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Meditation für Skeptiker: Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst (German Edition)

Meditation für Skeptiker: Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst (German Edition)

Titel: Meditation für Skeptiker: Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ott
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Hände auf den Knien bzw. Oberschenkeln oder sind vor dem Bauch ineinandergelegt. Sie können zusätzlich eine bestimmte Handhaltung wählen, um die Aufmerksamkeit zu steigern. Im Zen werden die Handflächen oft vor dem Bauch so ineinandergelegt, dass sich die Spitzen der Daumen berühren. Im Yoga werden solche Handhaltungen als Mudras bezeichnet. Hier ist jene Haltung oft anzutreffen, bei der die Handrücken auf den Knien liegen, Daumen und Zeigefinger bilden einen Ring und die übrigen drei Finger sind ausgestreckt. Eine weitere Variante, um die Wahrnehmung zu intensivieren, besteht darin, die Handflächen vor der Brust in Herzhöhe aufeinanderzulegen. Bei dieser Haltung, die für das christliche Beten typisch ist, entsteht ein Gefühl von Wärme zwischen den Handflächen, und die Empfindungen des Berührens und Berührtwerdens der linken und rechten Handfläche verschmelzen nach kurzer Zeit zu einem einheitlichen Gesamteindruck.
    Experimentieren Sie einige Zeit mit den beschriebenen Handhaltungen. Achten Sie dabei darauf, dass Ihre Schultern möglichst entspannt bleiben. Lösen Sie sich von Bewertungen und Vorurteilen, die Sie möglicherweise mit den traditionellen Handhaltungen verbinden. Konzentrieren Sie sich stattdessen auf Ihre konkreten Empfindungen und auf Veränderungen in der Fokussierung der Aufmerksamkeit und im Körperausdruck durch die jeweilige Handhaltung.
    Was verändert sich, wenn Sie die Handflächen nach unten gedreht auf die Knie legen oder wenn Sie sie nach oben drehen? Was fühlt sich stabiler an nach einem In-sich-gekehrt-Sein, nach einem abgeschlossenen In-sich-Ruhen, was nach mehr Offenheit, nach einem Austausch mit dem Außen? Erhöht sich die Konzentration durch die oben beschriebene Mudra, jene Geste, die oft im Alltag verwendet wird, wenn etwas erklärt und auf den Punkt gebracht werden soll? Dort, wo sich die Hände befinden, tritt die jeweilige Körperregion stärker in das Bewusstsein. Die Hände vor dem Bauch erleichtern es, sich in den unteren Bauchraum (Jap. Hara ) zu versenken. Das Falten der Hände vor der Brust erleichtert die innere Sammlung in der Herzregion und drückt zugleich Ehrehrbietung aus (siehe nächster Abschnitt).
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    Wenn Sie für längere Zeit in einer bestimmten Haltung verharren und die sensorischen Rückmeldungen abnehmen, kann es leicht geschehen, dass Sie Ihre Handhaltung nicht mehr genau erfassen können. Vielleicht haben Sie sogar den Eindruck, dass Ihre Hände sich in einer ganz anderen Haltung befinden, als dies tatsächlich der Fall ist. Das ist kein Grund zur Besorgnis – sobald Sie eine kleine Bewegung ausführen, wird die Repräsentation sofort aktualisiert und wieder an die reale Situation angepasst.

    Durch die Verankerung Ihres Bewusstseins in Ihrem Körper wirken Sie einer einseitigen Betonung des Verstandes (»Verkopfung«) entgegen. Die kontinuierliche Betrachtung der Körperempfindungen und Gefühle von Moment zu Moment führt Sie zur Einsicht in deren fluktuierende Natur, ein ständiges Entstehen und wieder Vergehen. Einerseits können Sie mit Hilfe der beschriebenen Übungen lernen, Ihren Körper deutlicher zu spüren und sich in ihm heimisch zu fühlen (Selbstakzeptanz), andererseits gewinnen Sie durch die distanzierte Beobachtung an Gelassenheit und Entscheidungsfreiheit, indem Sie automatische Reaktionen erkennen und durch bewusstes, an die Situation angepasstes Handeln ersetzen können (Freiheit und Selbstbestimmung).
    Die Wahrnehmung von Körperempfindungen, die von Akzeptanz und Gleichmut getragen ist, führt zu einem inneren Klärungsprozess, bei dem Ängste, Wut und Trauer mit der Zeit abnehmen und sich positive Gefühle einstellen. Im nächsten Abschnitt geht es darum, wie Sie Letzteres aktiv unterstützen können.
    Wohlwollen und Mitgefühl kultivieren
    Wie stehen Sie zu sich selbst? Mögen Sie sich? Wie viel Perfektionismus, Verachtung oder gar Hass sich selbst gegenüber tragen Sie in sich? Können Sie sich so annehmen, wie Sie sind? Oder ist Ihr Leben angefüllt mit Erwartungen, wie Sie eigentlich sein sollten und müssten? Bevor Sie sich daranmachen können, Wohlwollen und Mitgefühl anderen gegenüber zu entwickeln, ist es erforderlich, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen.
    Die Grundhaltung, mit der Sie Meditation praktizieren, ist von großer Bedeutung. Prüfen Sie erneut Ihre Motivation, die Quelle Ihres Antriebs zu meditieren. Was wollen Sie erreichen? Haben Sie eine bestimmte Vorstellung davon, in welcher Weise

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