Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie
getauscht hatten. Ein Jahr ist kurz, und du wirst deine Ungeduld zügeln.«
Brianna traf ihre Mutter und Jane oben im lichtdurchfluteten Wohngemach von Hedingham an. Als sie sah, dass sie allein waren, verspürte sie das überwältigende Verlangen, ihnen ihre erregende Neuigkeit mitzuteilen.
»Lincoln Robert bat mich um meine Hand, und ich habe ja gesagt!«
Jane sprang auf und schloss ihre Nichte liebevoll in die Arme. »Das ist ja wundervoll, obwohl ich sagen muss, dass es keine Überraschung ist. Mein Sohn spricht ständig von dir. Ich bin so glücklich, Brianna. Ich habe dich aufrichtig lieb ... du bist die Tochter, die ich mir immer gewünscht habe.«
»Als ich ihm sagte, dass wir warten müssten, bis ich achtzehn bin, war er schrecklich enttäuscht.«
»Nun, ich halte dies für eine weise Entscheidung. Ich war achtzehn, als Lynx und ich vermählt wurden, und ich wurde sofort schwanger. Ich glaube, siebzehn ist zu jung für die Mutterschaft, auch wenn viele edle Ladys mit vierzehn oder fünfzehn verheiratet werden.«
»Sicher wird Lincoln Robert sich überreden lassen, ein Jahr auf dich zu warten. Dein Vater wartete fünf Jahre auf mich. Und Warwick ist nicht eben für seine Geduld bekannt«, erklärte Jory. Sie blickte Jane an. »Brianna möchte gern ein Jahr am Hof der Königin verbringen, ehe sie heiratet. Hedingham ist so nahe, dass sie und Lincoln einander das Jahr über besuchen können.«
»Das ist richtig. Versprich mir, dass du oft kommen wirst«, lud Jane sie ein.
Als am Abend in der Halle Briannas und Lincoln Roberts Heirat besprochen wurde, machte Lynx sich für seinen Sohn stark. »Warum setzen wir nicht den Vertrag zu einer förmlichen Verlobung auf? Damit wären die Bedenken meines Sohnes ausgeräumt.«
»Ich habe nichts dagegen, falls Jory einverstanden ist«, erklärte Warwick.
»Und ich habe nichts dagegen, wenn Brianna es wünscht. Sie geben ein ideales Paar ab«, erklärte Jory.
Lincoln Robert ergriff Briannas Hand und murmelte: »Ich wäre sehr gern formell mit dir verlobt, doch muss ich dich warnen, dass ich weiterhin versuchen werde, dich zu einer Heirat vor deinem achtzehnten Geburtstag zu überreden.«
»Ach, ich mag es sehr, wenn ich umworben werde«, flüsterte sie verführerisch.
Der Earl of Warwick und der Earl of Surrey verhandelten bis spät in die Nacht. Schließlich wurde ein Vertrag aufgesetzt und verfügt, dass Farnham Castle im nahen Surrey an Lincoln Robert fallen sollte, während Lynx de Warenne sich einverstanden erklärte, Wigton Castle mit seinen riesigen Schafherden Brianna am Tag der Hochzeit zu übereignen. Ebenso wurde festgelegt, dass Lynx' ältester Sohn Hedingham übernehmen sollte, und Guy de Beauchamp sein geliebtes Flamstead Castle mit der Pferdezucht Brianna vererben würde.
Am Abend darauf trafen die zwei Familien in der kleinen Bibliothek der Burg zusammen, in der die geschäftlichen Angelegenheiten Hedinghams abgewickelt wurden. Hohe Kerzen erhellten den Raum und warfen ihr Licht auf das Dokument, das in Erwartung der Unterschriften des jungen Paares auf dem schimmernden Eichentisch lag. Der Verlobungskontrakt, ein gegenseitiges Versprechen der künftigen Eheschließung, legte daneben in allen Einzelheiten fest, welche Güter an Brianna und Lincoln Robert an dem Tag fallen sollten, an dem sie im heiligen Ehestand vereint sein würden. Das Dokument musste sodann von beiden Elternpaaren bezeugt und unterzeichnet werden.
Lynx de Warenne tauchte den Federkiel in das Tintenfass. »Obschon du weißt, was wir beschlossen, rate ich dir, den Vertrag durchzulesen, ehe du unterschreibst, Brianna.«
Sie sah Lincoln lächelnd an. Das warme Kerzenlicht betonte den satten Schimmer seiner goldbraunen Haare, und als Lynx ihr die Feder reichte, wusste sie, dass ihr künftiger Ehemann mit fünfzig ebenso aussehen würde wie sein Vater, eine Aussicht, die ihr zusagte.
Sie überflog den Text auf dem knisternden Pergament und unterschrieb sodann schwungvoll.
Lincoln Robert trat neben sie, und auch er las das Dokument sorgfältig durch. Nachdem er den Verlobungskontrakt unterschrieben hatte, fasste er besitzergreifend nach ihrer Hand und hob ihre Finger an seine Lippen, während seine Augen ihre Schönheit bewunderten.
Sie sahen, wie ihre Eltern vortraten und als Zeugen unterschrieben. Eine Verlobungszeremonie erforderte keinen Austausch von Schwüren oder verbale Versprechungen ewiger Liebe, Hingabe oder Treue. Es war ein einfacher, wenn auch bindender
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