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Medienmuendig

Medienmuendig

Titel: Medienmuendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Bleckmann
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ganze Schatztruhe voller neuer und anregender Erfahrungen, die außerhalb der Reichweite der Schüler von gestern waren, können ihnen heute ins Klassenzimmer gebracht werden.«
     
    Wenn Sie am Bildungs-Quiz teilnehmen wollen, versuchen Sie bitte, diese 4 Zitate den 4 im folgenden aufgeführten »Bildungsmedien« zuzuordnen. Ein Tipp: Achten Sie auch auf kleine inhaltliche und stilistische Unterschiede in den Texten. Also, welches Zitat gehört …
     
A … zum Schulbuch?
B … zum Schulfunk?
C … zum Schulfernsehen?
D … zum Schulcomputer?
     
    Und die Lösung: 1B, 3D, 4C, 2A
     
    Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass bestimmte Argumente, allen voran »wir holen die Welt ins Klassenzimmer« bei allen vier Medien vorkommen. Genau das bemerkte der Medienpädagoge und -philosoph Edwin Hübner, nämlich dass wieder und wieder dieselben Versprechungen und dieselben Argumente auftauchen, wenn es um die Einführung »neuer« didaktischer Mittel in der Pädagogik geht. Und Hübner ist dieser Entdeckung bis in die Vergangenheit der letzten 400 Jahre nachgegangen. »Neue« Medien hießen da: Panorama, Diorama, Laterna magica, Thaumatrop, Phänakistiskop oder programmiertes Lernen nach Skinner. Heute kennt man zum Teil noch nicht einmal deren Namen. Und welches sind die immer wiederkehrenden Argumente, die Hübner fand?
    Erstens, das Bildungssystem sei in einem desolaten Zustand und die Lehrer seien schlecht. Zweitens, die neue Technik könne diese Mängel beheben (technological fix). Drittens, die Effizienz und Qualität des Lernens würden erhöht. Viertens, die Lehrer gewännen durch die Entlastung vom FrontalunterrichtZeit, sich mehr um den einzelnen Schüler zu kümmern. Fünftens, die Motivation bei Schülern und Lehrern nehme zu. 96
    Große Versprechungen, in der Tat. Hübner spricht von der »Phase der Euphorie«. Wer in dieser Phase an den Segnungen des neuen Mediums zweifelt, wird als rückständig und kulturpessimistisch beschimpft. Danach setzt regelmäßig eine Phase der »Stagnation« ein, in der sich die großen Versprechungen an der Realität messen müssen. Die versprochenen Vorteile sind entweder viel kleiner als erhofft, oder sie entpuppen sich gar als Nachteile, so dass anschließend eine Phase der »Ernüchterung« folgt. So zum Beispiel beim Schulfernsehen: Aus einer Untersuchung von 1978 mit rund 40   000 Schülern ergab sich,
     
    […] dass der Fernsehunterricht in der vorliegenden Form keine Zukunft hat. […] Der Fernsehunterricht entsprach in der vorliegenden Form nicht den vielfach geäußerten hohen Erwartungen, war doch die Effektivität gegenüber dem herkömmlichen Unterricht – wenn überhaupt nachweisbar – mikroskopisch klein im Vergleich zur aufgewandten Mühe. 97
     
    Die Folge von Begeisterung, die dann ins Stocken gerät und schließlich einer teilweisen Enttäuschung weicht, führte aber nicht dazu, dass alle Medien wieder aus der Schule verschwanden. Ernüchterung, also die nüchterne Betrachtung, ist ja eine gute Voraussetzung dafür, auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen. Dann kann ein Medium auf die Bereiche
begrenzt
eingesetzt werden, in denen es
mehr Vor- als Nachteile
bringt. Das Schulbuch ist beispielsweise aus der Schule nicht mehr wegzudenken, es ersetzt aber nicht, wie Comenius damals gehofft haben mag, einen spannenden Unterricht. Schlechter schnitten da die elektronischen Medien in der Bilanz ab: Schulfunk und Schulfernsehen kommen, wenn überhaupt, nur noch sehr begrenzt zum Einsatz, ebenso das in den 1980ern groß in Mode gekommene Sprachlabor.

    Der Vergleich unterschiedlicher Lernmethoden lohnt sich!
    Alison Armstrong und Charles Casement sind nach Hübners Phasenmodell ihrer Zeit weit voraus
:
Sie haben sich, mitten in der »euphorischen Phase«, die Mühe gemacht, eine umfassende Literaturrecherche zu folgendem Thema durchzuführen: Was bringen denn Computer wirklich für den Unterricht? Vor allem: Was bringen Computer für das Lernen, im Vergleich zu anderen, gleich teuren Möglichkeiten, Unterricht zu verbessern? Die beiden Autoren schickten also andere erfolgversprechende »Kandidaten« mit ins Rennen. Sehr gut schneiden dabei Theaterprojekte, Musik, Kunst und Tanz, aber auch kleinere Klassenteiler, also mehr Lehrer pro Schüler, und die Förderung körperlicher Bewegung ab. 98 Nachgewiesene Folgen: Die Schüler lernen besser, und zwar ganz und gar nicht nur in den »Künsten«, sondern in Mathematik und ihrer Muttersprache, Englisch. Schlecht

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