Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie
legaler Vertrag.
Um dem denkwürdigen Anlass eine persönliche Note zu geben, griff Lincoln Robert in sein Wams und holte ein Schächtelchen hervor »Ein Verlobungsring als Zeichen meiner Liebe.«
Mit angehaltenem Atem öffnete Brianna das Etui. »Ach, ein Smaragd ... mein Lieblingsstein.« Sie streckte die Hand aus, damit Lincoln ihr die Ehre erweisen konnte. Sie wusste, dass Smaragde die traditionellen Steine der de Warennes waren und von Generation zu Generation weitervererbt wurden. »Mutter besitzt eine stattliche Kollektion, aus der ich mir hin und wieder etwas borgen darf. Ich bin überglücklich, dass ich nun einen eigenen Smaragd besitze. Ich danke dir, Lincoln.«
»Eine Verlobung ist Anlass, auf das Wohl des Paares anzustoßen. Da einige Ale vorziehen, während andere dem Wein zugeneigt sind, habe ich heute beides bringen lassen«, erklärte Jane und trat an einen Beistelltisch.
»Zu diesem ganz besonderen Anlass verzichte ich auf Ale«, erklärte Jory. »Wir wollen mit Wein auf das Wohl der Verlobten trinken.«
Guy de Beauchamp schloss seine Tochter in die Arme und drückte ihr einen zärtlichen Kuss auf die hellen Locken. »Denk daran, dass du jetzt noch mir gehörst ... ein ganzes Jahr lang«, murmelte er leise.
Er liebt mich von ganzem Herzen. Wie konnte ich nur daran zweifeln?
Ihr Vater sah ihr in die Augen. »Sollte etwas oder jemand dein Glück trüben, dann komm zu mir und sag es mir.«
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss. Als ob jemand es wagen würde, den Zorn des verrufenen Earl of Warwick auf sich zu ziehen. »Ich hab dich lieb, Vater.«
»Wo soll die Hochzeit stattfinden?«, frage Jory. »Flamstead ist näher bei Hedingham als Warwick und wäre praktischer.«
Vater liebt Flamstead. »Ja, wir wollen auf Flamstead Hochzeit feiern«, gab Brianna ihre Zustimmung.
Eine Stunde später, als Brianna sich für die Nacht zurechtmachte, schlüpfte Jane in ihr Gemach. »Auch ich habe für dich ein Geschenk, doch wollte ich es dir unter vier Augen geben. Dass deine Mutter es billigt, weiß ich, da ich ihr vor Jahren auch eines malte, bei deinem Vater aber bin ich nicht so sicher. Er missbilligt jeden Aberglauben und würde über ein keltisches Angebinde sicher die Nase rümpfen, auch wenn es mystische Kräfte besitzt, die dich zu leiten und zu schützen vermögen.«
Brianna nahm den kleinen Seidenbeutel, den Jane ihr überreichte, und fühlte die ovale Form des kleinen Gegenstandes darin. »Ach, wie schön. Du hast mir einen deiner keltischen Wundersteine gemalt.«
»Als du sie unlängst auf meinem Arbeitstisch im Wohngemach sahst, spürte ich, dass du fasziniert warst, und beschloss, eigens für dich einen zu entwerfen.«
»Die Kieselsteine, die du mit Blumen, Göttinnen und keltischen Kreuzen bemalst, sind wunderschön, doch ich hoffe, dass du für mich ein Tier als Symbol gewählt hast.«
»Da du Tiere so liebst, war die Entscheidung klar.«
Brianna ließ den flachen, ovalen und mit einer feinen Lederschnur durchzogenen Stein aus dem Seidenbeutel gleiten. Sie hielt ihn auf der Handfläche und betrachtete ihn, gebannt von seiner Schönheit. Das Tiersymbol, das Jane für sie gemalt hatte, war ein silbergrauer Wolf mit goldenen Augen.
»Die Wölfin, ein keltisches Symbol für Kraft, Verstand und geheimes Wissen, wird der Erdgöttin Sironi als Gefährtin zugeordnet. Sie ist eine Übermutter, wild, beschützend und liebevoll, die dich auf deiner Reise durch das Leben leiten und schützen wird.«
»Wie schön sie ist. Ihre Kraft ist für mich schon spürbar. Ich danke dir aus tiefstem Herzen!«
»Es freut mich, dass du sie magst. Gute Nacht, meine Liebe, und schlaf gut.«
Als Brianna allein war, betrachtete sie den Wunderstein, erstaunt, dass Jane die Wölfin als Symbol für sie gewählt hatte. Sie zeichnete mit der Fingerspitze die Umrisse nach. »Shadow ... Shadow.«
Sie legte den Stein auf das Tischchen neben dem Bett, kaum aber war sie unter die Decke geglitten, als sie danach griff und die Schnur über ihren Kopf schob. Die Wölfin lag nun in der Senke zwischen ihren Brüsten, ihrem Herzen nahe. Und nach dem Einschlafen dauerte es nicht lange, bis Brianna in einen Traum eintauchte.
Aus weiter Ferne vernahm sie ein Heulen, und ihre Nackenhaare sträubten sich. Sie hob den Kopf von den Pfoten und lauschte angestrengt. Wieder war das Geheul zu hören. Es erregte sie und sprach die Wildheit an, die tief in ihr verborgen schlummerte. Langsam und lautlos erhob sie
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