entfernung tauchte jetzt Jakob Forlanus auf. Der Rechtsgelehrte war offenbar ebenfalls zu dem Fest geladen worden, was Maria etwas verwunderte, denn er entsprach nicht so ganz dem gesellschaftlichen Rang, den die Gäste Silvestre Sartos normalerweise hatten. Auch Urban Kanonengießer war nur aufgrund seiner Verbindungen zum Hause di Lorenzo eingeladen worden. Man spottete darüber, dass Sarto den Umgang mit niederem Volk vor allem deswegen vermied, weil er selbst von dort emporgestiegen war, und dass er auch aus diesem Grund auf die ansonsten bei Festbanketten durchaus übliche Armenspeisung tunlichst verzichtete.
    Jakob Forlanus schien allerdings Fürsprecher zu haben – oder Sarto knüpfte die Erwartung an ihn, dass der Rechtsgelehrte in absehbarer Zeit zu großem Einfluss gelangen könnte. Forlanus grüßte Maria aus der Ferne und blieb dazu eigens stehen. Er hatte sich offenbar verspätet.
    »Nun, es gäbe natürlich Alternativen«, stellte Davide mit Blick auf Forlanus klar. »Aber keine, die auch nur annähernd so lohnend wäre!«
    Etwa eine Woche später wurde Urban Kanonengießer zum Kaiserhof geladen. Nektarios, nun Erster Logothet des Kaisers, ließ sich die Pläne des Kanonengießers ausgiebig erläutern. Jason Argiris, der Kommandant der kaiserlichen Garde, war dabei anwesend, sprach allerdings kein einziges Wort.
    Schließlich wurde Urban mit der Anweisung entlassen, ausführliche Zeichnungen von den Geschützen anzufertigen, wie er sie sich vorstellte, und außerdem eine Aufstellung darüber zu machen, wie viel

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