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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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sind.«
    »Ich bemühe mich darum, schnell zu lernen«, antwortete Maria. »Habt Ihr Neuigkeiten aus Pera?«
    »Nach allem, was ich gehört habe, wütet die Seuche dort nicht mehr ganz so heftig. Jedoch gibt es inzwischen gerüchteweise sogar ein paar Pestleichen im Konstantin-Hafen. Es sollen aragonesische Seeleute gewesen sein!«
    »Wer weiß, was davon wahr ist!«, meinte Maria. »Ihr wisst, wie wenig beliebt die Männer aus Aragon sind! Vielleicht hat man ihnen die Pest bloß an den Hals gewünscht.« Seit Jahren schon versuchte König Alfonso von Aragon in Konstantinopel Einfluss zu gewinnen und konkurrierte darin mit den Venezianern und Genuesern. Manche spotteten, der Kaiser hätte langfristig nur die Wahl, sich dem muslimischen Sultan oder dem katholischen König von Aragon zu ergeben. Gerade in den Reihen der orthodoxen Kirche gab es nicht wenige, die es vorgezogen hätten, sich den Muslimen zu ergeben, anstatt sich den Katholiken unterzuordnen – ganz gleich, ob diese nun aus Italien, Spanien oder von irgendwo sonst stammten.
    »Eigentlich müsste Euer Bruder an dieser Unterredung teilnehmen«, erklärte Davide. »Es geht nämlich um außerordentlich wichtige Entscheidungen.«
    »Entscheidungen?«
    »Es gibt Schwierigkeiten mit einigen unserer Schiffe. Wie Ihr wisst, hatte Euer Vater über einen Mittelsmann aus Chrysopolis dafür gesorgt, dass unsere Schiffe nicht von türkischen Kanonen beschossen werden, wenn sie das Marmarameer verlassen. Der Mann, der diese Art Geschäfte für uns abwickelt, heißt Andreas Lakonidas. Ich hatte Euren Vater stets vor ihm gewarnt, denn ich halte ihn für einen der größten Halsabschneider rund um den Eutherios-Hafen.«
    »Welcher Art sind die Probleme, die es mit ihm gibt?«, fragte Maria.
    »Er will mit einem Mal die doppelte Summe haben. Dagegen habe ich nicht den Eindruck, dass er seine Aufgabe besonders zuverlässig erfüllt und seine Kontakte zu den Türken wirklich so gut sind, wie er behauptet …«
    Maria wusste, worauf Davide damit anspielte. Vor kurzem erst war ein dringend erwartetes Schiff aus dem an der Schwarzmeerküste gelegenen christlichen Kaiserreich Trapezunt bei seiner Durchfahrt durch den Bosporus schwer beschossen worden. Nur mit Mühe hatte es schließlich noch den Hafen von Konstantinopel erreichen können. Der Kapitän war ein Genueser, die Mannschaft hatte hingegen vorwiegend aus angeheuerten Dalmatiern, Ungarn und Serben bestanden. Das Schiff war mehrfach getroffen worden, und fast ein Drittel der Besatzung war umgekommen. Davon abgesehen hatte man auch einen Großteil der Ladung verloren. Stoffballen waren ruiniert worden, und Fässer mit Wein oder Seife mussten vorsorglich über Bord geworfen werden, damit das Schiff leichter wurde und weniger Tiefgang hatte. Einige der durch die Kanonentreffer geschlagenen Löcher waren nämlich dermaßen dicht an der Wasserlinie, dass bei voller Beladung unweigerlich genügend Wasser eingedrungen wäre, um das Schiff zum Kentern zu bringen. Auch ohne den Verlust des Schiffes waren das demnach herbe Einbußen für das Haus di Lorenzo. Das sorgenvolle Gesicht ihres Vaters, als er die Nachricht von den Geschehnissen erhalten hatte, war Maria noch lebhaft im Gedächtnis.
    »Haben wir eine Alternative zu diesem Andreas Lakonidas?«, wollte Maria wissen.
    »Genau das ist das Problem. Ich fürchte, wir werden in Ermangelung anderer Optionen auf eine Zusammenarbeit mit ihm angewiesen sein, auch wenn seine Leute offenbar nicht in der Lage sind, Schiffen, die in unserem Auftrag unterwegs sind, auch tatsächlich eine reibungslose Fahrt durch die von den Türken beherrschten Gewässer zu gewährleisten.«
    »Ist es nicht möglich, diesen Andreas Lakonidas als Mittelsmann zu umgehen und selbst mit Männern in Verbindung zu kommen, die Einfluss auf die Kanoniere des Sultans haben?«, fragte Maria stirnrunzelnd. Das erschien ihr das Naheliegendste zu sein.
    Davide lächelte mild. »Das versuchte ich Eurem Vater seit längerer Zeit schon anzuraten. Gleichwohl ist das nicht ganz so einfach, wie Ihr Euch das vielleicht vorstellen mögt. Zudem ist es sehr risikoreich, wie ich zugeben muss.«
    »Inwiefern?«
    »Angenommen, jemand erführe von einer solchen Verbindung, dann wäre es jederzeit möglich, Euch und alle, die davon wüssten, des Verrats zu bezichtigen.«
    Maria zuckte mit den Schultern. »Kann denn irgendjemand wirklich glauben, dass auch nur einer unter denjenigen, die in Konstantinopel überhaupt noch Fernhandel

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