Meditation für Skeptiker: Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst (German Edition)
in der renommierten Zeitschrift Science berichtet wurde (Barinaga, 2003). Seit 2004 findet außerdem jährlich ein sogenanntes Summer Research Institute statt, das Professoren und Studenten eine Woche lang die Gelegenheit bietet, ihre Forschungsergebnisse vorzustellen und mit buddhistischen Gelehrten und Meditationslehrern zu diskutieren (siehe www.mindandlife.org ).
Einen weiteren starken Impuls für die Forschung stellt die zunehmende Verbreitung psychotherapeutischer Verfahren dar, die als ein wesentliches Element Achtsamkeitsübungen enthalten (siehe Kapitel 2). Achtsamkeit ist zu einem Trendthema geworden, das inzwischen Eingang in die Lehrbücher der Verhaltenstherapie gefunden hat. Das ungebrochene wissenschaftliche und öffentliche Interesse an diesem Thema spiegelt sich in zahlreichen Kongressen, Medienberichten und neu erschienenen Büchern wider. Exemplarisch seien genannt (siehe Linksammlung auf der Website zum Buch):
Das 2. State-of-the-Art-Symposium »Mindfulness-basierte Therapie« am Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim 2005
Zwei Symposien zum Thema »Achtsamkeit« auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Nürnberg 2006
Die gemeinsame Tagung des Deutschen Kollegiums für Transpersonale Psychologie und der Society for Meditation and Meditation Research mit dem Schwerpunktthema »Achtsamkeit« in Witten-Herdecke 2006
Der internationale Kongress »Medizin, Achtsamkeit & Mitgefühl« in Köln 2007
Zwei Expertentreffen zum Thema »Neuroscience, Consciousness, and Spirituality« in Freiburg im Breisgau 2008 und 2010 (mit dem Schwerpunktthema »Meditation«)
Die Podiumsdiskussion zum Thema »Wie beeinflusst Meditation das Gehirn?« im Rahmen des Besuchs des Dalai Lama in Frankfurt am Main 2009
Titelgeschichten und Artikel unter anderem in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, im Spiegel, Focus und Stern sowie zahlreiche Radiosendungen und Fernsehberichte
Das Buch Hirnforschung und Meditation , ein Dialog zwischen Wolf Singer, dem Direktor des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung, und Matthieu Ricard, einem buddhistischen Mönch (erschienen 2008, inzwischen in fünfter Auflage)
Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor sind schließlich die sogenannten bildgebenden Verfahren, mit denen es heute möglich ist, die Funktionen und die Struktur des Gehirns abzubilden. Die erste Meditationsstudie mit funktioneller Magnetresonanztomographie erschien im Jahr 2000. Seither wurden viele weitere Studien publiziert, die objektive Veränderungen durch Meditation belegen und somit zu einer breiteren Akzeptanz beitragen. Auf diese neurowissenschaftliche Meditationsforschung wird im dritten Kapitel eingegangen.
Wirkungen von Meditation auf die Gesundheit
Nach dem vorangegangenen Streifzug durch die gesamte Landschaft der Meditationsforschung werden in diesem und im darauffolgenden Kapitel Themengebiete näher betrachtet, die gerade für skeptische Menschen von besonders hoher Relevanz sind. Gibt es stichhaltige Belege für eine positive Wirkung von Meditation auf die Gesundheit? Die oben erwähnte großangelegte amerikanische Studie kam diesbezüglich ja zu einer eher kritischen Einschätzung (Ospina et al., 2007).
Ein zweiter für Skeptiker relevanter Punkt betrifft eine Besonderheit bei der Anwendung von Meditation im Gesundheitswesen: Hier kommen spezielle meditative Verfahren zum Einsatz, die aus ihrem ursprünglichen religiösen und weltanschaulichen Kontext weitgehend herausgelöst wurden (Ott, 2009). Im Folgenden werden zunächst die bekanntesten klinischen Meditationsverfahren vorgestellt. Die weiteren Abschnitte dieses Kapitels beschäftigen sich dann mit Methoden, die Achtsamkeitsübungen enthalten, weil diese in den vergangenen zehn Jahren eine starke Verbreitung erfahren haben und inzwischen hinreichend viele Studienergebnisse vorliegen, um deren Wirksamkeit zu beurteilen.
Den ersten Versuch, aus Techniken des Yoga eine rational begründete Methode der Selbstentspannung abzuleiten, stellt das Autogene Training (AT) von Schultz dar. In seinem 1932 erschienenen Lehrbuch formulierte er die Hoffnung: »den Realbestand der Yoga-Tradition ebenso zu erobern, wie frühere Forschung aus dem mystischen Magnetismus die rationale Hypnotherapie entstehen ließ« (Schultz, 1991, S.359). Obwohl sich die Grundstufe des AT als Entspannungsverfahren nach wie vor großer Beliebtheit erfreut, fanden die stärker meditativ ausgerichteten Übungen der Oberstufe des AT (»Autogene
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