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Medienmuendig

Medienmuendig

Titel: Medienmuendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Bleckmann
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kann man etwa von der Verkehrsmündigkeit ganz gut ableiten.

Führerschein und Verkehrsmündigkeit
    Niemand bezweifelt heute, dass es für einen jungen Menschen wichtig ist, einen Führerschein zu erwerben. Natürlich bringt der Autoverkehr auch ökologische Nachteile und gesundheitliche Risiken mit sich, und dennoch ist sogar für die allermeisten Nicht-PKW-Besitzer der Führerschein heute eine Selbstverständlichkeit. Fahrkompetenz erwerben angehende junge Autofahrer in praktischen Fahrstunden, denn Lenken, Gasgeben und Bremsen, Einparken und Anfahren am Berg wollen ja geübt sein. Manche sprechen sogar vom Autofahren als Schlüsselkompetenz. Dennoch fordert niemand Praxiserfahrung schon ab drei Jahren! Gerade die kontroverse Diskussion um einen früheren Beginn der praktischen Einübung von Fahrkompetenz (praktische Fahrstunden schon ab 16, begleitetes Fahren ab 17) macht deutlich, dass im Autoverkehr noch sehr wohl zwischen Kompetenz und Mündigkeit unterschieden wird.
    Der deutsche Gesetzgeber hat nämlich in Artikel 1 der Straßenverkehrsordnung eine schöne Formulierung für Verkehrsmündigkeit (nicht Fahrkompetenz!) gefunden.
     
    (1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.
    (2) Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.
     
    Um diesen allerersten und wichtigsten Vorschriften zu entsprechen, sind Gefahrenbewusstsein, realistische Selbsteinschätzung, Fähigkeit zur Perspektivenübernahme und Rücksichtnahme nötig. Verkehrsmündigkeit setzt also ein hohes Maß an menschlicher Reife voraus. Man streitet aktuell sogar eher darüber, ob 18 Jahre dafür überhaupt genug sind. Verkehrsexperten folgern aus Analysen der Unfallstatistiken, dass die Verkehrsmündigkeit auch mit 18 Jahren noch nicht in vollem Umfang gegeben sei, weshalb vor einigen Jahren mit gutem Erfolgeine Null-Promille-Grenze für Fahranfänger beschlossen wurde. 27 Viele Mietautofirmen vermieten ihre Autos nur an Personen ab 25 Jahren.
    Fahrkompetenztraining betreiben, also das Lenkrad bedienen, Gas geben und Bremsen könnte theoretisch auch schon ein wesentlich jüngerer Mensch lernen. Könnte? Kann: Im Mai 2010 verursachte ein achtjähriges Mädchen einen Auffahrunfall, bei dem der Vater als Beifahrer daneben saß und später die »Fahrübungen« kommentierte: »Es hat ihr Spaß gemacht.« 28 Die Öffentlichkeit reagierte empört über den Leichtsinn der jungen Autofahrerin und des unverantwortlich handelnden Erziehungsberechtigten; zudem zieht ein solcher Vorfall rechtliche Konsequenzen nach sich.
    Wie sieht es dagegen mit den Eltern aus, die ihrem Sohn einen PC mit Internetanschluss ins Zimmer stellen, ihn drauflos surfen lassen und halb resigniert, halb bewundernd kommentieren: »Ich weiß zwar nicht, was er da eigentlich macht, irgendwie sind die Kinder uns Eltern in diesem Bereich echt voraus, aber es macht ihm ja solchen Spaß.«
    Kinder nicht Autofahren zu lassen, bis sie die dazu nötige menschliche Reife haben, wird als verantwortungsvolle Verkehrserziehung angesehen. Kinder nicht vor den Bildschirm zu setzen, bis sie dafür reif sind, wird im 21. Jahrhundert von vielen Medienpädagogen als antiquierte Bewahrpädagogik diffamiert. Zu Unrecht, wie ich in Kapitel 4 zeigen werde; im entwicklungsphasenabhängigen Ansatz ist das Bewahren des kleinen Kindes vor schädlichen Medieneinflüssen eine sinnvolle Phase in einem größeren Ablauf.
    Um dieses Prinzip sozusagen vorgreifend am Beispiel des Straßenverkehrs zu erläutern: Eine verantwortungsvolle Erziehung zur Verkehrsmündigkeit bedeutet weder, dass man schon kleine Kinder ans Steuer setzt, noch, dass man sie in ein Kämmerlein einsperrt und so lange wartet, bis das Kind volljährig und die Persönlichkeit gereift ist. Verantwortungsbewusste Eltern und Pädagogen ermöglichen Kindern neben einer allgemeinen Erziehungzum selbstbestimmten und besonnenen jungen Menschen auch schon vor den ersten praktischen PKW-Fahrstunden einige Erfahrungen im Verkehrsbereich. Das geht Schritt für Schritt: Laufen lernen, Bobbycar fahren, Dreirad fahren, kleinere Zusammenstöße und Schürfwunden am Knie überleben, Roller fahren, lesen lernen, Verkehrsregeln lernen, auf dem Verkehrsübungsplatz für die Fahrradprüfung üben, um nur einige Beispiele zu nennen. Überlegen Sie an diesen Beispielen doch einmal, woran man

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